Wie wird man eigentlich Porsche Sammler? Dieser Frage sind wir unter anderem in unserem neuesten Interview nachgegangen. Eigentlich ist die Frage leicht zu beantworten. Einer ist ja leider nie genug. Im Laufe eines Enthusiasten-Lebens verliebt man sich immer wieder mal neu. Zwangsläufig. Sich aber von einem Porsche zu trennen, ist unglaublich schwer. Oft bleibt dann gar keine Wahl und man muss sich, sofern Kapital und Platz vorhanden, einen weiteren Porsche zulegen. Natürlich gibt es unterschiedliche Zugänge und Motive, warum jemand zum Porsche Sammler wird. Bei manchen „passiert“ es einfach, andere wiederum spekulieren auf steigende Preise und kommen eher über den Investitionsgedanken zum Sammeln. Manche begeistern sich für ganze spezielle Modelle oder erfreuen sich an limitierten Exemplaren. Am Ende verbindet aber wohl alle die Liebe und Leidenschaft zur Marke Porsche.
Wir hatten die wunderbare Gelegenheit einen äußerst sympathischen und leidenschaftlichen Sammler kennenzulernen. André hat das Elferspot Magazin in sein „11er Archiv“ eingeladen. Wir haben euch dieses Interview und einige Bilder der atemberaubenden Kollektion mitgebracht.
Wie kam es zu deiner Sammelleidenschaft? War das immer dein Ziel, eine Porsche Sammlung aufzubauen oder gab es einen initialen Moment? Und warum Porsche?
Die Leidenschaft für sportliche Fahrzeuge ist mir bereits „in die Wiege gelegt“ worden. Ich habe es schon als kleiner Junge genossen, wenn mein Opa mich in seinem Sportwagen mitgenommen hat. Über die Jahre habe ich mich dann mehr und mehr mit der Marke Porsche beschäftigt. Mit einem Porsche 993 Vorführfahrzeug habe ich meine erste „Jungfernfahrt“ genießen dürfen. Eine Fahrt mit Folgen. Eine Blitzansteckung. Die Leidenschaft war aufhaltlos geweckt. Seit diesem Tag bin ich verliebt in die Marke. Der 911er ist für mich einfach der ultimative Sportwagen. Die Form ist zeitlos und besteht schon seit über 55 Jahren. Die Marke schafft es immer wieder, bei den Kunden einen Nerv zu treffen. Dass ein Sportwagen aus Zuffenhausen ein Gefährt für jede Gelegenheit ist, ist inzwischen im Bewusstsein der Porsche Gemeinde verankert.
Die Form ist zeitlos und besteht schon seit über 55 Jahren. Die Marke schafft es immer wieder, bei den Kunden einen Nerv zu treffen.
Nach Absolvierung diverser Rennstreckentrainings bei Porsche in Leipzig haben meine Frau und ich zunächst die Leidenschaft für den Rennsport entdeckt und sind im Porsche Sports Cup mit einem 996 Cup-Fahrzeug gestartet. Nachdem sich jedoch herausstellte, dass das Hobby zu viel Zeit in Anspruch nahm, haben wir beschlossen, uns aus diesem Bereich zurückzuziehen. Dennoch hat uns die Faszination für die sehr sportlichen aber auch vor allem die limitierten und seltenen Modelle nie wirklich losgelassen. So hat sich im Laufe der vergangenen Jahre unsere Sammlerleidenschaft entwickelt.
Was war dein erster Porsche?
Auch wenn bereits erste ernste Kaufabsichten zum Ende der Ära 993 bestanden, habe ich mich dennoch für einen Porsche 996 MK 1 C2 entschieden. Somit war dieses, zum damaligen Zeitpunkt optisch sehr neue Fahrzeug, mein Einstieg in die Porsche-Welt.
Du nennst deine Garage 11er Archiv. Wie kam es zu diesem Namen?
Der Name war eigentlich recht schnell gefunden. Wir sind Porsche-Liebhaber, die die aktuelle Sammlung nicht nur optimieren möchten, sondern es auch in vollen Zügen genießen, den einen oder anderen Sportwagen zu fahren. Vor diesem Hintergrund, passt das Wort Archiv (lt. Duden beinhaltet Archiv neben aufbewahren und erhalten auch benutzbar machen ohne zeitliche Begrenzung) perfekt zu unserer Sammlung.
Wieviel Zeit widmest du deinem Hobby?
Die Pflege und Wartung der Fahrzeuge nimmt schon eine gewisse Zeit in Anspruch, die meine Frau und ich uns gerne als Auszeit vom Alltag gönnen. Bei schönem Wetter genießen wir gemeinsame Ausfahrten und entdecken so zahlreiche wunderschöne Strecken, die man viel intensiver wahrnimmt. Darüber hinaus haben sich über das Hobby spannende Kontakte entwickelt und neue Freundschaften sind entstanden.
Die Pflege und Wartung der Fahrzeuge nimmt schon eine gewisse Zeit in Anspruch, die meine Frau und ich uns gerne als Auszeit vom Alltag gönnen.
Vom Porsche 911R wurden nur 991 Stück gebaut. Viele Enthusiasten hatten keine Chance einen zu ergattern. Du besitzt gleich zwei Stück davon. Wie kam es dazu?
Ich hatte die glückliche Chance, einen 911 R direkt über Porsche zu beziehen. Diesen haben wir über die Porsche Exclusive Manufaktur mit rivierablauen Streifen und Akzenten individualisieren können. Der 911 R hat auf uns eine so große Faszination ausgeübt, dass wir uns entschlossen haben, ein weiteres Fahrzeug über den freien Markt zu erwerben.
Gibt es Momente, in denen dich deine Sammlung belastet?
Es gibt wie bei allem immer zwei Seiten der Medaille. In Zeiten, in denen unsere Jobs uns sehr fordern und somit die Zeitressourcen sehr knapp bemessen sind, ist es dann eher belastend, sich um die Fahrzeuge „kümmern“ zu müssen. Ob es die anstehenden Serviceintervalle sind oder das Anklemmen der Batterieladegeräte oder aber die Aufbereitung der Fahrzeuge nach der Nutzung.
Wenn du bis auf einen Elfer alle weggeben müsstest, welcher würde bleiben?
Da sind meine Frau und ich uns nicht ganz einig. Ich würde auf jeden Fall den individualisierten 911 R mit den rivierablauen Streifen behalten. Ein Fahrzeug, welches mich von Anfang an – nicht nur aufgrund seiner Historie – begeistert hat. Pepita-Carbon-Sitze, Einmassenschwungrad, grün beleuchtete Tachos, Magnesiumdach, Kofferraumhaube aus Carbon, Scheiben aus Polycarbonat und darüber hinaus agiles Handling – ein Genussauto, welches die Gene vom GT3 RS besitzt. Dezentes Auftreten ohne Heckspoiler oder sonstigem Schnickschnack. Lediglich ein schnörkelloser Schriftzug weist den puristischen 911 R aus.
Meine Frau ist sehr fasziniert von den 993 Modellen, insbesondere der 993 S Vesuvio, den sie auch gerne mal im Alltag fährt, liegt ihr sehr am Herzen. Luftgekühlt, Understatement, da optisch sehr zurückhaltend, dennoch extrem sportliches Fahren in einem absolut zeitlosen und alltagstauglichen Fahrzeug – einfach Porsche halt!
Wenn du dir aktuell einen Porsche aussuchen könntest, welcher würde deine Sammlung am meisten bereichern?
Ganz klar der Porsche 935 Flatnose limitiert auf 77 Stück. Ausnahmsweise mal kein straßenzugelassenes Fahrzeug, sondern ein Rennfahrzeug, sozusagen eine Homage an „Moby Dick“. Einfach ein unbeschreiblich spektakuläres Auto – 700 PS, die Karosserie erinnert an den legendären Porsche 935/78, viele Details des Exterieurs zitieren erfolgreiche Fahrzeuge aus der Motorsportgeschichte, die Technik basiert auf dem Hochleistungssportwagen 911 GT2 RS, große Teile der Karosserie wurden durch Anbauteile aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff ersetzt bzw. ergänzt.
Wie siehst du die aktuellen Entwicklungen im Automotive Bereich. Stichwort: Elektromobilität?
Sicherlich ein sehr spannendes Thema, insbesondere die dafür erforderliche Ladeinfrastruktur, um weiterhin flexibel mobil zu sein. Der Wandel in der Mobilität vollzieht sich beeindruckend schnell. Mit dem 918 Spyder hat Porsche gezeigt, wie Hybridisierung im Supersportwagen-Segment aussehen kann. Es sind meiner Meinung nach noch viele Hausaufgaben seitens der Automobilhersteller zu erledigen, die einfach mehr Zeit benötigen, als die Politik es sich vorstellt. Um nur einige Themen zu nennen, wie Energie-/ Ladeinfrastruktur und Batteriekapazitäten, bzw. Reichweite von E-Autos.
Wird der Porsche Taycan in deine Sammlung kommen?
Der Porsche Taycan könnte das Kult-Fahrzeug des kommenden Jahres werden. Um auch im Alltag der Marke Porsche treu zu bleiben, ist es unser Ziel, auch dieses Fahrzeug zu erwerben.
Wie denkst du über die Elektro-Mobilität? Wird man in 15 Jahren noch mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor fahren dürfen?
Zurzeit wird viel diskutiert über das Aus von Verbrennungsmotoren. Daran glaube ich nicht. Darüber hinaus gibt es zahlreiche unterschiedliche Studien. Die Frage ist immer, an welche man eher glaubt und woran man festhält. Die Kombination eines Verbrennungsmotors mit einem Elektromotor zum Hybridantrieb ist für mich die Massenmobilität der Zukunft. Somit wird hierzulande der Verbrennungsmotor noch lange eine dominante Rolle spielen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Bilder: © Markus Klimesch für Elferspot Media GmbH
Elferspot Magazin