Wir vom Elferspot Magazin freuen uns, immer wieder mit Porsche begeisterten Menschen aus aller Welt darüber ins Gespräch zu kommen, was die Leidenschaft für Sportwagen aus dem Hause Porsche entfacht hat. Sind es doch oft genau diese Geschichten, die uns Enthusiasten miteinander verbinden und über die Jahre zu vielen Freundschaften führen. Diesmal habe ich mich mit Daniel Hausmann zum Elferspot Porsche Talk verabredet. Daniel ist gelernter Automechaniker und hat ein Faible für die wilde Zeit des Motorsports. Gemeinsam mit seiner Frau hat er eine Porsche 924 GTP Le Mans Replica gebaut, die sicher einmalig ist.
Hallo Richard, na klar! Ich lebe in der Schweiz und bin dort auch aufgewachsen. Meine Familie war immer schon autoverrückt. Mein Vater war leidenschaftlicher Autosammler, weshalb ich als Teenager ich schon einige Autos hatte. Natürlich schraubte ich schon damals daran herum. Zunächst wollte ich aber Motorradmechaniker werden. Meine Leidenschaft war damals Motocross. Während eines Praktikums fand ich jedoch heraus, dass mir Motorräder auf Dauer zu klein gewesen wären und ich lieber an großem Gerät schrauben wollte. Also probierte ich mich auch an LKW aus. Die waren mir wiederum zu groß und so bin ich dann in der goldenen Mitte bei den Autos gelandet. Mittlerweile baue ich seit einigen Jahren Autos auf und um.
Tatsächlich stand Porsche damals noch nicht im Fokus. Mein alter Herr hatte sein Herz an VW Käfer und Karmann Ghia verloren. Der Weg zu Porsche war damit zwar eigentlich nicht weit, wenn du so willst, aber ich habe auch mit VW angefangen. Ich war schon früh begeistert in der Tuningszene aktiv. Dabei habe ich einige verrückte Umbauten gemacht. Ein Golf III mit Turbo VR6-Motor und knapp unter 600 PS war damals mein Schätzchen. In Hockenheim war dieses Auto damals als echte Waffe bekannt.
Zu Porsche kam ich dann vielmehr durch Zufall. Früher habe ich Autos in erster Linie für mich selbst aufgebaut und damit natürlich auch den einen oder anderen Euro verbrannt. Ich wollte dann etwas sinnvolleres machen als nur Autos zu bauen, die dann herumstehen. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf machte ich mich auf die Suche nach etwas, was noch niemand vorher gemacht hat. Mich haben die Rennwagen der Gruppe 4/5-Ära schon immer besonders fasziniert. Das waren Monster auf Serienbasis, die allein durch ihre Breite eine immense Präsenz versprühten.
Dazu muss ich ein wenig ausholen. Eigentlich wollte ich einen Ford Capri, doch die Suche nach einer ordentlichen Basis für einen Umbau gestaltete sich schwierig. Durch Zufall bin ich dann auf den Porsche 924 GTP Le Mans gestoßen. Den hatte ich so gar nicht auf dem Schirm. Aufgrund der Familiengeschichte rund um VW und der technischen Finesse des Transaxle habe ich mich dann aber schnell auf den GTP eingeschossen. Dieses Antriebskonzept feiert im GT-Bereich nicht ohne Grund ein Comeback. Das Auto fährt sich ausgewogen, handlich und auch nach heutigen Maßstäben einfach toll.
Zu Beginn der Projektplanung war mir die Signifikanz des Autos für Porsche gar nicht bewusst. Die historischen und technischen Besonderheiten des Porsche 924 GTP Le Mans sind mir erst in der Recherche wirklich klar geworden. Allein die Story rund um den Le Mans Einsatz 1980 fand ich sehr beeindruckend.
Daniel Hausmann über die Entstehung seines Porsche 924 Carrera GTP Projektes
Absolut nicht! Allein die Suche nach Teilen für so ein Projekt braucht viel Zeit. Die Planung des Umbaus und das Zusammentragen der Teile hat anderthalb Jahre gedauert. Auf der Reise habe ich auch wunderbare Menschen kennengelernt. Bei der Suche nach einer Heckscheibe aus Makrolon stieß ich zum Beispiel auf ein uraltes Inserat. Der ältere Herr, mit dem ich dann ins Gespräch kam, hatte zwar keine Scheibe mehr, aber durchaus Lust, mal wieder eine zu bauen. Dabei durfte ich ihm dann über die Schulter schauen. Eine tolle Erfahrung, einem 73-jährigen Meister seines Fachs zuzusehen! Die Beschaffung der Scheinwerfer mit CNC-gefertigten Haltern verband mich ebenfalls mit einem passionierten Fahrzeugingenieur. Das waren übrigens fast die einzigen plug & play Teile des gesamten Umbaus!
Das Bodykit habe ich zum Beispiel in Deutschland bekommen. Das Inserat war zwölf Jahre alt und ich hatte keine Hoffnung. Doch nach einer Woche erhielt ich die Antwort, dass die Teile noch im Keller liegen würden und ich sie haben könnte. Der Eigentümer hatte es 1984/1985 in Amerika ausfindig gemacht und importiert, doch niemand wollte es ihm anbauen. Daher starb sein damaliges Projekt, noch bevor es anfing. Die Fertigungsqualität für Rennwagenteile war damals natürlich längst nicht auf dem heutigen Niveau. Allein die Spaltmaße waren abenteuerlich!
Nachdem ich alle Teile zusammen hatte, habe ich zunächst das passende Auto gesucht. Das ging durch Beziehungen aus meiner Zeit als Autohändler sehr flott. Erst dann fing die Arbeit so richtig an. Gemeinsam mit meiner Frau Amanda habe ich das Auto komplett bis zur letzten Schraube zerlegt. Die Karosserie musste für das Bodykit umfangreich bearbeitet und ausgeschnitten werden. Für uns war das Projekt eine Art Ablenkung, nach einem schweren familiären Schicksalsschlag. Das Auto hat uns sozusagen enger zusammengeschweißt und auch unserer Beziehung nachhaltig gut getan. Sie hat sich unter Anderem um die Oberflächenveredelungen gekümmert und zum Beispiel auch das Kofferraumnetz genäht.
Insgesamt flossen ungefähr 2.600 Arbeitsstunden in unseren Porsche 924 GTP Le Mans.
Daniel Hausmann
Außerdem habe ich den Motor komplett überholt. Der Zylinderkopf ist geplant, die Zylinder gehohnt und ein entsprechend großer Turbolader verbaut. Mit 2,3 bis 2,5 bar Ladedruck sind bis zu 350 PS möglich. Meist bin ich jedoch mit eher gemäßigten 1,5 bar und ca. 260 PS unterwegs. Das reicht bei etwas über 900 Kilogramm Leergewicht mehr als aus. Als größte Herausforderung würde ich wohl das Armaturenbrett sehen. Da habe ich einige Anläufe gebraucht, um die richtige Oberflächenstruktur hinzubekommen. Die Anzeigen in der richtigen Größe zu finden, war auch nicht leicht. Deshalb ist auch ein GPS-basierter Schiffs-Tacho verbaut.
So ein Auto fährst du nicht im Alltag durch die Gegend. Dafür ist er einfach zu extrem. Die Gendarmen interessieren sich natürlich auch sehr dafür. Bislang sind die Begegnungen aber immer gut ausgegangen. Der Porsche 924 GTP Le Mans steht oft auf Messen oder in Museen. Ich feiere es zwar selbst total, wenn Leute ihre exklusiven Sportwagen auch artgerecht bewegen, allerdings muss man sich das auch leisten können. Für mich ist das Auto etwas ganz Besonderes. Schließlich habe ich es mit meiner Frau selbst gebaut! Daher greife ich dann zum Fahren doch lieber auf meinen Porsche 996 GT3 zurück.
In meinem Kopf schwirren noch einige Projektideen herum. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wäre es wohl eine Replica des Porsche 911 GT1 Straßenversion. Aber zunächst werde ich einen Porsche 996 umbauen. Ich habe noch einen frühen 996 Carrera 3.4, den ich gern im Stile eines RSR aufbauen würde. Den Motor würde ich mit einer Hubraumerweiterung neu aufbauen. Von außen dann eben mit einem RSR-Bodykit, aber von innen noch mit Teppichen und Türpappen. Ich würde den Wagen gern als wirklich nutzbares Fahrerauto aufbauen.
© Bilder: Stancekult
Über den Autor
Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.
Elferspot Magazin