Vermutlich gibt es viele unter euch, die noch nie von einem Porsche 930 Turbo Gruppe B gehört haben. Für Stefan und Matthias Nonn ist er ein lang gehegter Traum, der nun in Erfüllung ging. Die Brüder sind passionierte Rennfahrer, teilen eine ganz besondere Leidenschaft für luftgekühlte Turboporsches und führen seit 2016 die Turbogarage.
Hallo Richard, es freut mich sehr, dich stellvertretend für die Elferspot Community begrüßen zu dürfen. Meine erste Begegnung mit zwei Porsche 930 Turbo war Mitte der 80er Jahre auf dem Weg in den Urlaub auf der Autobahn und dieses Bild hat sich bei mir eingeprägt. Als später dann der Chef meines Freundes seinen zweiten Turbo durch Fahrfehler zerstörte, war dies für mich die Kaufverpflichtung und ich sagte: So etwas brauchst du auch.
Nach der Begegnung auf der Autobahn steckte ich meinen Bruder Stefan mit dem Porschefieber an und Ende der 80er Jahre kauften wir beide unseren jeweils ersten Porsche 930 Turbo. Für zwei gelernte Kfz-Mechaniker war das finanziell eigentlich kaum zu stemmen. Nach einem Motorschaden am Turbo blieb mir keine Wahl, als den Motor selbst neu aufzubauen – natürlich direkt mit der original Porsche Werksleistungssteigerung. Nur die wenigsten wissen, dass es damals die Abteilung Wilrett gab, die die Serienleistung von 300 PS auf 330 PS erhöhten. Es gab aber kein Exemplar unter 350 PS, die Autos liefen für damalige Verhältnisse konkurrenzlos. Als Stefan und ich unsere Autos immer mehr in Richtung Rennsport optimierten, mussten ganz besonders unsere Frauen einiges ertragen. Die Geräuschdämmung und die Klimaanlage waren im Zuge der Gewichtsreduzierung genauso wenig vor uns sicher, wie unsere Haushaltskassen.
Mitte der 80er ist mir am Salzburgring ein Porsche 930 Turbo Gruppe B aufgefallen, der sich tapfer im Feld der RSR behaupten konnte, obwohl er in Sachen Optik und Technik sehr nah an der Serie war. Er hatte größere Ladeluft- und Ölkühler, andere Nockenwellen, etwas höhere Verdichtung und mehr Ladedruck. Damit leistete der Wagen 365 PS. Wir wollten die Idee des 930 Turbo Gruppe B konsequent weiterdenken: Ein blitzsauber aufgebautes Fahrzeug ohne Dämmung, ohne Teppiche und ohne Schnickschnack. Dafür mit Überrollkäfig und etwas mehr Leistung.
„Wir wollten ganz bewusst keinen Backdate bauen.“ – Matthias Nonn, Turbogarage
Das Auto zeigt, wie das Thema Tuning und Rennstreckenoptimierung vor über 30 Jahren angegangen wurde. Mit modernem Fahrwerk und Reifen, sowie dem klassischen Look. Wir wollten ganz bewusst keinen Backdate bauen, sondern zeigen, dass auch der Ansatz aus der alten Zeit seinen besonderen Reiz hat. Da wir bereits bei den Modifikationen an unseren ersten Turbos immer ein wenig auf den Gruppe B-Elfer geschaut hatten, fühlt es sich wirklich ganz besonders an, dass der Wagen nun so vor uns steht. Und das an dem Ort, an dem Stefan seine Frau geheiratet hat.
Es dürften insgesamt sicher 1.000 Stunden zusammengekommen sein. Dazu kommen noch viele Monate für die Suche nach spezifischen Teilen. Wir haben hier etwa 385 PS bei etwas über 1.100 Kilogramm Gewicht.
Anton ist mehr oder weniger Dr. Jekyll und Mr. Hyde auf Rädern. Der Turbomotor ist natürlich klanglich weniger wild als ein RS oder GT3. Und obwohl das Auto ungedämmt ist, vernimmt man kaum mechanische Nebengeräusche. Unter 3.000 Umdrehungen fährt er sich auch lammfromm. Doch wenn der Turbo einsetzt, schiebt der Wagen wirklich unbändig. Durch das recht lang übersetzte 4-Gang-Getriebe kann man das Erlebnis auch wunderbar auskosten.
Das Fahrerlebnis in diesem Porsche 930 Turbo Gruppe B ist gigantisch. Der Schub endet einfach nicht, das Gripniveau ist extrem hoch und sogar der Komfort ist nicht ganz auf der Strecke geblieben.
Nachdem ich damals meinen eigenen Motor neu aufgebaut hatte, kamen immer mehr Freunde auf mich zu, für die ich dann nach Feierabend ihre Motoren revidierte, um die Kriegskasse wieder aufzufüllen. Durch unsere Erfahrungen und Erfolge im Rennsport konnten wir ein immer größeres Netzwerk aufbauen, aus dem viele Freundschaften entstanden sind. Mein Bruder Stefan war immer die Stimme der Vernunft und bremste den Enthusiasmus für die Idee etwas aus – im Nachhinein betrachtet, vermutlich zurecht. Die Idee reifte jedoch auch bei ihm und 2016 konnten wir endlich die Turbogarage eröffnen. Neben unserem Kerngeschäft, der Motoreninstandsetzung, kümmern wir uns um Restaurationen, klassischen Service an Porsches aller Baureihen und umfangreiche Umbauten.
Das ist natürlich genau so gewollt. Unsere Kunden sollen sich wohlfühlen und vom ersten Moment an unsere Leidenschaft spüren können. Wir möchten vermitteln, dass wir mit jedem Atemzug für unsere Passion leben und das geht nur, wenn auch das Umfeld authentisch ist. Wir möchten unsere Ideen und unseren Qualitätsanspruch fernab von Herstellervorgaben ausleben und unsere Kunden in guten Händen wähnen. Sie sind nämlich letzten Endes genau wie wir auch: Normalos, die sich ihren Traum erfüllt haben oder ihn noch erfüllen wollen. Deswegen ist auch jedes unserer Projekte völlig individuell, genau wie die Menschen. Und gerade bei langwierigen Projekten ist Vertrauen das wichtigste Gut.
(Lacht) Ja, alle! Auch wenn es etwas übertrieben klingt, mein Bruder und ich freuen uns über jeden, der uns besucht. Wir teilen die gleiche Leidenschaft und das Funkeln in den Augen unserer Kunden beim Anblick der Rennfahrzeuge, der Werkstatt und auch anderer besonderer Kundenfahrzeuge ist jeden Tag Belohnung für unser Schaffen.
© Bilder: Richard Lindhorst, Elferspot
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