Ein Gastbeitrag von Markus Haub
Nun ist er also fertig! Ganze zwei Jahre Bauzeit hat es gebraucht, bis aus dem verschlissenen 1970er T Modell, welches seit über 20 Jahren nicht mehr bewegt wurde, der Onassis 9110101621 wurde. Das Projekt, einen alten Elfer umzubauen ging mir schon eine ganze Weile durch den Kopf. Vor allem die Optik, die für mich als Autodesigner ganz besonders wichtig war. Für die technische Seite brauchte ich jedoch einen kompetenten Partner.
Den fand ich durch Zufall, als ich im Internet auf die Seite Onassis Porsches von Tom Gädtke stieß und ihn spontan anrief. Aus einem langen Gespräch wurde ein paar Tage später ein Treffen in der Werkstatt seines Freundes Daniel Schäfer von Classic Boxers in Erkrath. Ich brachte einige Skizzen mit und erklärte, was mir wichtig war: es sollte ein F-Modell mit schmaler Karosserie sein, die im Farbton „steingrau“ lackiert und am Heck mit einer leuchtroten Grafik versehen sein sollte. Dazu Gfk-Kotflügel und Rückleuchten im Look des legendären “911R” und einige originelle Details, um das Auto unverwechselbar zu machen. Leichtbau und maximale Power standen nicht im Vordergrund, vielmehr sollte es ein in sich stimmiges Fahrzeug sein, welches den Geist und den Purismus der frühen Renn-Elfer zelebriert. Wir verstanden und gut und wollten das Projekt angehen.
Im Juli 2015 starteten die Arbeiten mit der Demontage sämtlicher Teile. Was wiederzuverwenden war wurde aufgearbeitet, der Rest durch Neuteile ersetzt. Das serienmäßige 4-Gang Getriebe wurde durch eines mit fünf Gängen und Differenzialsperre ersetzt und mit einer Wevo-Schaltwegeverkürzung bestückt.
Der vorhandene Motor wurde in die Hände von Matthias Höing aus Hamburg gegeben, der ihn von 2,2l auf 2,4l erweiterte und mit Vergasern bestückte. Mit „ Kremermodifikation“ am Kurbelgehäuse sollten so knapp 200PS anliegen.
Lackiert wurde die Karosserie im Farbton „steingrau“ (Farbcode 7510). Eigentlich eine Farbe vom 356er, sie wurde aber auch als Sonderlackierung für den 911 in den Jahren 1966/67 angeboten. Wichtig war aber noch der ganz besondere Look, der sich in vielen Details zeigt.
Im Innenraum wurde der Drehzahlmesser neu gestaltet und der rote Bereich (ab 7200) farblich hervorgehoben. Ebenso bekam die Zeituhr eine leichte Modifikation. Teppiche wurden nicht mehr benötigt. Der Innenraum ist komplett nackt. Nur zwei Sitze und ein Überrollbügel sind drin. Für Rallyeeinsätze wurde ein Tripmaster in den Radioschacht gebaut.
Aussen sorgen die hinteren Seitenscheiben, die teilweise mit Blechlammellen bestückt sind für Eigenständigkeit. Die Idee stammt vom ersten –noch getarnten- 911 Prototyp, der 1963 seine Runden im Schwäbischen drehte, genannt „Fledermaus“. Zum anderen ist der Tankdeckel identitätsstiftend rund in den GFK-Kotflügel eingebracht worden. Auf der Motorhaube leuchtet eine rote Grafik. Der Text stammt von einem Parkticket aus Santa Monica, welches wir beim Auseinanderbauen im Lüftungsschacht gefunden haben. Es ist eines der wenigen Relikte, welches die ansonsten komplett unbekannte Geschichte des Fahrzeugs ein wenig erleuchten.
Der Kilometerzähler wurde auf Null gesetzt und so können wir beginnen die Geschichte dieses 911 mit der Fahrgestellnummer 9110101621 neu zu schreiben.
Hier nun weitere Bilder:
Elferspot Magazin