Am 28. Mai 2024 wurde das Porsche 992 Facelift, oder auch Porsche 992.2 vorgestellt. Die Modellpflege der achten Elfer-Generation markiert einen Paradigmenwechsel. Denn mit dem Porsche 992.2 Carrera GTS bieten die Stuttgarter erstmals einen Porsche 911 mit Hybrid-Antrieb an. Während der 992.2 Carrera mit einem leicht überarbeiteten Triebwerk des Vorgängers auskommt, bringt Porsche im facegelifteten 911 Carrera GTS einen neu entwickelten Antrieb mit Single-Turbo und mehr Hubraum. Außerdem ist der Elfer ab sofort serienmäßig ein 2-Sitzer und in der Basis-Variante nicht mit Allradantrieb erhältlich.
Nachdem Porsche in der Launch-Ankündigung zunächst offen ließ, ob alle Facelift-992 hybridisiert werden oder nicht, ist nun die Katze aus dem Sack. Das Einstiegsmodell Porsche 992.2 Carrera kommt mit einer leicht modifizierten Version des bekannten 3,0 Liter Biturbo-Sechszylinder-Boxermotors ohne elektrische Unterstützung.
In der Basisversion des Porsche 992 Facelifts leistet der Antrieb 394 PS. Das entspricht neun PS Zuwachs zum Vorgänger. Dieser wurde durch Detail-Überarbeitungen wie zum Beispiel den Einsatz des Ladeluftkühlers der Turbo-Modelle und der Turbolader aus dem vor-Facelift-GTS möglich.
Der Porsche 992.2 Carrera ist allerdings nur mit Heckantrieb lieferbar. Ob künftig ein Allradantrieb folgt, ist noch unklar. Auch einen 911 Carrera S der neuen Generation hat Porsche nicht angekündigt.
Mit Spannung wurden vor allem Informationen zum neuen “T-Hybrid” genannten Antrieb im Porsche 992.2 Carrera GTS erwartet. Dieser besteht aus einem 3,6 Liter großen Sechszylinder-Boxermotor mit einem elektrischen Abgasturbolader und einer Synchronmaschine im Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Dieses System ermöglicht allerdings keine vollelektrische Fahrt im Batteriemodus, wie zum Beispiel im Porsche 918 Spyder.
Stattdessen wird eine E-Maschine im Turbolader genutzt, um das Turboloch nahezu vollständig zu eliminieren. Außerdem schöpft sie als Generator bis zu 11 kW elektrische Leistung aus dem Abgasstrom. Der zweite Elektromotor im Getriebe stellt dem Boxermotor ab Leerlaufdrehzahl ein unterstützendes Antriebsmoment von bis zu 150 Nm und bis zu 40 kW Zusatzleistung zur Verfügung.
Wir haben unterschiedlichste Ideen und Ansätze entwickelt und getestet, um die Entscheidung für ein Hybridsystem zu treffen, das haargenau zum Elfer passt.
Frank Moser, Leiter Baureihen 911 und 718
Die Hochvoltbatterie (400 Volt) mit einer Kapazität von 1,9 kWh soll in Größe und Gewicht einer konventionellen 12-Volt-Starterbatterie entsprechen. Das Mehrgewicht im Vergleich zum Vorgänger ohne Elektrounterstützung beträgt 50 Kilogramm.
Der Verbrennungsmotor im Porsche 992.2 Carrera GTS erhielt mit 97 mm Bohrung und 81 mm Kolbenhub eine Hubraumvergrößerung auf 3,6 Liter. Der Motor selbst leistet zwar “nur” 5 PS mehr als der Biturbo im 992.1 GTS, doch mit Elektrounterstützung bringt er es auf satte 541 PS und 610 Nm Drehmoment. Das sind 61 PS und 40 Nm mehr.
Der T-Hybrid im Porsche 992.2 ist kein klassischer Hybrid. Er dient der Leistungssteigerung und Effizienzsteigerung des Verbrennungsmotors.
Vor allem in der Startphase verbessert sich die Performance. In 3,0 Sekunden spurtet der Hybrid-Elfer auf 100 km/h und erreicht bis zu 312 km/h in der Spitze. Der Vorgänger brauchte 3,4 Sekunden und fuhr bis zu 311 km/h schnell. Den Carrera GTS gibt es optional auch mit Allradantrieb.
Enthusiasten müssen eine bittere Pille schlucken. Denn Porsche bringt den 992.2 ausschließlich mit einem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an den Markt. Auf ein manuelles Schaltgetriebe verzichten die Stuttgarter zur Einführung. Diese Nachricht wird sicher nicht nur Fürsprecher finden. Möglicherweise müssen Fans der klassischen Auslegung mit drei Pedalen auf die nächste Generation des 911 GT3 warten.
Beim Styling blieb sich Porsche treu. Denn das Porsche 992 Facelift-Modell ist äußerlich nur sehr behutsam verändert worden. In der Heckpartie des GTS fallen allerdings sofort die mittiger angeordneten Auspuffrohre auf. Sie werden von sehr breiten und hochgezogenen Diffusorfinnen eingerahmt. Während vor der Modellpflege die Endrohre der S/GTS-Modelle neben der Kennzeichenmulde lagen, sind sie nun darunter angeordnet. Diese Auspuffanlage ist beim Carrera als Sonderausstattung lieferbar. Außerdem zieren weniger Vertikalstreben den Bereich unterhalb der Heckscheibe.
An der Front des Porsche 992.2 entfallen die Leuchten im Bug. Grund ist die Integration aller Lichtfunktionen in die serienmäßigen Matrix-LED-Scheinwerfer. Den gewonnen Platz nutzt Porsche im 992.2 Carrera GTS für insgesamt sechs aktive Kühlluftklappen. Die Porsche Active Aerodynamic (PAA) im neuen 911 verfügt dadurch über adaptive Frontdiffusoren in der Unterbodenverkleidung. Bei geringer Leistungsanforderung werden die Klappen für weniger Luftwiderstand geschlossen. Wird hingegen mehr Leistung abgerufen, wird auch mehr Luft zu den Kühlern geleitet. Das Basismodell verfügt stattdessen über zwei querliegende Streben vor den Kühlern.
Im Innenraum finden sich weitere Veränderungen. So ist der Porsche 911 ab sofort ein Zweisitzer. Rücksitze sind nur auf expliziten Kundenwunsch erhältlich – immerhin ohne Aufpreis. Außerdem kehrt Porsche endgültig vom “Zündschloss” links neben dem Lenkrad ab. Wo beim Porsche 992 vor dem Facelift noch eine Schlüsselattrappe zum Starten gedreht werden musste, ist nun ein schlichter Start/Stop-Knopf.
Ebenso vorbei ist die Zeit des analogen Drehzahlmessers. Die Armaturentafel im Porsche 992.2 besteht aus einem durchgängigen Display mit 12,6 Zoll Bildschirmdiagonale. Die physischen Schalter für die Bedienung der Klimaanlage vor dem Gangwahlhebel sowie die fünf Tasten unterhalb des 10,9 Zoll großen Porsche Communication Management (PCM) Displays bleiben allerdings erhalten.
Zugelegt hat der neue Elfer in Sachen Konnektivität. Die Anmeldung im PCM mit der Porsche ID erfolgt künftig per QR-Code. Apple CarPlay zeigt auf Wunsch Informationen direkt im Armaturenbrett. Die Bedienung gewisser Fahrzeugfunktionen direkt vom iPhone ist ebenso möglich wie Videostreaming beim Parken. Spotify und Apple Music sind sogar als native Apps im PCM integriert.
Wer insgeheim auf die fabelhafte Doppelquerlenkerachse des 992 GT3 im Facelift-Carrera GTS gehofft hatte, wird enttäuscht. Allerdings spendiert Porsche nun serienmäßig die Hinterachslenkung. In Kombination mit dem Porsche Active Suspension Management (PASM) inklusive variablen Dämpfern und der Wankstabilisierung Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC) verspricht Porsche ein nochmals deutlich präziseres Handling.
Ab sofort kann der Facelift-Porsche-992 im Porsche Zentrum bestellt werden. Den neuen 911 Carrera gibt es als Coupé und Cabriolet mit Heckantrieb und PDK. Inklusive Mehrwertsteuer beträgt der Grundpreis für das Porsche 992.2 Carrera Coupé 128.700 Euro.
Den Porsche 992.2 Carrera GTS gibt es als Coupé und Cabriolet mit Heck- und Allradantrieb. Außerdem gibt es den neuen 911 Carrera GTS auch als Targa, allerdings ausschließlich mit Allradantrieb. Alle GTS-Modelle sind ebenso serienmäßig mit PDK ausgestattet und ab 170.600 Euro zu haben. Das beim GTS optional erhältliche Aerokit kostet 2.713,20 Euro Aufpreis.
Für den Carrera gibt Porsche einen Auslieferungsbeginn in Deutschland zum Spätsommer an. Der 911 Carrera GTS wird zum Jahresende bei den Händlern stehen.
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Elferspot Magazin