Im Zuge unserer Partnerportrait-Serie traf ich mich mit Michael Schnabl, Gründer und Inhaber der Firma Motorlegenden, zum Interview. Michael hat mich in seine wunderbare Location am Ammersee eingeladen und wir philosophierten und diskutierten über unser beider Lieblingsthema. Im Augenwinkel eine Legende neben der anderen und in der Nase ein Odeur aus Benzin, Öl, Gummi und Leder. Gibt es eine bessere Umgebung für ein Gespräch über Sportwagen aus Zuffenhausen?
Michael Schnabl, Gründer und Inhaber von Motorlegenden
Den ersten 911er habe ich Ende der 90er mit Anfang 20 bei eBay ersteigert und ungesehen importiert. Damit fing alles an. Im Wort Leidenschaft steht das Wort Leiden, und Leiden stand im Vordergrund am Anfang. Das Fahrzeug, ein 67er Porsche 911 2.0 war in einem sehr schlechtem Zustand. Ich hatte dazu kein Geld mehr und hatte mit einem befreundeten VW Mechaniker den Wagen komplett von der Karosserie über Motor und Innenausstattung über viele Monate restaurierte. Da fing ich an zu verstehen, wie einfach und effiziente die Bauweise und Technik ist und konnte jene Schwachstellen erkennen, auf die ich in Zukunft besser achten sollte. Als der Wagen fertig war und ich in München Schwabing meine ersten Runden drehte, der unverkennbare Sound röhrte und mir auch die sympathisierenden Blicke auffielen, war ich endgültig infiziert.
Tatsächlich bereits sehr früh, da ich mich am liebsten nur noch mit den Fahrzeugen und deren Community beschäftigen wollte. Jedoch habe ich mich aufgrund einer Krankheit meines Vaters entschlossen, in die Modebranche einzusteigen und habe in den letzten 20 Jahren das Familienunternehmen weitergeführt. Hier habe ich viel aus den Bereichen Management, Vertrieb und Marketing mitgenommen und weiß wie wichtig eine persönliche Kundenbeziehung ist. Am Ende waren wir zwar Marktführer in unserem Segment, aber richtig glücklich war ich dennoch nicht. Daher habe ich 2017 entschieden, dass ich mit Anfang 40 meinem wahren Interesse nachgehen möchte. Bis dahin hatte ich das Thema Porsche nur als Hobby, dann als Nebenjob und schließlich sollte es meine Hauptbetätigung werden.
Ich habe das Sammlernetzwerk und die Beratung für klassische Porsche „Motorlegenden by Michael Schnabl“ Anfang 2018 gegründet. Ich übernehme die Vermittlung, die Beratung und Suche von seltenen Porsche Modellen von privaten Sammlern an privat. Darüber hinaus vermiete ich Stellplätze für Gleichgesinnte in meinem „Speedloft 5Seen“. Mein Ziel ist es darüber hinaus, eine Community und Marke aufzubauen. Was man sich immer wünscht, wenn man selbst infiziert ist: Gemeinsam das Hobby genießen und Ansprechpartner und Austausch für die Fragen zum Thema Wert, Restauration, Verkauf, etc. zu haben. Die Erfahrung, mein Netzwerk und der Standort zwischen München und Starnberg kommen mir dabei zugute. Anfangs war es viel Aufbauarbeit, aber ich hatte die Idee und eine Vision. Recht schnell habe ich positive Rückmeldung auf das Konzept bekommen und erste Kunden gewonnen. Diskret und transparent anbieten. Diesen Bedarf haben viele Sammler und Enthusiasten. Besonders wichtig ist es auch, für beide Seiten Rechts- und Abwicklungssicherheit zu erhalten.
Mittlerweile habe ich so um die 15-20 Fahrzeuge, immer seltene, sehr gut erhaltene und gepflegte Modelle. Vom klassischen 1974 2.7 MFI über eine 1987 930 Slantnose und 2 schmale Speedster aus 1989 bis zu jüngeren Baureihen wie ein 964 Speedster, 964 Turbo WLS, 993 4S und 993 mit Turbo S Spezifikation. Aber auch neue Modelle wie GT3 Touring bzw. RS, Porsche Boxster Spyder oder 911R sind schon dabei gewesen. Ich stelle fest, dass sich diese Modelle gut ergänzen.
Besonders wichtig ist es auch, für beide Seiten Rechts- und Abwicklungssicherheit zu erhalten.
Michael Schnabl
In den letzten Jahren, vor allem von 2015 bis Mitte 2017 gab es einen regelrechten Boom. Die Nachfrage ist schneller gestiegen als das Angebot. Dazu kamen Investoren, die mit dem Thema klassische Fahrzeuge gar nichts zu tun hatten und auch einige Glücksritter, die von diesen Preissteigerungen profitieren wollten. Es musste dann so kommen, dass sich der Markt abkühlt. Zu viele Fahrzeuge in teils fragwürdigem Zustand und zu sehr hohen Preisen finden sich nun am Markt wieder. Das hat auch Sammler und jene, die einfach nur einen klassischen Elfer fahren wollten, verunsichert. Diese Spekulationsblase ist vorbei. Dies ist deutlich an 2 Fahrzeugen zu erkennen: Der 1973 2.7 RS wurde teilweise für 750T bis € 1.0 Mio. gehandelt und liegt jetzt zwischen 500-650T. Der 991 911R war bereits bei über 400T€ und liegt jetzt wieder bei teils unter 300T.
Als Einstieg um die 40-60T€ das G Modell und hier vorzugsweise den Carrera 3.2. Im Bereich der wassergekühlten 911er finde ich auch das Modell 996 als 4S oder Turbo spannend. Bei einem Budget um die 100T€ würde ich den 993 sehen, insbesondere 2S und 4S. Als Wertanlagen die trotzdem Spaß machen, sind der 964 RS, 993 Turbo, alle Speedster Modelle und frühe 930 Turbos in sehr gutem Zustand mit Historie in jedem Fall interessant und sollten sich als wertstabil zeigen.
Fahrzeuge mit Rennhistorie werden aktuell hoch gehandelt und mein Geheimtipp sind die seltenen Transaxle Top-Modelle, angefangen vom S2 bis Turbo, 924 GT, 968 CS, 928 GTS die in Sachen Wert weit unter den Möglichkeiten liegen und in 10 Jahren ähnlich steigen werden wie die heutigen luftgekühlten, seltenen Elfermodelle. Historie und Zustand sind neben der Seltenheit eines Modells entscheidend.
Hier haben sich vermeintliche 2er Classic Data Noten in der Realität schon als Bastelbuden herausgestellt. Daher ist es unabdingbar, beim Kauf oder Verkauf genau über den tatsächlichen Zustand Bescheid zu wissen. Besser man kauft das beste Fahrzeug und ggf. auch das teuerste, als das angebliche Schnäppchen. Unfallfrei, Erstlack, Originalzustand, Historie und Laufleistung, aber auch besondere Ausstattungsvarianten und gesuchte Farben sind die Merkmale für eine Wertsteigerung. Es ändert sich jedoch auch die Generation der neuen Porsche Fahrer. Durch Unternehmen wie Singer und Co. bekam das Thema Originalität einen anderen Stellenwert. Die zukünftigen Modelle der heutigen Jugend werden andere sein, daher sehe ich in den nächsten 10 Jahren für die frühen 911er (F-Modelle) genauso wie 356er eher eine stagnierende Entwicklung voraus. Andererseits werden G-Modelle und als jüngerer Klassiker der 996 kommen.
Fahrzeuge mit Rennhistorie werden aktuell hoch gehandelt und mein Geheimtipp sind die seltenen Transaxle Top-Modelle. Michael Schnabl
Entweder das, oder wir werden die Markenwerte wie wir sie heute kennen, nicht mehr wiederfinden. Sicher wird es in 10 Jahren alternative Antriebe und andere Ressourcen geben. Im Hinblick auf die Luftverschmutzung und die gesamte Ökobilanz kann ich das auch nachvollziehen. Es wird dennoch sicher einen Teil der Modelle weiterhin mit effizienteren Verbrennungsmotoren geben und das Thema klassische Fahrzeuge wird insbesondere dann einen hohen Stellenwert erhalten, da die Faszination bestehen bleibt und es die gute, alte Zeit widerspiegelt.
Aus jedem Jahrzehnt habe ich einen persönlichen Liebling: Ein F-Modell als S-Version hat immer einen festen Bestandteil in meiner Sammlung gehabt. Ein 2.4 S Targa war sogar mein Hochzeitsauto. Früh habe ich das Modell 964 mit seiner klassischen Form und zuverlässiger Technik für mich entdeckt. Ein Porsche 964 Carrera in Amethyst mit Exklusivoptionen und RS Spezifikationen, die vor der Auslieferung 1992 verbaut wurden ist derzeit mein Highlight. Einen seltenen Porsche 993 Carrera 4S mit X51 WLS hätte ich nicht hergeben sollen und aktuell fahre ich einen 996 Turbo WLS, sowie einen 924 Carrera GT. Ich wechsle aber auch gerne durch und habe daher nur so viele Fahrzeuge, wie ich auch selbst immer guten Gewissens fahren kann.
Ein Mix aus aus Carrera GT, 993 Turbo S oakwood, 964 RS sternrubin, 911 2.4 S Targa irischgrün und einen Speedster in gelb!
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Bilder: © Markus Klimesch und Motorlegenden
Elferspot Magazin