Ein Porsche 911 992 ist eine perfekte Mischung aus Rennsport, unglaublicher Leistung und Eleganz in der wahrscheinlich zeitlosesten Silhouette aller Sportwagen. Der Porsche 911 ist sich selbst treu geblieben, ohne im Laufe der Jahre zu auffällig zu werden. Ein Elfer ist ein Auto, das nicht nur durch seine technischen Daten oder Rundenzeiten besticht. Es geht um die Art und Weise, wie er das Erlebnis vermittelt. Vor allem für jüngere Enthusiasten ist das nicht ganz einfach zu verstehen, denn einen Porsche 911 fährt man als junger Mensch nicht alle Tage. Unser Leser Stefan Jovanovic ist ein perfektes Beispiel dafür. Ihn infizierte das Porsche-Virus erst als Erwachsener. Heute im Elferspot Magazin: Wie Stefan zu Porsche kam und warum es keinen Weg zurück für ihn gibt.
Danke für die Einladung! Erinnerst du dich an diese ersten Momente in Ihrem Leben, die du noch so richtig vor Augen hast und an die du dich immer noch ziemlich genau erinnern kannst? Für mich war das ein Moment in den frühen 90er Jahren. Ich konnte kaum Mama oder Papa sagen, kannte aber schon eine Menge Automarken. Damals konnte ich nicht einmal Opa aussprechen! Wenn ich durch die Stadt ging, hatte ich ein nervenaufreibendes Hobby (zumindest für meine Eltern): Ich zeigte mit dem Finger auf fast jedes Auto, berührte es dann und sagte seinen Namen.
Die Schuld an meiner Autoleidenschaft trägt, glaube ich, mein Vater. Er hatte eine große Leidenschaft für jegliche Form des Individualverkehrs, aber besonders für Autos. Während meiner Kindheit hat er seine Autos oft gewechselt. Im Alter von sieben Jahren durfte ich zum ersten Mal auf seinem Schoß hinter dem Steuer Platz nehmen. Es dauerte bis zu meinen Teenagerjahren, bis die Leidenschaft entfacht wurde, aber dann ging es richtig los. Als ich erkannte, dass Autos mehr als nur ein Hilfsmittel sind, um von A nach B zu kommen, wurde es richtig interessant.
Interessanterweise nicht. Meine frühen 2000er Jahre standen ganz im Zeichen des Motorsports. Egal, ob Autos oder Motorräder, Rennen waren meine größte Leidenschaft. Damals fuhr ich zwar noch mit dem Fahrrad zur Schule, aber ich zählte schon die Tage, bis ich legal ein Auto fahren durfte. In der Schule vertiefte ich mich in Literatur – in Autozeitschriften, um genau zu sein. Der Besuch von Autotreffen war ein Muss, ebenso wie der sonntägliche Besuch der Kirche und das Verfolgen von Grand-Prix-Rennen auf zwei oder vier Rädern.
In meiner Vorstellung hatte ich bereits das perfekte Konzept eines straßenzugelassenen Sportwagens geschaffen. Er sollte den Motorsound von Michael Schumachers Ferrari F2004 haben, aussehen wie ein scharfkantiges Star-Wars-Raumschiff und einen Mittelmotor mit Hinterradantrieb haben. Du erkennst sofort, nichts davon trifft auf einen Porsche 911 zu. Dank des kreischenden, scharfen Klangs der V10-Ära der Formel 1 ist das Konzept eines Porsche 911 als ultimativer Sportwagen für den täglichen Gebrauch unter meinem Radar geblieben, um ehrlich zu sein.
Im Vergleich zu all den anderen Supersportwagen-Monstern kam mir der Porsche 911 immer etwas gewöhnlich vor. Und damals konnte ich nicht wirklich herausfinden, warum. Im Nachhinein betrachtet, war es nicht die Schuld des Autos. Es war mein jüngeres Ich, das die Philosophie von Porsche nicht verstanden hat.
Um ehrlich zu sein, kann ich dem nicht wirklich widersprechen. Ich habe einige Zeit gebraucht, um die ganze Geschichte von Porsche zu verdauen. Aber als ich so richtig darin eingetaucht war, gab es keinen Weg zurück. Der 997.2 war der erste Porsche 911, der mich gepackt hat, aber eigentlich war es der 991, der mich komplett zum Porsche-Fan machte. Er löste in mir eine sehr starke, kaskadenartige Reaktion der 911-Begeisterung aus, die zu einer noch größeren Leidenschaft führte.
Ich vermute, dass die Erkenntnis, woher die Magie des 911 kommt, die Faszination nur noch verstärkt hat. Wenn man die Geschichte von Porsche zurückverfolgt, kann man leicht eine Verbindung zwischen den klassischen luftgekühlten Ursprüngen und den neuesten Iterationen herstellen, selbst nach fast 60 Jahren. Man kann diese zeitlose Ader nachvollziehen, die vom 901 bis zum 992 anhält. Das hat mich nachhaltig beeindruckt. Schon bevor ich das erste Mal einen fahren konnte, hatte ich den 911 in meine persönliche Hall of Fame aufgenommen.
Da die Testfahrt selbst sehr spontan zustande kam, hatte ich nicht wirklich Zeit, viel darüber nachzudenken. In diesem Sinne: Vielen Dank an meinen Freund und Porsche-Enthusiasten, Herrn Z. M. für die Gelegenheit! Ich hatte die Chance, etwas zu tun, von dem man sagt, dass man es nie tun sollte – meinen Helden zu treffen! Und oh Mann, war das eine Erfahrung. Kein gebrauchtes, vernachlässigtes Auto mit zweifelhafter Historie. Das war ein richtig neuer Porsche 911 der achten Generation.
Als ich mich dem Auto im Morgenlicht näherte, ergab sich ein ganz besonderer Anblick. Das Auto wirkte fast schwarz vor dem erleuchteten Hintergrund. Mein erster Eindruck war, dass diese Art von Szenografie die wahre Schönheit eines 911 offenbart. Ich dachte mir, dass es geradezu erstaunlich ist, das Profil eines neuen Autos zu sehen, das sich seit 1963 kaum verändert hat. Ferry Porsches ursprünglicher Entwurf, der auf den Konzepten seines Vaters Ferdinand basierte, ist eine der bekanntesten Silhouetten der Welt! Auch nach fast sechs Jahrzehnten und in der achten Generation ist die Ähnlichkeit des 911 mit seinen Ursprüngen unverkennbar.
Das Exterieur des Porsche 992 verkörpert die Maxime „weniger ist mehr“ wie kaum ein anderes Auto. Porsche hat damit die Bedeutung von Einfachheit definiert. Das ganze Auto ist ein Juwel und präsentiert sich ohne unnötige Formen, Sicken oder so etwas. Um ehrlich zu sein, hat der neue 992 nach den seidenweich und elegant aussehenden 997 und 991 ein paar aggressivere Designelemente. Aber ihr einziger Zweck ist es, ein bisschen mehr Präsenz zu zeigen, wie es von einem modernen Sportwagen erwartet wird. Das tut der zeitlosen Eleganz jedoch keinen Abbruch.
Wenn man sich dem Auto nähert, gerät die Seele in harmonische Resonanz. Die Linien sind wie eine perfekte musikalische Komposition und gehen ohne Unterbrechung ineinander über. Sie sind in eine der interessantesten Lackierungen gehüllt, die der Konfigurator zu bieten hat – das raffinierte und elegante Aventuringrün.
Nehmen wir zum Beispiel die Sicken auf der Motorhaube. Dieses Designmerkmal wurde seit dem 993 nicht mehr verwendet! Und diese Erinnerung an die wilden 70er Jahre passt meiner Meinung nach perfekt zum 992. Auch die breite Karosse eint nun alle 911er. Da sich der Radstand nicht geändert hat, aber das Auto selbst etwas länger und breiter geworden ist, hat es definitiv an Präsenz gewonnen. Diese Änderungen mögen das Auto aggressiver gemacht haben, aber irgendwie hat Porsche es geschafft, die elegante Erscheinung beizubehalten, die wir immer gespürt haben, wenn ein Carrera die Straße entlangfährt.
Ich bin vielleicht nicht der größte Fan der neuen Türgriffe, aber ansonsten gefällt mir das Styling sehr gut. Vor allem im Innenraum finde ich es erstaunlich, wie Porsche es immer noch schafft, das Armaturenbrett zu aktualisieren, ohne es komplett neu zu gestalten. Es ist eine Kunst für sich, die Geschichte eines Autos in einer Ära der Technologiebesessenheit im Inneren zu bewahren. Das perfekt dimensionierte und geformte Lenkrad, die unglaublich gut geformten Sitze und die Positionierung aller Komponenten begeistern mich jedes Mal, wenn ich einsteige. Man hat das Gefühl, in einer modernen Version eines Klassikers zu sitzen, mit erstklassigen Materialien und fantastischer Verarbeitungsqualität. Kurzum: Für mich ist es ein fabelhaftes, makelloses Design.
Das Anlassen des Wagens – natürlich mit dem Schlüssel auf der linken Seite – mag etwas gedämpfter klingen als bei den alten Saugmotoren, aber er klingt noch immer unmissverständlich nach Porsche 911. Wenn man am frühen Morgen durch die Stadt gleitet, fühlt man sich wie Steve McQueen im Intro von Le Mans. Seltsamerweise passt das auffällige Aventuringrün perfekt zum Kopfsteinpflaster in der Altstadt von Belgrad. Und für einen 450-PS-Sportwagen ist er erstaunlich zivilisiert und einfach zu fahren.
Außerhalb der Stadt ist es jedoch, als würde man die Bestie entfesseln. Den Spurt von 0 auf 100 km/h erledigt er in 3,4 Sekunden. Das ist einfach zu schnell für öffentliche Straßen, wenn wir mal ehrlich sind. Aber bei einem Porsche 911 geht es nicht nur um schiere Zahlen. Die sind für das Erlebnis völlig irrelevant. Der 992 ist so nachgiebig und bietet pure Fahrfreude auf leeren Straßen. Vor allem, wenn man mit niedrigeren Geschwindigkeiten unterwegs ist.
Und warum gerade im unteren Geschwindigkeitsbereich? Für mich gibt es drei Gründe dafür. Erstens: Das Chassis-Layout wird seit fast 60 Jahren verfeinert und setzt heute den Standard für Sportwagen. Zweitens: Der Motor, genauer gesagt, seine Leistungsentfaltung ist fantastisch. Mit seiner drehfreudigen Auslegung hat man nicht das Gefühl, auf einer extremen Drehmomentwelle in der Drehzahlmitte zu reiten. Die Leistungsentfaltung ist sanft und belohnt dich, wenn du den Motor bis nah an den Begrenzer drehst. Drittens: Selbst wenn man wie ich ein Schaltfanatiker ist, hat das PDK-Getriebe etwas seltsam Berauschendes an sich. Es arbeitet fast telepathisch und schaltet nahezu ohne Unterbrechung.
Da ich Apotheker bin, möchte ich dazu gern Paracelsus zitieren. Er formulierte die klassische Maxime der Toxikologie wie folgt: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht es, dass etwas kein Gift ist“. Die Dosierung von rasender Aggressivität, unaufdringlicher Eleganz und familiärer Zweckmäßigkeit hat hier einen fast goldenen Schnitt erreicht. Kombiniert in dieser zeitlosen Form, ist es das perfekte Rezept für einen Sportwagen.
Beim Porsche 992 geht es nicht nur um Geschwindigkeit und Zahlen. Das Leben ist kein Datenblatt, es ist keine Mathematik… es ist Emotion!
© Stefan Jovanovic (@thestefann) © Titelbild: AD Sportscars
Elferspot Magazin