Am ehemaligen Grand-Prix-Kurs von Hockenheim wurde der Porsche 992.2 GT3 der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Ungewöhnlich früh nach Einführung des Facelift-Modells 992.2 präsentierten Andreas Preuninger, Walter Röhrl und Jörg Bergmeister die sportliche Speerspitze der neuen Elfer-Generation. Wir haben alle Informationen zum neuen Porsche 992.2 GT3 bzw. GT3 Touring für euch zusammengetragen!
Die Porsche GT-Abteilung um Andreas Preuninger stand vor keiner leichten Aufgabe. Der Porsche 992 GT3 hatte die Latte im Segment der Supersportwagen bereits derart hoch gelegt, dass es selbst den kreativsten Köpfen schwergefallen sein dürfte, Verbesserungspotenzial ausfindig zu machen. Doch in Weissach Flacht sind sie beharrlich und detailversessen. Sie haben den neuen Porsche 992.2 GT3 (Touring) nochmals windschlüpfriger und aerodynamischer gestaltet.
Das fängt bereits an der überarbeiteten Front an. Durch die LED-Matrix-Scheinwerfer sind keinerlei Zusatzleuchten mehr in der Front erforderlich. Außerdem wurde der Frontsplitter in der Kontur angepasst und vergrößert. Er reicht bis knapp vor die Vorderräder und erzeugt mehr Abtrieb als sein Vorgänger. Die Luftleitbleche am Unterboden sind ebenfalls größer und auch komplexer geworden. Durch diese Strömungsoptimierung an der Fahrzeugunterseite generiert der neue GT3 mehr Abtrieb als der Vorgänger, bei gleichzeitig reduziertem Luftwiderstand.
Am Heck gibt es ebenfalls deutliche Veränderungen. Die Schürze selbst erhielt ein simplifiziertes Design, das weniger zerklüftet erscheint als noch beim Vorgänger. Während die Schwanenhals-Flügelstützen weitestgehend gleich blieben, modifizierte die GT-Abteilung den Heckflügel deutlich. Die Endplatten sind im Facelift-992 GT3 gegensätzlich zum Vorgänger geformt. Sie erinnern an den Flügel des 991.2 GT3 RS. Außerdem änderten die Weissacher Ingenieure den Lufteinlass auf dem Motordeckel, um dem Motor mehr Frischluft zuzuführen.
Puristen und Traditionalisten müssen stark sein. Denn wie bereits Porsche 992.2 Carrera und Carrera GTS erhält auch der 911 GT3 des Modelljahres 2025 die komplett digitale Instrumententafel. Die Zeit der analogen Instrumente ist bei Porsche damit endgültig vorbei. Ein kleines Detail, das an Motorsport vergangener Tage erinnert: Der digitale Drehzahlmesser kann so gedreht werden, dass die Maximaldrehzahl von 9.000 U/min auf 12 Uhr steht.
Im Porsche 992 GT3 Facelift kommt das vollelektrische Armaturenbrett aus dem Carrera zum Einsatz. Allerdings feiert der Zünddrehschalter ein Comeback!
Doch eine Überraschung hat Porsche im Interieur im petto! Während in den Carrera-Modellen der klassische Zündschlüssel einem Startknopf weichen musste, erhielt der GT3 wieder ein mehr oder weniger klassisches Zündschloss links vom Lenkrad!
Außerdem ist ein klappbarer Leichtbau-Schalensitz aus Carbon verfügbar. Dieser bietet vor allem für Rennstreckenfahrer ein nettes Zusatzfeature: Ein Teil der Kopfstütze lässt sich entfernen, um eine verbesserte Ergonomie beim Fahren mit Helm zu ermöglichen. Im GT3 Touring ermöglicht die per Schlaufe aktivierbare Klappfunktion den Zugang zu den erstmals in einem GT3 verfügbaren Rücksitzen. Alternativ gibt es die bekannten adaptiven Sportsitze Plus mit elektrischer 18-Wege-Verstellung.
Der 4,0 Liter Sechszylinder-Saugmotor musste auf noch strengere Abgasvorschriften hin abgestimmt werden. Dank Nockenwellen aus dem 992 GT3 RS, überarbeiteten Zylinderköpfen und strömungsoptimierter Einzeldrosselklappen konnte trotz zwei Partikelfiltern und vier Katalysatoren die Leistung von 510 PS beibehalten werden.
Das Drehmoment sank allerdings um 15 Nm auf 450 Nm. Als Getriebeoptionen bietet Porsche – anders als bei den 992.2 Carrera-Modellen – neben dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) auch ein manuelles 6-Gang Schaltgetriebe an.
Durch eine um acht Prozent kürzere Getriebeübersetzung blieben die Beschleunigungswerte im Facelift-992 GT3 mit 3,4 Sekunden (PDK) bzw. 3,9 Sekunden mit Schaltgetriebe im Standardsprint auf 100 km/h konstant. Allerdings fordert die kürzere Übersetzung in der Endgeschwindigkeit ihren Tribut. Hier sind statt 318/320 km/h „nur noch“ 311 bzw. 313 km/h drin.
Jörg Bergmeister berichtete in der Präsentation, dass der neue GT3 sich dank einer optimierten Dämpferabstimmung noch ruhiger und besser über Curbs und Bodenwellen bewegen lässt. Ein neues Anti-Dive-System minimiert außerdem die Nickbewegung beim Anbremsen spürbar.
Gerade auf kurvigen Landstraßen spürt man deutlich, dass die Lenkung noch besser abgestimmt ist als beim Vorgänger.
Walter Röhrl über den Porsche 992.2 GT3
Um trotz der schweren Abgasreinigung das Gewicht niedrig zu halten, musste Porsche tief in die Trickkiste greifen. Die neuen Felgen reduzierten die ungefederten Massen um über 1,5 Kilogramm. Weitere vier Kilogramm spart eine Lithium-Ionen Starterbatterie mit 40 Ah. So bleibt das Gewicht in der leichtesten Konfiguration bei 1.420 Kilogramm.
Besonders stolz ist Porsche auf den noch höheren Individualisierungsgrad, der im 992 GT3 Facelift möglich ist. Im 992.2 GT3 können Kunden erstmals ein optionales Weissach-Paket bestellen. Damit ist der GT3 abermals kompromissloser für die Rennstrecke abgestimmt. Es besteht unter anderem aus einer Reihe von Carbonteilen: Stabilisator, Koppelstangen, Schubfeld an der Hinterachse, Dach, Heckflügelendplatten, Spiegelschalen, Spiegeldreieck und Airblades an der Front. Zudem sind reflexionsarme Racetex-Bezüge auf der Schalttafel, Cfk-Türzuziehgriffe und Ablagenetze Teil des Weissach Pakets. Auf Wunsch gibt es auch Magnesium-Schmiederäder und einen Carbon-Überrollkäfig.
Im Porsche 992.2 GT3 Touring gibt es ein optionales Leichtbau-Paket. Es beinhaltet ebenso die Fahrwerksteile und das Dach aus Kohlefaser, Magnesium-Schmiedefelgen und Leichtbau-Türverkleidungen. Der Touring kommt außerdem serienmäßig mit 6-Gang-Schaltgetriebe, inklusive verkürztem Schalthebel aus dem 911 S/T.
Als kostenfreies Paket bietet Porsche für den 992 GT3 außerdem das Clubsportpaket. Darin enthalten sind ein Stahl-Überrollkäfig, 6-Punkt-Gurte für den Fahrer und ein Handfeuerlöscher. Allerdings sind hierfür Leichtbau-Sportschalensitze erforderlich.
Die Tatsache, dass Porsche erstmals eine neue GT3-Generation vorstellt, deren Beschleunigung nicht verbessert wurde und deren Top-Speed dem Vorgänger sogar nachsteht, zeigt eines ganz deutlich: Auch die Weissacher Ingenieure können keine Wunder bewirken und müssen extrem großen Aufwand betreiben, überhaupt noch einen straßenzugelassenen Sportwagen mit Saugmotor und ohne Hybridisierung anzubieten.
Daher stellt sich nun eine Frage, die in der Community bereits regelmäßig diskutiert wird. Könnte es sein, dass wir mit dem Porsche 992.2 GT3 und GT3 Touring letztmals ein GT-Fahrzeug mit Saugmotor ohne Hybridunterstützung? Oder vielleicht sogar den letzten Porsche mit Saugmotor überhaupt? Zweifelsfrei würden wir das hochemotionale Triebwerk schwer vermissen. Es wäre ein herber Verlust für alle Puristen und Sportwagenfans. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt…
© Bilder: Porsche
Elferspot Magazin