Nun ist es offiziell: Die Produktion von Porsche Boxster und Cayman mit Verbrennungsmotor endet – nach insgesamt knapp drei Jahrzehnten – Mitte nächsten Jahres. Produktionsvorstand Albrecht Reimold erklärte in einem interview mit der Automobilwoche, dass die beliebten Mittelmotor-Sportwagen nur noch bis Sommer 2025 vom Band rollen. Grund genug, noch einmal auf die verschiedenen Generationen von Porsches Einstiegssportwagen zu blicken.
Porsche präsentierte 1993 die Studie eines zweisitzgen Roadsters in Motor City. Er sollte das erste neue Modell mit wassergekühltem Sechszylinder-Boxermotor sein. Sein Name war zusammengesetzt aus diesen beiden Wörtern. Aus Roadster und Boxer wurde Boxster. Das Konzept schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe.
Schon kurz nach Produktionsstart im Sommer 1996 stellte sich heraus, dass der Boxster das Zeug dazu hatte, Porsche in eine wirtschaftlich gesündere Zukunft zu führen. Er war so konzipiert, dass er sich den Vorderwagen mit dem späteren Porsche 996 teilte. Diese Gleichteilstrategie war der Schlüssel, Porsche wieder profitabel zu machen.
Der Erfolg gab dem intern 986 genannten Mittelmotor-Sportwagen Recht. Schon das Einstiegsmodell mit 2,5 Liter Motor und 204 PS fand reißenden Absatz. Allein in den ersten drei Modelljahren wurden 55.705 Stück produziert. Zum Modelljahr 2000 folgte mit dem 2,7 Liter Boxster mit 220 PS und dem Boxster S mit 3,2 Liter Motor und 252 das erste Update. Mit 40.937 bzw. 35.575 verkauften Modellen setzten sich die erfreulichen Absatzzahlen fort.
In den letzten beiden Modelljahren 2003 und 2004 bot Porsche abermals überarbeitete Modelle mit 228 und 260 PS an. Als krönenden Abschluss gab es den Boxster S 550 Spyder mit 266 PS. Er war limitiert auf 1.953 Stück, wurde inklusive Prototypen 1.964 mal gebaut. Der Entwurf von Harm Lagaay sanierte Porsche finanziell. Die sechs verschiedenen Modelle namens Boxster, Boxster S und Boxster S 550 Spyder verkauften sich insgesamt 164.874 mal. Der Boxster etablierte sich vom Fleck weg in Porsches Modellpalette und ist seitdem nicht mehr wegzudenken.
Nach dem durchschlagenden Erfolg des ersten Porsche Boxster war klar, dass weitere Baureihen folgen würden. Mit dem 987 brachte Porsche die zweite Generation der Mittelmotor-Roadster am 27. November 2004 in die Porsche Zentren. Erstmals erhielt Porsches Einstiegsmodell eine eigenständige Front und präsentierte sich deutlich modernisiert. Die Artverwandtschaft zum zweiten wassergekühlten 911, dem Porsche 997, zeigte sich besonders im Innenraum. Zunächst basierte der Antriebsstrang noch auf dem des Vorgängers. Detailüberarbeitungen hievten die Leistung der 2,7 und 3,2 Liter Motoren auf 240 PS im Boxster und 280 PS im Boxster S.
Um den Kunden auch ein Coupé unterhalb des Elfers anzubieten, kreierte Porsche zum Modelljahr 2006 die geschlossene Version des Boxsters. Das Coupé erhielt den Namen Cayman. Chassis und Handling des geschlossenen Zweisitzers mit 245 bzw. 295 PS verzückten Presse und Kunden von Beginn an. Es mehrten sich sogar Stimmen, die der Mittelmotorplattform mehr sportliches Potenzial attestierten als dem 911.
Bis Produktionsende 2011 erhielt die Plattform 987 zwei Überarbeitungen. Der Boxster erhielt 2007 die gleichen Motoren wie der Cayman mit 245 bzw. 295 PS. 2009 folgte das große Facelift, bei dem die sogenannten DFI-Motoren mit Benzindirekteinspritzung Einzug hielten. Die Leistung wuchs auf 255 und 310 PS im Boxster sowie 265 und 320 PS im Cayman. Außerdem wurde die betagte Tiptronic S gegen das neue 7-Gang Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) ersetzt.
Insgesamt entstanden 79.093 Exemplare der zweiten Generation des Porsche Boxster. 63.313 Stück entfallen auf das Vorfacelift-Modell, 15.780 Stück entstanden in den Modelljahren 2009 bis 2011. Die Sondermodelle Boxster RS 60 Spyder und Boxster Spyder zählen mit 1.964 bzw. 1.944 gebauten Fahrzeugen schon zu den gesuchten Klassikern. Dem stehen 15.350 Cayman und 27.040 Cayman S der ersten Generation gegenüber. Die Verkaufszahlen der Facelift-Caymans sind nicht zweifelsfrei zu ermitteln. Vom 987.2 Cayman S sollen zwischen 2009 und 2012 insgesamt 8.215 Exemplare entstanden sein. Hinzu kamen 1.621 Porsche 987 Cayman R als krönender Abschluss der Baureihe.
Zum Modelljahr 2012 brachte Porsche die dritte Generation des Boxsters an den Start. Der bis 2016 unverändert produzierte Roadster erhielt 265 bzw. 315 PS starke DFI-Motoren und ein umfangreiches Styling-Update. Das Interieur lag qualitativ und auch optisch sehr nah am Porsche 991. Die dreidimensional gestalteten Heckleuchten mit fortlaufender Abrisskante markieren für viele den stilistischen Höhepunkt in der Geschichte des Boxster. Hinzu kam 2014 außerdem das GTS-Modell mit 330 PS und 2015 der Boxster Spyder mit dem 3,8 Liter Sechszylindermotor aus dem 991.
Der Cayman auf 981-Basis folgte zum Modelljahr 2013. Das etwa 1,3 Tonnen leichte Coupé verzückte mit großartiger Klangkulisse, hervorragenden Fahrleistungen und kam dem Porsche 911 seinerzeit gefährlich nah. Mit 275 bis 340 PS starken Motoren war er in der Liga der besten Sportwagen der Welt angekommen. Mit Einführung des Cayman GT4 im Jahre 2015 ebnete Porsche den Weg des Cayman in den Sportwagen-Olymp endgültig. Der 385 PS starke GT4 zählt nach wie vor zu den begehrtesten Modellen der gesamten Cayman-Historie. Porsche baute insgesamt 54.374 Boxster der Generation 981 und circa 40.000 Cayman.
Zur Einführung der vierten Generation von Porsches Mittelmotorplattform 2016 trugen die Stuttgarter dem Downsizing-Trend der 2010er Jahre Rechnung. Denn zunächst gab es die intern 982 genannte Baureihe nur noch mit turboaufgeladenen Vierzylinder-Boxermotoren. Die 2 bzw. 2,5 Liter Aggregate verbesserten die Fahrleistungen zwar deutlich, reichten emotional jedoch nicht an die Vorgänger heran. Obwohl schon die Basis-Variante in unter 5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen konnte und 275 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte, eroberte der 982 die Herzen der Porsche-Fans nicht in gleichem Maße wie seine Vorgänger.
Diesen Schritt korrigierte Porsche 2019 mit Einführung des Cayman GT4 und des Boxster Spyder sowie den GTS 4.0 Varianten. Außerdem erhörte Porsche zum Modelljahr 2022 die Rufe vieler Fans nach einem RS-Modell mit Mittelmotor. Denn der 718 Cayman GT4 RS erhielt den 500 PS starken Motor des Porsche 911 GT3 und verzauberte mit einem einzigartigen Klangerlebnis die gesamte Fachwelt. 2023 folgte mit dem 718 Boxster Spyder RS ein offenes Modell mit GT3-Motor. Schon damals war allerdings klar, dass nach Auslaufen der Produktion der Baureihe 982 keine weiteren Mittelmotorsportler mit Verbrennungsmotor folgen würden.
Nachdem Porsches 718 Boxster und Cayman – mit Ausnahme des GT4 RS und Spyder RS – bereits in diesem Sommer in Europa nicht mehr neu zulassungsfähig sind, endet 2025 die Produktion des Porsche Boxster und Cayman mit Verbrennungsmotor endgültig. Seit 1996 produzierte Porsche dann vermutlich über 400.000 Boxster und mehr als 150.000 Cayman. Die Nachfolgegeneration steht bereits in den Startlöchern und wird definitiv mit Elektroantrieb ausgeliefert. Zum endgültigen Styling, den Leistungswerten oder gar Preisen ist bislang noch nichts durchgesickert.
Boxster und Cayman mit Verbrenner werden uns fehlen. Über Jahrzehnte waren sie ein günstiger Einstieg in die Porsche-Welt und zuletzt sogar sehr nah an der Performance der Spitzenmodelle des Elfers.
© Titelbild: Porsche
Elferspot Magazin