Porsche und die Formel 1: Zwei Namen, die heute kaum noch jemand miteinander verbindet. Das könnte sich bald ändern. Schließlich wird schon seit einiger Zeit über einen Einstieg des Porsche Mutterkonzerns Volkswagen in die Königsklasse des Rennsports spekuliert. Ab 2026 geht die Formel 1 mit einem neuen, nachhaltigeren Reglement an den Start. Weiterhin sollen 1,6 Liter V6-Turbomotoren zum Einsatz kommen. V6-Turbo und Porsche, da war doch was…
Im portugiesischen Estoril fährt Niki Lauda am 21. Oktober 1984 in seinem McLaren-TAG-Porsche als Zweiter hinter Alain Prost über die Ziellinie. Dem Team beschert das den dritten Doppelsieg der F1 Saison 1984. Für Niki Lauda bedeutet es seinen dritten und letzten WM-Titel. Mit Prost konnte das Team den Titel in den beiden Folgejahren souverän verteidigen. Diese erfolgreiche Zeit basierte auf dem TAG-Turbo-V6, den Porsche in enger Kooperation mit McLaren entwickelte. Die Ehe zwischen Porsche und McLaren endete 1987. Nach vier Jahren, drei WM Titeln und insgesamt 25 Siegen war Schluss mit Porsches Formel 1 Engagement.
Porsches Formel 1 Ambitionen sind nicht neu. Schon 1962 debütierte ein Porsche 804 in der Königsklasse. Beim Großen Preis von Frankreich 1962 holte Dan Gurney darin den bislang einzigen Formel 1 Sieg für Porsche als Konstrukteur. Bei den folgenden Engagements mit McLaren und Arrows trat Porsche nur als Motorenlieferant auf. Alle bisherigen Formel 1 Motoren Porsches stammen übrigens aus der Feder von Hans Mezger.
Ein kurzes, leider erfolgloses Intermezzo mit Footwork-Arrows 1991 ist bis heute das letzte Engagement der Stuttgarter in der Formel 1. Der damals hastig entwickelte Porsche 3512 erwies sich als zu schwer, zu schwach und nicht standfest. Porsche werkelte bereits an einem neuen V10 Motor, doch noch vor Saisonende, bereits nach sechs Rennen trennten sich die Wege wieder. Ohne einen einzigen Punkt, wohlgemerkt. Gerüchte über einen Wiedereinstieg in den letzten Jahren bewahrheiteten sich nicht.
Nun steht aber eine Zeitenwende in der Formel 1 an. Zwar hat der Automobil-Weltverband FIA noch keinen festen Regelentwurf, aber immerhin ein erstes Konzept für die Motoren ab 2026 vorgelegt. Während – wie seit 2014 – mit 1,6-Liter-V6-Motoren gefahren wird, soll die MGU-H (Motor General Unit-Heat) wegfallen. Diese wandelt Abgase in elektrische Energie um. Sie gilt als überaus komplex und kostspielig. Bislang galt sie daher für neue Teams als kaum zu überwindende Einstiegshürde.
Gleichzeitig soll die Formel 1 ab 2026 deutlich grüner und nachhaltiger werden. Durch einen Anstieg der Hybrid-Leistung auf 350 KW wird etwa die Hälfte der Systemleistung elektrisch generiert. An einem größeren elektrischen Anteil führe kein Weg vorbei, so Porsche-Sportchef Thomas Laudenbach gegenüber der deutschen Auto Bild. Die Einführung von 100 % nachhaltigem Sprit (wie z.B. eFuels, an denen Porsche bereits ausgiebig forscht) sowie eine Budgetgrenze für Motoren stehen ebenfalls im Raum.
Die Bedingungen für einen Einstieg des Volkswagenkonzerns in die Königsklasse scheinen erfüllt. Mit Porsche und Audi stehen zwei Marken bereit, die ein mögliches Engagement in der Formel 1 diskutieren. Dabei geht es aber nicht um eigene Teams, sondern um Kooperationen mit bereits bestehenden Rennställen. Während Audi mit McLaren in Gesprächen sein soll, berichten Medien wie motorsport-total und der langjährige Formel 1-Experte Ralf Bach von ernsthaften Verhandlungen zwischen Porsche und Red Bull.
Hierbei ist vor allem interessant, dass Red Bulls bisheriger Motorenlieferant Honda 2025 endgültig aussteigen wird. Der Weg wäre frei für eine Kooperationen zwischen dem amtierenden Weltmeister und dem deutschen Autobauer. Auch die starken Männer bei Red Bull und Porsche haben ein paar Gemeinsamkeiten, die sicher nicht nachteilig sein dürften. Sowohl Red-Bull-Motorsport-Chef Helmut Marko als auch Fritz Enzinger, Leiter Konzern-Motorsport bei Volkswagen und Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz kommen aus der Steiermark. Auch pikant: Mateschitz wird nachgesagt, privat gern Sportwagen aus Stuttgart zu fahren. Helmut Marko verbindet sowieso Einiges mit den Zuffenhausenern. Unter Anderem gewann er die 24 Stunden von Le Mans 1971 in einem Porsche 917.
Die Gerüchteküche brodelt, so viel ist klar. Wie u.a. das deutsche Handelsblatt berichtet, hat der Aufsichtsrat des Volkswagenkonzerns seinen Töchtern Audi und VW grünes Licht für einen Einstieg ab 2026 gegeben. Ob Porsche wirklich wieder in die Formel 1 einsteigt, liegt nun bei den Entscheidern in Zuffenhausen. Aber die Chancen stehen nicht ganz schlecht, dass bald wieder ein V6-Turbo von Porsche seine Runden über den Formel 1-Circuit dreht. Vielleicht in einem Red Bull.
Elferspot Magazin