Das Zwischenwellenlager dürfte jedem, der sich für einen Porsche mit wassergekühltem Boxermotor erster und zweiter Generation interessiert, ein Begriff sein. Es ist auch bekannt unter IMS, oder Immediate Shaft Bearing. Wir sprechen hier also über das berühmt-berüchtigte IMS Problem beim Porsche 996/997. Geschichten und Mythen ranken sich reichlich um das eigentlich simple Bauteil. Die Konsequenzen, wenn es versagt, sind jedoch ziemlich handfest. Wir zeigen euch, weshalb ihr die Thematik beim Kauf auf dem Schirm haben solltet. Außerdem beantworten wir die Frage, ob Besitzer eines M96/97 Motors künftig noch ruhig schlafen können!
Dass Porsche die Luftkühlung zugunsten besserer Effizienz und geringerer Geräuschemissionen aufgeben musste, ist hinlänglich bekannt. Damit einher ging natürlich eine erhöhte Komplexität der Konstruktion. Wasserkanäle im Block und in den Zylinderköpfen, Radiatoren, Schläuche und Wasserpumpen mussten im Motorraum der Porsche 911 und Boxster ab Ende der 90er untergebracht werden. Doch die Zuffenhausener Ingenieure hatten hier ihre Hausaufgaben gemacht. Die Achillesferse der Porsche M96 und M97 Motorengeneration lag nämlich woanders…
Bereits die luftgekühlten Motoren der Mezger-Ära verwandten eine sogenannte Zwischenwelle. Somit werden die Antriebsketten der Nockenwellen nicht direkt über die Kurbelwelle, sondern indirekt angetrieben. Das ermöglicht geringere Geschwindigkeiten der Steuerkette und verlängert das Kettenleben. Diese Zwischenwelle, bzw. ihre Lagerung, sorgt bei den ersten wassergekühlten Porsche-Boxermotoren jedoch hier und da für Kummer. Das Problem an der Sache: Geht das Zwischenwellenlager kaputt, springt oft die Steuerkette über. Dann passen die Steuerzeiten nicht mehr, der Kolben schlägt gegen die Ventile und der Motor ist kapital zerstört. Es können auch Gleitschienen oder die Steuerketten selbst Schaden nehmen. Der Effekt bleibt allerdings meist derselbe.
Betroffen können prinzipiell alle Porsche Boxster der Baureihe 986 und alle Porsche 911 Carrera der 996 Familie sein. Außerdem alle 2005er Boxster, Cayman (987) und 911 (997) sowie vereinzelte 2006er Modelle derselben Generationen. Turbo und GT Modelle sind nicht betroffen. Allerdings, und das ist die gute Nachricht, ist die Ausfallquote überschaubar. Macht die Suche in Foren einem noch Angst, liegt vermutlich um und bei 5% die Wahrheit. Porsche hat im Laufe der Jahre unterschiedliche Lager verbaut, allerdings durch die Bank sogenannte „geschlossene“ Lager. Das heißt, dass die Lager mit Fett/Schmiermittel gefüllt sind und keine Schmierung durch das Motoröl bekommen.
Von Problemen mit den Zwischenwellenlagern können prinzipiell alle Porsche Boxster der Baureihe 986 und alle Porsche 911 Carrera der 996-Familie betroffen sein. Außerdem alle 2005er Boxster, Cayman (987) und 911 (997) sowie vereinzelte 2006er Modelle derselben Generationen.
Es gibt viele unterschiedliche Meinungen dazu, warum diese Zwischenwellenlager im Laufe der Jahre Schaden nehmen können. Unter anderem werden (zu) lange Standzeiten für Defekte verantwortlich gemacht. Hier und da wird Porsches Entscheidung zugunsten geschlossener Lager als solches kritisiert. Manch einer meint auch, ab gewissen Laufleistungen mit einem Lager brauche man sich keine Sorgen mehr machen. Es ist wie immer in solchen Situationen: Es kann gut gehen, muss aber nicht.
Zur Lösung oder Vorbeugung des Problems tummeln sich allerhand Optionen am Markt. Die einfachste Methode wäre zunächst, beim jährlichen Ölwechsel den Filter aufzuschneiden und auf Späne zu untersuchen. Zwar heißen Späne darin nicht zwingend, dass ein Zwischenwellenlagerschaden droht, aber sie signalisieren in jedem Fall erhöhten Verschleiß im Motor. Es gibt auch Sensoren, die die Konzentration von Spänen im Öl feststellen und bei erhöhtem Wert ein Signal ins Cockpit geben.
Es gibt drei Anzeichen, die auf einen drohenden Defekt des Zwischenwellenlagers hindeuten können: Ölleckagen zwischen Motor unter Getriebe, Metallspäne im Öl und klopfende, metallische Geräusche von der Motorrückseite.
Wer allerdings nicht nur das Symptom im Auge haben, sondern ganz auf Nummer sicher gehen will, kommt um einen Austausch des Lagers nicht herum. Meist wird ein dazu ein zweireihiges, geschlossenes Lager empfohlen. Offene Lager mit zusätzlicher Ölversorgung gibt es auch, sie sind aber eher Exoten. Für den Austausch müssen Motor und Getriebe immer getrennt werden. Dabei kann man direkt auch den oft undichten Kurbelwellendichtring sowie bei Bedarf die Kupplung erneuern.
Wer einen Porsche 996 oder 986 mit dem originalen Zwischenwellenlager fährt, kennt die Problematik. Beim beherzten Fahren überkommen einen gern Zweifel. „Hält das Lager noch? Sollte ich es tauschen lassen?“ Machen wir es kurz: Das Zwischenwellenlager auszutauschen kostet ca. 2.000 Euro. Sicher kein Schnäppchen, aber im Vergleich zu einer Motorrevision ein kleines Übel. Und eines ist sicher: Mit erneuertem Zwischenwellenlager fährt es sich entspannter. Wir würden empfehlen, den Austausch von einem unabhängigen Porsche Spezialisten vornehmen zu lassen. Die nötigen Spezialwerkzeuge hat nicht jede Werkstatt um die Ecke.
Wer dieses Thema einmal abgehakt hat, kann anschließend auch ruhig schlafen. Normalerweise geben die Hersteller eine Garantie über 60.000 bis 80.000 Kilometer auf das Lager. Es gibt natürlich weitere Themen, die bei den frühen wassergekühlten Motoren ungewollte Berühmtheit erlangt haben (z.B. die Beschichtung der Zylinderlaufbahnen). Diese kommen aber meist schleichend und gehen mit deutlich sichtbaren Symptomen einher. Der Austausch des Zwischenwellenlagers ist aus unserer Sicht gut angelegtes Geld. Zumindest ist er einer langen Boxerzukunft nicht abträglich.
Titelbild: Nicholas V. Ruiz
Elferspot Magazin