Wir vom Elferspot Magazin freuen uns, immer wieder mit Porsche begeisterten Menschen aus aller Welt darüber ins Gespräch zu kommen, was die Leidenschaft für Sportwagen aus dem Hause Porsche entfacht hat. Sind es doch oft genau diese Geschichten, die uns Enthusiasten miteinander verbinden und über die Jahre zu vielen Freundschaften führen. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, mit einem ganz besonderen Vater-Sohn-Duo zu sprechen. Jeff und sein Sohn Stuart Colomina haben eine unzertrennliche Beziehung. Sie sind Autonarren im besten Sinne des Wortes. Während unseres Interviews erzählten sie mir, warum sie einen Porsche 993 Carrera RS ungesehen über Elferspot gekauft haben und teilten ihre ersten Erfahrungen mit mir.
Jeff: Hallo Richard, schön, auch dich kennenzulernen! Mein Name ist Jeff Colomina, 60 Jahre alt. Ich bin gelernter Buchhalter und arbeite jetzt als Vertriebsleiter für ein Softwareunternehmen. Ich wuchs in Michigan auf, zog dann nach Arkansas und arbeitete mich in den Süden vor. Meine berufliche Laufbahn habe ich in Dallas verbracht und lebe dort noch heute. Die coolste Antwort auf die Frage, warum ich hier gelandet bin, hätte wahrscheinlich mit Tex-Mex und Margaritas zu tun. Aber um ehrlich zu sein, kam ich wegen der Arbeit hierher und bin seitdem geblieben.
Stuart: Ich bin Stuart Colomina, 23 Jahre alt und habe vor kurzem meine Karriere als Buchhalter begonnen. Nebenbei betreibe ich Autofotografie und wohne in der Innenstadt von Dallas. Mein Vater und ich sind so etwas wie beste Freunde, würde ich sagen.
Stuart: Ich bin ein Autofan, solange ich denken kann. Seit mittlerweile 15 Jahren folgen mein Vater und ich einem festen Samstagsritual. Nach dem Frühstück fahren wir zu den örtlichen Lamborghini-, Ferrari- und Porsche-Händlern und schauen uns auf den Parkplätze um. Dort und in den Schaufenstern machen wir unsere eigene Art Carspotting. An Papas 50. Geburtstag habe ich einen Gallardo gesehen und mich total in ihn verliebt. Die Mitarbeiter wollten das Auto in ein anderes Autohaus bringen. Quasi um sich selbst zu beschenken, kaufte mein alter Herr sich an diese Tag spontan seinen allerersten Exoten… Dieser Tag war unvergesslich. Und der Rest is Geschichte.
Ich habe mich schon immer für Autos interessiert und habe eine Menge gleichgesinnter Freunde. So richtig zum Autoliebhaber bin ich aber erst durch meinen Sohn geworden. Ich wollte etwas mit meinen Kindern teilen, etwas finden, das eine lebenslange Bindung zu ihnen aufbaut.
Jeff Colominas Antwort auf die Frage, wie er zum Autofan geworden ist.
Jeff: Wie Stuart bereits erwähnt hat, wurde uns gesagt, dass der Gallardo Spyder nicht zu einem anderen Händler transportiert wird. Es sei denn, ich entscheide mich kurzfristig für ihn. Spontan machte ich eine Anzahlung in der Größenordnung einer Hypothek und kaufte das, was damals mein „Traumauto“ war. Damit nahm unsere Vater-Sohn-Auto-Geschichte so richtig Fahrt auf. Die Geschichte, dass wir beide uns komplett unseren Traumautos verschrieben.
Ich habe mich schon immer für Autos interessiert und habe eine Menge gleichgesinnter Freunde. So richtig zum Autoliebhaber bin ich aber erst durch meinen Sohn geworden. Ich wollte etwas mit meinen Kindern teilen, etwas finden, das eine lebenslange Bindung zu ihnen aufbaut. Und mir war früh klar, dass aus Stuart ein echter Autofreak werden würde. Schon als kleiner Junge konnte er Autos an den Scheinwerfern erkennen, später an ihrem Klang. Und dieser Tag war, wie Stuart schon sagte, ein ganz besonderer Tag. Wir kauften den Lamborghini und damit fing die Geschichte wirklich an. Nach ein paar Jahren wurde der Gallardo durch einen Ferrari 458 Italia, später einen 458 Speciale und danach einen 488 GTB ersetzt.
Stuart: Dad und ich haben eine sehr enge Beziehung zueinander. Immer nach den Hausaufgaben haben mein Vater und ich uns YouTube-Videos über Autos angesehen. Unsere liebsten Videos waren zum Beispiel das originale Top Gear oder die von Shmee. Oft führten die Videos zu stundenlangem Stöbern durch Online-Autobörsen. Erst an meinem 16. Geburtstag wurde unser Traum, an der Monterey Car Week teilzunehmen, Wirklichkeit. Was eine einmalige Reise sein sollte, wurde seitdem zu einem jährlichen Ritual.
Der Ablauf ist eigentlich immer gleich: Wir fahren den Pacific Coast Highway entlang und durchstöbern die Parkplätze einiger der schönsten Golfplätze der Welt. Während unserer Besuche haben wir den Pebble Beach Concours d’Elegance, das Quail Motorsports Gathering, den Weathertech Raceway Laguna Seca und zahlreiche Autoauktionen genossen. Die Car Week ist für uns eine jährlichePilgerfahrt zu den malerischen Küstenstädten Monterey, Carmel und Pebble Beach.
Ich glaube nicht, dass es eine bessere Kulisse für diese spektakulären Autoshows gibt. Ich kann es kaum erwarten, meinen Junior eines Tages mit auf die Reise zu nehmen. Die Car Week ist für uns ein Ort, an dem wir „automobile Einhörer“ entdecken. Dabei entstehen unvergessliche Erinnerungen mit meinem alten Herrn.
Jeff: Weißt du, ich hatte das Glück, im Laufe der Jahre noch ein paar weitere Sportwagen zu besitzen. Nach dem Gallardo fuhr ich mehrere Ferraris. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich immer das Gefühl, dass handgeschaltete Autos so viel mehr Spaß machen. Vor allem die luftgekühlten Porsches bieten ein deutlich cooleres Erlebnis als jeder moderne Supersportwagen.
Stuart: Wir waren einmal während der Car Week in Laguna Seca und ein Auto hat uns komplett umgehauen. So etwas hatten wir beide noch nicht gesehen. Dieses gelbe Auto stand da und wir fragten uns beide: Was um alles in der Welt ist das? Es war ein Porsche 993 GT2 ausgestellt. Danach haben wir ein wenig recherchiert und herausgefunden, warum wir noch nie einen gesehen hatten: Den Porsche 993 GT2 gab es insgesamt nur 57 mal als straßenzugelassene Version.
Jeff: Wir waren beide von diesem großen Heckflügel beeindruckt. Durch die seitlichen Lufteinlässe bekam man sofort den Eindruck, dass hier ein verdammt ernstzunehmender Sportwagen steht. Er sah radikal aus, als wäre er ausschließlich für den Renneinsatz gebaut. Auf den ersten Blick könnte man ihn mit seinen angeschraubten Kotflügelverbreiterungen und dem großen Heckflügel sogar für ein Kit Car halten.
Stuart: Die Lufteinlässe waren schon das prägnanteste Feature. Mein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon einen Porsche 930 Turbo. Es war also klar, dass es ein Sauger werden sollte. Nach einigen Recherchen entschieden wir uns für den Porsche 993 Carrera RS. Er erfüllte alle Kriterien: Drehwilliger Saugmotor, manuelles Schaltgetriebe und eben dieser fantastische Heckflügel. Zu allem Überfluss wurde dieses Modell in den USA nie verkauft, was es für uns noch interessanter machte.
Jeff: Bei unseren Recherchen sind wir auf Elferspot gestoßen. Seitdem ist es so etwas wie eine tägliche Routine geworden, bei euch nach neuen Porsche 993 Carrera RS Modellen zu suchen. Und um ehrlich zu sein, ist die Jagd fast so aurfregend wie die Fahrt… Eines Tages sahen wir diesen 993 RS in Grandprixweiß bei DAVID Finest in Deutschland. Da wir ein gelbes oder weißes Auto wollten, das nicht auf einer Rennstrecke verheizt wurde, war dieser Carrera RS ein Volltreffer. Er wurde ursprünglich in Japan verkauft und dann 2015 nach Deutschland importiert.
Aber das war eine ziemliche Herausforderung. Wir hatten beide noch nie einen Porsche 933 Carrera RS in natura gesehen. Außerdem und hatten keine Erfahrung mit Fahrzeugtransport, Import und so weiter. Und als Krönung waren alle Unterlagen entweder japanisch oder deutsch. Da wir beide kein einziges Wort in einer dieser Sprachen sprechen, mussten wir uns auf Google Translate verlassen. Nachdem wir den Papierkram erledigt hatten, brauchten wir noch einen einen vertrauenswürdigen Mechaniker. Vor dem Kauf sollte noch eine gründliche Begutachtung stattfinden.
Die Jungs von DAVID Finest Sports Cars waren wirklich professionell. Sie waren eine große Hilfe, besonders bei der Transport- und Zollabwicklung. Auch wenn 5.000 Meilen und sieben Zeitzonen zwischen uns lagen.
Wir fanden einen erfahrenen Mechaniker aus dem Raum Hamburg, der das Auto gewissenhaft untersuchte. Er machte einen Kompressionstest, eine Dichtigkeitsprüfung, maß die Lackdicke und so weiter. Nachdem wir eine Menge Videos und Fotos hin- und hergeschickt hatten, waren wir überzeugt, dass das Auto unseren Vorstellungen entsprach. Im Juni 2022 waren alle Details geklärt und die Verträge unterzeichnet. Und dann begann die Zeit des Wartens auf die wahrscheinlich am meisten erwartete Lieferung in unserem Leben.
Stuart: Wir waren beide so begeistert… Allein die Räder sind ein Kunstwerk! In den Monaten vor der Auslieferung haben wir auf YouTube alles über den Porsche 993 Carrera RS verschlungen. Und zur Vorbereitung musste ich noch lernen, wie man einen Handschalter fährt. Während eines Familienurlaubs in Italien mieteten wir deshalb explizit ein Auto mit Schaltgetriebe. Und zu Hause haben wir den Porsche 930 Turbo für ein paar Fahrstunden genutzt. Die Schaltwege sind darin gefühlt unendlich lang. Und generell gehen die Gänge darin verhältnismäßig schwer rein. So lernte ich es gleich „auf die harte Tour“.
Als das Auto geliefert werden sollte, fühlte ich mich wie ein Kind am Weihnachtsabend. Ich konnte nicht wirklich schlafen, war ängstlich…
Jeff Colomina
Jeff: Als das Auto geliefert werden sollte, fühlte ich mich wie ein Kind am Weihnachtsabend. Ich konnte nicht wirklich schlafen, war ängstlich… Immerhin dauerte es von der ersten Anfrage bis zur Lieferung fast sechs Monate. Der LKW-Fahrer sagte zunächst, dass er am Sonntagmorgen hier sein würde. Dann rief er an und verschob es auf Sonntagabend. Letztlich wurde es aber Montagmorgen.
Als er am Montag um 9 Uhr endlich ankam, regnete es. Aber als er das Auto ablieferte, war ich zunächst hin und weg. Ich dachte nur: „Mein Gott, was für ein schönes Auto“ und konnte meinen Blick nicht davon abwenden. Der LKW-Fahrer half mir, das Auto abzutrocknen, nachdem ich es in der Garage geparkt hatte. Für eine gute Stunde saß ich in der Garage und himmelte das Auto an. Ich fuhr den RS an diesem Tag nicht einmal. Ich war völlig überwältigt von der Erscheinung.
Jeff: Ich habe ein sehr steifes, hart gefedertes Tracktool erwartet. Und was soll ich sagen? Es ist genau das Gegenteil. Der Porsche 993 Carrera RS ist einfach zu fahren und überhaupt nicht unbequem. Die Sitze sind so gut, dass man darin locker ein paar hundert Kilometer am Stück zurücklegen kann. Er hat zwar „nur“ 300 PS, aber das ist für ein so leichtes Auto mehr als ausreichend. Er beschleunigt großartig, die Kupplung ist leichtgängig und das Getriebe lässt sich wunderbar schalten. Ich habe im Laufe der Jahre eine Reihe von Sportwagen besessen. Doch ich kann mit Sicherheit sagen, dass mir der Carrera RS mit Abstand am meisten Freude bereitet.
Stuart: Das Fahrerlebnis ist einfach unglaublich. Es gibt eine sehr schöne Straße, nur eine Stunde nördlich von Dallas. Wir sind vor ein paar Wochen mit dem RS dorthin gefahren. Es war das erste Mal, dass wir wirklich auskosten konnten, was der RS fahrerisch zu bieten hat. Das Erlebnis war absolut unglaublich. Und das Beste daran ist, dass man nicht einmal sehr schnell fahren muss, um sich besonders zu fühlen oder Spaß zu haben. Wenn du das Pedal durchdrückst, gibt es keinerlei unerwünschten Vibrationen in der Lenkung. Alles fühlt sich so analog an. Bei einer Spritztour über die Landstraße fährt man am besten mit heruntergelassenem Fenster, im 2. Gang und hört dabei „Life in the Fast Lane“. Es ist zweifellos unser Lieblingsauto.
Stuart: Dieses Auto ist ein echter Hingucker. Bei den Cars & Coffee Meetings ist der Carrera RS immer im Mittelpunkt. Alle sprechen über ihn. Selbst wenn daneben limitierte Ferraris oder McLarens stehen, zieht er die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Mein Postfach wird nach Treffen oder auch Posts mit dem Auto jedes mal quasi geflutet. Für mich ist jede einzelne Fahrt mit dem Auto etwas Besonderes.
Für seinen ersten Auftritt nahmen wir den Porsche 993 Carrera RS zu einer Ferrari-Show in Dallas mit. Da es eine exklusive Ferrari-Veranstaltung war, mussten wir im hinteren Teil des Geländes parken. Zu unserem Erstaunen strömten eine Menge Leute zu unserem Auto auf dem Parkplatz.
Jeff: Für seinen ersten Auftritt nahmen wir den Porsche 993 Carrera RS zu einer lokalen Auto-Show in Dallas mit. Da die Show ausschließlich für Ferraris war, mussten wir im hinteren Teil des Geländes parken. Zu unserem Erstaunen strömten eine Menge Leute zu unserem Auto auf dem Parkplatz. Sogar die Ferrari-Leute kamen vorbei und sagten: „Ihr habt hier ein ganz besonderes Auto“. Alle kamen zurück und bewunderten diesen kleinen Porsche 993 Carrera RS. Es war eine sehr schöne Art und Weise, die Gefühle zu teilen, wenn man sein Traumauto bekommt.
Stuart: Den 993 Carrera RS wollen wir nicht auf der Rennstrecke verheizen, sondern ihn bewahren. Andererseits möchten wir ihn natürlich mit der Autocommunity teilen. Deshalb nehmen wir so gerne an Treffen teil. Auf diese Weise können wir das Auto zeigen und so viele Kilometer wie möglich sammeln. Schließlich geht es nicht nur um die Freude am Auto selbst, sondern vielmehr um die Menschen, die man bei der Reise kennenlernt.
Stuart: Papa und ich haben uns unzählige YouTube-Videos angesehen, Tausende von Autohäusern besucht, an neun Monterey Car Weeks teilgenommen und mehr als zehn Jahre lang unsere Wochenendtouren gemacht. Wir führen buchstäblich jeden Tag Gespräche über Autos. Mit diesem Porsche 993 Carrera RS haben wir nun das Auto gefunden, das wirklich unseres ist. Wir hatten vorher noch nie einen gesehen. Und am Ende hat er alle unsere Erwartungen sogar noch übertroffen.
Klar, es ist schon cool, wie viel Aufmerksamkeit dieses Auto erhält. Aber das war keineswegs der Grund, warum wir es gekauft haben. Dieser 993 Carrera RS ist so viel mehr für uns. Natürlich gibt es teurere Autos, schnellere Autos, aber dieses hat uns die meisten Türen geöffnet! Es ist ein einzigartiges Auto. Die Suche selbst war einer echte Herausforderung. Und auch der Importprozess hat einige Zeit in Anspruch genommen. Am Ende ging es um die Reise, die wir als Vater-Sohn-Duo erlebt haben. Diese gemeinsamen Erinnerungen stärkten unsere Bindung noch mehr. Das unterstreicht der RS auf eine Weise, wie es kein Ferrari 488 je könnte!
Jeff: Ich bin nicht wirklich auf der Suche nach einem neuen Auto. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Platz in der Garage begrenzt ist, bin ich mit dem, was wir jetzt haben, ziemlich zufrieden.
Stuart: Dieser 993 Carrera RS war sozusagen das letzte Puzzlestück, um mich zu einem echten Porsche-Enthusiasten zu bekehren. Viele meiner Freunde können das nicht wirklich nachvollziehen. Deshalb fühle ich mich in dieser Hinsicht ein bisschen wie ein Botschafter. Ich arbeite jetzt seit einem Jahr und fange an, mich für den Porsche 914 zu begeistern. Ich mag die Form sehr und würde gern einen mit meinem Vater restaurieren.
Jeff und sein Sohn Stuart sind kein gewöhnliches Vater-Sohn-Duo. Sie lieben beide Autos und teilen fast täglich eine gemeinsame Leidenschaft. Ihre Geschichte ist herzerwärmend, inspirierend und sollte uns ermutigen, die Bindung zu unseren eigenen Kindern zu stärken.
© für alle Bilder: Stuart Colomina
Über den Autor
Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.
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