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Wenn ich es nicht fühle, male ich es nicht – Romana Hirschvogl

21.07.2023 Von Richard Lindhorst
Wenn ich es nicht fühle, male ich es nicht – Romana Hirschvogl

Vielen Kennern der Porsche-Szene ist sie bereits ein Begriff: Romana Hirschvogl, Künstlerin aus Österreich. Sie malt mit Acryl auf Leinwand Autos auf Kundenwunsch. Unter dem Alias ohmydeer1401 lässt sie uns daran teilhaben, wie ihre meist Porsche-bezogenen Kunstwerke entstehen. Sie verriet mir in einem erfrischend ehrlichen Interview unter Anderem, wieso sie auch die Misserfolge bewusst zeigt und warum Porsches sie an Frauenkörper erinnern.

Liebe Romana Hirschvogl, herzlich willkommen beim Elferspot Porsche Talk! Wie kamst du überhaupt zur Malerei? Denn du hast ja noch einen anderen Job, oder?

Hallo Richard, danke! Ja, das ist richtig. Im Hauptberuf bin ich Haar-Stylistin und arbeite dort in einem Full-Time-Job. Die Malerei ist mein Hobby. Aber Kreativ war ich schon immer. Nach der Schule wollte ich auf die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Ich wusste, dass es schwer werden würde, aber es war mein großer Traum. Für die Aufnahmeprüfung musste ich verschiedenste Arbeiten erstellen, von Bleistiftzeichnungen bis Acryl- und Ölfarben auf Leinwand. Aber es hat damals leider nicht ganz gereicht, nicht sollen sein. Also musste ich mir alles autodidaktisch aneignen.

Als ich meine erste eigene Wohnung einrichtete, wollte ich keine Bilder kaufen und habe kurzerhand selbst welche gemalt. In erster Linie waren das nackte Torsos. Die Bilder habe ich dann auf Facebook geteilt und sehr schönes Feedback dazu bekommen. Portraits waren für mich damals ein rotes Tuch. Aber irgendwann hat es Klick gemacht, als ich meine „Aurelia“ gemalt habe. Die erste Reaktion einer Freundin auf das Bild war die Frage, ob ich über Nacht einen Schlaganfall gehabt hätte. Ich hing ihr vorher ewig in den Ohren, dass ich mit Portraits nicht warm werde…

Wenn es dann mit den Portraits doch geklappt hat, warum malst du denn jetzt Autos?

Über meinen Freund bin ich in die Welt der Viertelmeilen-Rennen eingetaucht. In unserem Umfeld gibt es viele Leute mit richtig argen Autos. Das Miteinander an der Strecke ist großartig. Auch die Beschleunigung und das Bremsen mit dem Fallschirm ist extrem. Wenn ich nur daran denke, stellen sich schon die Nackenhaare auf! Irgendwann hab‘ ich es dann einfach ausprobiert. Ich wollte wissen, ob ich es kann. Und was soll ich sagen? Es machte mir Spaß und mit dem Ergebnis war ich zufrieden.

Bei Autos habe ich – handwerklich und künstlerisch – viel mehr Möglichkeiten als bei Portraits. Farben, Pinsel, Spachtel und co bieten so viele Optionen. Reflexionen im Lack oder Spiegelungen auf regennasser Fahrbahn können die Stimmung eines Bildes stark verändern. Oft sehe ich schon hinter meinem Auge, wie ich die Dinge später auf der Leinwand darstellen möchte. Ich experimentiere aber auch mehr als früher, weiche gern mal ab. Mittlerweile mache ich auch gern Autos in Bewegung.

Und der Rest ist Geschichte… Doch warum bist du dann vermehrt bei Porsche gelandet?

Es hört sich vielleicht etwas flapsig an, aber Porsches gehen gut von der Hand. Porsches sind einfach schön! Die Form erinnert mich immer an einen schönen Frauenkörper. Sie ist zeitlos, elegant und stimmig. Deshalb fasse ich Autos auch sehr gerne an und spüre den Lack. Außerdem sind Porschefahrer immer auch sehr emotional mit ihrem Auto verbandelt, was die Geschichten dahinter noch schöner macht.

„Porsches sind einfach schön! Die Form erinnert mich immer an einen schönen Frauenkörper.“

Romana Hirschvogl auf die Frage, warum sie vermehrt Porsche malt.

Wonach wählst du aus, was du malst? Woher kommt die Inspiration?

Zunächst brauche ich ganz viele richtig scharfe Fotos. Verschiedene Posen, unterschiedliche Lichtverhältnisse… Übertrieben gesagt, male ich es nicht, wenn ich die Schrift auf den Reifen nicht lesen kann. Es muss generell „Klick“ machen. Ich brauche eine Stimmung, eine Geschichte oder eine Szene in die ich mich reindenken kann. Ich mache zwar ungern Hintergründe, aber wenn er wirklich besonders ist, mache ich auch Ausnahmen.

Geld ist allerdings kein Argument und nie meine Motivation. Wenn ich es nicht fühle, male ich es nicht. So einfach ist das. Ich mache am Ende nur, worauf ich wirklich Lust habe. Deshalb lehne ich auch konsequent Aufträge ab. Manche Leute verstehen das leider nicht und vergessen ihre gute Kinderstube, wenn ich absage. Doch ich werde mir immer treu bleiben.

„Wenn ich es nicht fühle, male ich es nicht.“

Romana Hirschvogl

Die Inspiration hat viel mit meiner Stimmung zu tun. Je emotionaler ich selbst bin, desto besser geht die Malerei. Wenn ich richtig sauer bin, dann kann ich diese Emotion gut in kreatives Schaffen umwandeln. Ich höre auch gern sehr melancholische Musik beim Malen. Da kommt es schon mal vor, dass ich ein Lied acht Stunden in Dauerschleife höre, weil es mich in der richtigen Stimmung für die Malerei hält. Songs von Moby sind zum Beispiel häufiger in meiner Playlist.

Was würdest du denn gern mal malen? Und was waren deine bisherigen Highlights?

Ich würde gern mal ein wirklich großes Werk nachmalen. Ein altes Gemälde, wie die Mona Lisa oder Das letzte Abendmahl. Zu meinen persönlichen Highlights zählt sicher das Bild für den österreichischen Rallyefahrer Kris Rosenberger. Da ging es nicht nur um das Auto, sondern auch um seinen Hund. Es war eine schöne Geschichte. Die Portraits von Ayrton Senna und Jacky Ickx waren auch sehr besondere Arbeiten.

Kris Rosenberger bekommt Bild von seinem Porsche mit seinem Hund davor von Romana Hirschvogl (ohmydeer1401)
Romana Hirschvogl bei der Übergabe einer Arbeit für die österreichische Rallye-Legende Kris Rosenberger.

Aber darüber steht vermutlich noch das Bild von Walter Röhrl mit seiner Katze. Ich wusste, dass er sie abgöttisch liebt und habe deshalb ein Portrait von ihm mit der Katze auf dem Arm gemalt. Er hat es dann als Überraschung bekommen und mir später eine Videobotschaft als Dankeschön geschickt. Das war wirklich ein sehr emotionaler Moment. Außerdem durfte ich auch mal ein Auto bemalen. Dem weißen Porsche 944 meine eigene Handschrift zu geben, war auch eine ganz besondere Geschichte.

Du strebst nach Großem. Gleichzeitig bist du gern mal ironisch bis zynisch, zeigst aber auch deine Misserfolge offen. Wie passt das zusammen?

Viele Leute, gerade im künstlerischen Umfeld, nehmen sich in meinen Augen etwas zu ernst. Ich zeige mich auf meinem Account mit allen Facetten, so wie ich eben bin. Da gehört eben auch das Scheitern dazu. Im Leben ist nicht immer alles „Happy Peppy“, wie der Wiener zu sagen pflegt. Es geht am Ende immer um die Emotion, die gute, wie auch die schlechte.

Und wie fühlst du dich, wenn deine Bilder „gehen“? Damit geht doch sicher jedes Mal ein Teil von dir.

Ich lasse sie gern ein bisschen stehen und schaue sie an. Wenn es freie Arbeiten sind, kommt es auch vor, dass ich sie nicht abgeben kann. Manchmal steckt einfach zu viel von mir drin. Das sind nicht einfach nur Bilder. Sie sind Ausdruck deines Seelenlebens, als du sie gemalt hast. Zur Zeit gibt es drei Bilder, die ich nicht gehen lassen kann. Meine Aurelia zum Beispiel. Die habe ich sogar ein zweites Mal gemalt.

Denn nachdem ich sie abgegeben hatte, sagte mir jemand, es würde total nach Gottfried Helnwein aussehen. Das ist ein österreichischer Maler und mein absolutes Idol. Die Aurelia schaut mich an und ich habe das Gefühl, sie schaut wirklich. Die gebe ich für kein Geld der Welt wieder her.

Nach langem Zögern zeigst du nun doch auch vermehrt Bilder und Portraits von dir selbst. Warum hast du damit so lange gewartet?

Ich wollte diese Seite von mir lange nicht zeigen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Angst davor, abgestempelt zu werden. Es soll nicht so sein, dass Leute meine Bilder wollen, weil sie mich scharf finden. Stattdessen will ich, dass sie meine Bilder mögen, weil sie meine Kunst schätzen.

Jetzt habe ich mir aber gedacht, dass ich nichts Verruchtes oder Billiges zeige. Ich gehe nicht zu weit, sondern zeige etwas, was ich schön finde. Zumal mir auch die Shootings selbst viel Spaß machen. Ich kann die Autos anfassen und fühlen… Das bringt schöne Erinnerungen und Emotionen.

Was für Träume hast du noch?

Zunächst mal bin ich dankbar, dass die Malerei mir schon so viele Möglichkeiten beschert hat, tolle Leute kennenzulernen. Sie war für mich ein Türöffner in eine ganz neue Welt. Wie viele Menschen kriegen schon eine Danksagung per Videobotschaft von einer Legende wie Walter Röhrl?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gern Striezel Stuck kennenlernen. Ich habe ihm ein Bild gemalt und wir haben ab und zu telefoniert. Er erzählt so witzig und scheint ein großartiger Charakter zu sein. Der hat sicher unendlich viele gute Geschichten zu erzählen.

Und welcher ist dein Lieblingsporsche?

Der Porsche 964 Turbo wäre mein Auto, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Diese breite Bad Boys Optik ist mein Ding. Porsche 911 Backdates oder Transaxles gefallen mir aber genauso. Mein erster eigener Porsche wird deshalb wohl auch ein 944. Er hat eine eigenständige Formensprache und ist nicht zu groß. Ich mag ihn einfach.

Vielen Dank für deine Zeit, Romana!

Romana Hirschvogl ist ein ganz eigener Kopf – im positivsten aller Wortsinne. Ihre Bilder sprechen ihr aus der Seele. Sie ist gern ironisch, nachdenklich, manchmal komisch, aber immer aufrichtig emotional. In der Welt von perfekt aufpoliertem Social Media ist Romana ein sehr angenehmer Gegenpol.

Richard Lindhorst

© Fotos: Mikes Vision, Stanislav Cekan, Andreas Pfabigan & Romana Hirschvogl

Über den Autor

Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.

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