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70 Jahre Porsche in Amerika – ein Rückblick

08.10.2020 Von Markus Klimesch
70 Jahre Porsche in Amerika – ein Rückblick

Die USA sind der größte Porsche-Markt überhaupt. Wie kam es dazu?

Die Liebesgeschichte von Porsche und Amerika ist untrennbar mit dem Namen Max Hoffman verbunden. Die Begeisterung des New Yorker Automobilhändlers für Porsche-Sportwagen gepaart mit einem regelrechten Verkaufsgenie bildeten die Basis für den rasanten Aufstieg der Marke in den USA.

Bei den ersten Gesprächen mit Hoffman auf dem Pariser Automobilsalon im Herbst 1950 erwähnte Ferry Porsche, dass er hoffe, pro Jahr ungefähr fünf Porsche in die USA zu verkaufen. Darauf entgegnete ihm Hoffman, der an der Ostküste über ein großes Händler- und Vertriebsnetz verfügte, dass er nicht an einem Geschäft interessiert sei, wenn er langfristig nicht mindestens fünf Wagen pro Woche verkaufen könne. Ergebnis der Verhandlungen: ein Vertrag über den Verkauf von zunächst 15 Einheiten pro Jahr.

Porsche und Amerika

„Win on Sunday, sell on Monday“

Um den Namen Porsche bei potenziellen Kunden bekannt zu machen, präsentierte Hoffman den 356 in seinem Showroom auf der Park Avenue und pries ihn in Anzeigen als „German Automotive Jewel“ und „Car for the Connoisseur“ an. Zudem fuhr er mit einem der ersten im Herbst 1950 angelieferten 356 zu einem Rennen in Watkins Glen, wo der Wagen für Aufsehen sorgte. Ein weiteres Fahrzeug übergab Hoffman dem bekannten Rennfahrer Briggs Cunningham, der so begeistert war, dass er den 356 umgehend erwarb.

„Win on Sunday, sell on Monday“ lautete das Motto der amerikanischen Automobilverkäufer, für die Rennerfolge entscheidende Verkaufsargumente waren. Einhergehend mit der wachsenden Zahl der Siege begeisterte sich die Motorsportszene in den USA für den vielseitig einsetzbaren 356. All das machte sich in den Auslieferungszahlen der Porsche KG positiv bemerkbar. 1951 importierte Hoffman 32 Modelle des 356, im Folgejahr bereits 283. Und 1955 stieg die Zahl der Auslieferungen mit 1514 Einheiten auf mehr als 50 Prozent des Gesamtabsatzes.

Auch Hollywoodstars machten Porsche bekannt

Die speziell für den US-Markt konzipierte Leichtbauversion des Fahrzeugs, der 356 Speedster, verhalf Porsche zum endgültigen Durchbruch. Allein 1955 wurden 1033 Exemplare dieses Modells verkauft. Das Erfolgsgeheimnis von Porsche war die öffentliche Wahrnehmung der Marke: Sie galt als sportlich und unkonventionell. Der 356 avancierte schnell zum Kultobjekt.

Porsche und Amerika

James Dean

Auch Hollywoodstars machten Porsche bekannt, indem sie sich mit den deutschen Sportwagen zeigten. Einer von ihnen war James Dean, der mit seinem 356 Speedster an etlichen Rennen teilnahm – ehe er am 30. September 1955 mit einem 550 Spyder auf einem kalifornischen Highway tödlich verunglückte.

Professionalisierung

1952 begann Porsche damit, eigenes Vertriebspersonal in die USA zu entsenden, um den Service für Kunden und Händler zu verbessern. Einer der ersten Kollegen war der Mechaniker Herbert Linge, der in den Räumen von Max Hoffman eine Porsche-Werkstatt einrichtete sowie Händler und Werkstattmitarbeiter schulte.

Porsche und Amerika

Unabhängiges Vertriebsnetz gegründet

Das Engagement von Porsche auf dem US-amerikanischen Markt wurde im April 1954 durch die Entsendung von Wolfgang Raether verstärkt, der weitere Mechaniker aus Deutschland anforderte. Die Nachfolge Raethers trat Otto-Erich Filius an, der im Oktober 1955 in New York ein offizielles Porsche-Büro einrichtete. 1955 wurde mit der Porsche of America Corporation (POAC) ein unabhängiges Vertriebsnetz gegründet.

1963, die Verkaufszahlen in den USA lagen bei rund 6000 Fahrzeugen pro Jahr, trennte sich Porsche von der Hoffman Motor Car Company und trat erstmals als Importeur auf. Wegen des großen Kundenzulaufs zog die POAC bald von New York nach Teaneck, New Jersey. Im dortigen Firmengebäude wurden nun auch neu geschaffene Abteilungen wie Verkaufsförderung und Werbung, Schulung sowie Service-Überwachung und Garantieabwicklung untergebracht.

Porsche und Amerika

Ende 1969 wurde die POAC aufgelöst, ihre Aufgaben übernahm die Porsche-Audi Division of Volkswagen of America Inc. – mit dem Ziel, ein neues und exklusives Vertriebsnetz für beide deutschen Marken aufzubauen.

Erstmals einheitliche Standards bei den Händlern

Der Porsche Audi Operations genannten VW-Tochter unterstanden 14 Großhändler, die wiederum mit 150 Händlerbetrieben in den USA vertreten waren. Die neu ausgehandelten Verträge ermöglichten es dem Importeurunternehmen, erstmals einheitliche Standards bei den Händlern durchzusetzen, was wiederum erheblich zu deren Professionalisierung beitrug.

Porsche Cars North America

Am 1. September 1984 folgte die Gründung der Porsche-eigenen Gesellschaft Porsche Cars North America (PCNA). Diese sollte als alleiniger Importeur von Porsche-Sportwagen und Ersatzteilen den nordamerikanischen Markt betreuen und somit die Vertriebsphilosophie und Marktpraxis selbstständig steuern. Heimat der neuen Porsche-Tochtergesellschaft war Reno, Nevada. Zur Betreuung der Ostküste wurde ein weiterer Stützpunkt in Charleston, South Carolina, errichtet. Ab 1995 auch für den kanadischen Markt verantwortlich, betreute die PCNA mit rund 200 Mitarbeitern 208 Vertragshändler.

Anlieferweg der aus Deutschland kommenden Ersatzteile verkürzt

Zum 1. März 1998 wurde die Porsche-Hauptverwaltung von Reno nach Atlanta, Georgia, verlegt. Der neue Standort bot eine strategisch günstigere Lage, denn neben einer geringeren Zeitverschiebung verkürzten sich die Flugzeiten nach Deutschland. Zwei Jahre später folgte die Umsiedlung des Teilelagers, das nun in zwei Stützpunkte – Atlanta und Ontario, Kalifornien – aufgeteilt wurde. Somit wurde nicht nur der Anlieferweg der aus Deutschland kommenden Ersatzteile verkürzt, sondern auch die Betreuung der Händlerbetriebe verbessert.

Grundsteinlegung für „One Porsche Drive“

Im Jahr 2009 entstand die Idee, für Porsche einen eigenen Hauptsitz in den USA zu bauen, der die wichtigsten Firmen unter einem Dach vereinen und gleichzeitig als Erlebniswelt für Kunden und Porsche-Fans dienen soll. Drei Jahre später wurde der Grundstein für „One Porsche Drive“ direkt am Flughafen von Atlanta gelegt, nachdem mehr als 70 Alternativstandorte in drei US-Staaten während eines Auswahlverfahrens in Betracht gezogen worden waren.

Porsche und Amerika

Mit dem Einzug von PCNA, Porsche Financial Services, Porsche Consulting und MHP Management- und IT-Consulting im Januar 2015 schlug Porsche ein neues Kapitel seiner ereignisreichen Firmengeschichte in Nordamerika auf. „One Porsche Drive“ wurde nicht nur zur Adresse der Zentrale in Atlanta, sondern auch zum Synonym für die Dynamik, die das Unternehmen und seine mehr als 400 Mitarbeiter auszeichnet.

Ein zweites Erlebniszentrum entsteht zurzeit im Großraum Los Angeles. Dieser „PEC West“ genannte Gebäudekomplex wird auch die Zentrale der Porsche Motorsports North America mit Werkstätten, Ersatzteillager und Oldtimer-Restauration beheimaten. An der Ostküste kooperiert PCNA mit einem New Yorker Porsche-Händler bei der Errichtung eines gänzlich neuen Autohauses in Manhattan, um den Markt auch dort noch besser und markengerechter bedienen zu können.

Porsche Clubs

Ein wichtiger Bestandteil der amerikanischen Porsche-Geschichte sind die Kunden der Marke, allen voran die Porsche-Clubs. Durch ihre Begeisterung und Loyalität wurden sie zu regelrechten Markenbotschaftern. Mit mehr als 115 000 Mitgliedern ist der Porsche Club of America (PCA) die größte Vereinigung von Porsche-Fahrern und der größte Ein-Marken-Club weltweit. Aufgeteilt in 13 Zonen und 143 Regionen, bietet der PCA seinen Mitgliedern mit mehr als 3500 Veranstaltungen im Jahr ein höchst umfangreiches Programm rund um das Thema Porsche.

Porsche und Amerika

Das Interesse von Porsche-Besitzern war enorm

Erstmals traf sich der PCA am 13. September 1955. Damals kamen zwölf Porsche-Besitzer in die US-Hauptstadt Washington, D.C. Im Januar des folgenden Jahres verzeichnete der Club bereits ein Wachstum auf 190 Anhänger. Das Interesse von Porsche-Besitzern an der neu gegründeten Club-Organisation war enorm. Auch Porsche- Fahrer aus Gebieten außerhalb von Washington, D.C., zeigten sich interessiert.

Der rege Zuspruch führte Anfang 1956 zu einer nationalen Ausweitung des Clubs. Einer der Erfolgsfaktoren des PCA war zweifellos seine von Anfang an exzellente Organisation. Bereits auf der ersten konstituierenden Sitzung wurden Entscheidungen über das Club-Wappen und den Mitgliedsbeitrag getroffen, und schon im Dezember 1955 erschien die erste Ausgabe des Club-Magazins „Porsche Panorama“.

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Jährliche Reise zur persönlichen Porsche-Abholung

Zwischen dem Werk Zuffenhausen und dem PCA entwickelte sich bereits kurz nach der Gründung des Clubs ein intensiver Kontakt. Am 28. September 1958 reisten 86 amerikanische Porsche-Clubmitglieder mit einem gecharterten Flugzeug von New York nach Stuttgart, um ihre neuen Fahrzeuge vom Typ 356 A in Empfang zu nehmen. In den folgenden Jahrzehnten wurde die jährliche Reise zur persönlichen Porsche-Abholung in der Geburtsstätte der Stuttgarter Sportwagen zu einer PCA-Tradition.

Im Februar 1961 hatte der Club bereits 2524 Anhänger, die sich in 46 Regionalvereinigungen im gesamten US-Gebiet engagierten. Auch in der folgenden Dekade setzte sich das Wachstum ungebrochen fort. Mit 3468 Mitgliedern und 59 regionalen Unterclubs zählte der PCA 1965 einen neuen Höchststand. Bereits zehn Jahre nach seiner Gründung avancierte er zur größten Porsche Club-Organisation der Welt.

Motorsport in Amerika

In der frühen Nachkriegszeit keimte in den USA ein großes Interesse an Rennsportwagen auf. Damit einher ging eine stetig steigende Zahl von Amateurrennen, bei denen hauptsächlich europäische Fabrikate gefahren wurden. Für den noch jungen Automobilhersteller Porsche war ein Engagement in der US-Rennszene sehr attraktiv. Aufgrund der technischen Kompetenz und der praktischen Erfahrungen in der Szene konnten neue Autos dort vorgeführt und getestet werden, wo sie später auch zum Einsatz kommen würden. Das erfolgreiche Abschneiden eines Wagens bei einem Rennen hatte zudem das Potenzial, eine ganze Werbekampagne zu ersetzen.

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Steve McQueen verhalf Porsche zu erheblicher Popularität

Wie schon James Dean in den 1950er-Jahren verhalf der US-Schauspieler Steve McQueen ein Jahrzehnt später Porsche zu erheblicher Popularität. Nicht nur in den USA, sondern weltweit. McQueen war durch und durch ein Vollblut-Motorsportler. Zusammen mit seinem Teamkollegen Peter Revson feierte er 1970 für Porsche in einem 908 Platz zwei im Gesamtklassement des 12-Stunden-Rennens von Sebring.
Porsche und Amerika
Im selben Jahr bewies er seine Fähigkeiten weitere Male und verarbeitete seine Erfahrungen als Rennfahrer im Rahmen der Produktion des Filmklassikers „Le Mans“. Bei den Dreharbeiten saß McQueen bei zahlreichen der dramatischen Rennszenen selbst hinter dem Steuer eines 917.

Porsche nimmt einen Spitzenplatz ein

Weltweit haben die Rennwagen aus Zuffenhausen und Weissach inzwischen mehr als 30 000 Siege erzielt. Kein anderer Hersteller war nur annähernd so erfolgreich – vor allem auch in den USA. Mit 22 Gesamtsiegen bei den 24 Stunden von Daytona und 18 bei den 12 Stunden von Sebring nimmt Porsche einen Spitzenplatz auf dem nordamerikanischen Kontinent ein.

Text und Bilder: © 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

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