Wir vom Elferspot Magazin sind ständig auf der Suche nach interessanten, spannenden oder auch außergewöhnlichen Porsche Geschichten. Ganz besonders interessieren uns die Menschen hinter dem Steuer, die mit Liebe und Leidenschaft diese Autos zu ihren persönlichen Schätzen machen. Das world wide web und die Social Media Plattformen bieten eine wunderbare Spielwiese, um mit interessanten Persönlichkeiten in Kontakt zu treten. Dieses Mal hatten wir die Gelegenheit mit dem Hamburger Thomas Escher zu sprechen. Thomas fährt einen traumhaft schönen Porsche 993 Carrera S in der Sonderfarbe Vesuvio Metallic 40W.
Nicht im Geringsten – jeder der mich kennt würde Dir zustimmen. Mein erstes gesprochenes Wort war meinen Eltern zufolge „Auto“, das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Alles was Räder und Motoren hat, weckt mein Interesse. Na ja, vielleicht einmal abgesehen von den Pampers-Bombern dieser Tage, in denen sich Familien zur Melodie des TDI durch die Gegend nageln. Autos sind für mich Ausdruck von Freiheit und Lebensfreude – eben Glückskapseln, in denen man dem Alltag für einen Moment entfliehen kann. Zum Glück teile ich diese Leidenschaft mit meinen Freunden. So hat das Thema Auto natürlich auch viel, was verbindet und Anlass gibt, sich zu treffen und eine gute Zeit zusammen zu haben. Ich bezeichne meinen Porsche 993 deswegen auch gerne als meine „Happiness Machine“.
Ich bin Baujahr ´77, arbeite als Sales Director in der IT-Security und komme aus der schönsten Stadt Deutschlands: Hamburg. Zum Leben wunderbar, ist Hamburg allerdings nicht gerade das Mekka des automobilen Fahrspaßes. Kurvige Landstraßen muss man im Umland mit der Lupe suchen (es gibt sie wirklich…), aber dafür haben wir den Hafen, wo sich praktisch täglich Autoenthusiasten an den schönsten Stellen zum gemeinsamen Sundowner treffen. Irgendwann bin ich mit einem Freund zum Nürburgring gefahren. Damals hatte ich einen BMW Z4 (E85). Wir haben uns gewissenhaft vorbereitet, immer wieder die Ideallinie studiert und dann im Simulator am PC geübt.
Den Moment, als sich zum ersten Mal die Schranke der Einfahrt vor mir öffnete und ich den Asphalt dieser vielleicht legendärsten Rennstrecke überhaupt unter die Räder nahm, werde ich nie vergessen. Da war viel Ehrfurcht und Respekt mit im Spiel – gerade letzteres ist bis heute hilfreich, will man sein Auto nicht schnell in einen Klumpen Altmetall verwandeln: die Strecke verzeiht kaum Fahrfehler.
Schnell war dann klar, dass mich die Nordschleife in ihren Bann gezogen hatte. Es dauerte auch nicht lange und ich wechselte im Sommer 2011 vom Z4 auf einen BMW M3 (E92), der letzte „Echte“, mit dem genialem Hochdrehzahl V8-Sauger, der bis knapp 8.500 U/min dreht. Sehr zum Leidwesen meiner Frau – sie liebte den M3 so wie er war – habe ich mit Hilfe eines befreundeten Motorenbauers zwei Jahre später das Auto kompromisslos auf Rennstreckenbetrieb umgebaut. Mit konsequentem Leichtbau und vielen Motorsport-Genen ist das Auto auf der Nordschleife ein – sorry – echter Porscheschreck geworden und bis heute bei mir im Einsatz. Davon leitet sich dann auch mein Instagram Nick ab: @Greenhellracing
Nachdem ich den M3 nicht mehr im Alltag bewegen konnte, fehlte mir schnell die alltägliche Fahrspaßmaschine. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon gedanklich ins Porsche Lager gewechselt. Zunächst suchte ich nach einem Autobahnrenner, um meinen 330d zu ersetzen. Der Kaufvertrag für einen 991.1 Turbo S war schon unterschriftsreif, da besann ich mich gerade noch. Der Turbo ist ein geniales Auto und praktisch unschlagbar als GT, aber er hätte mir vermutlich nicht genug Emotionen gegeben. Und eigentlich wollte ich sowieso schon längst den 991 GT3.
Fast schon zufällig stolperte ich über den 993 Vesuvio. Es war Liebe auf den ersten Blick!
Als mich jedoch ein Kumpel sein (fahrdynamisch optimiertes) G-Modell pilotieren ließ, war sofort klar: ein luftgekühlter Porsche muss es sein. Dem Charme und den Emotionen dieser analogen Maschine konnte ich mich nicht entziehen. Doch welche Inkarnation wäre die richtige für mich? Mir gefallen die WTL Carrera Modelle besonders gut. Im Lastenheft stand außerdem noch Sauger und Heckantrieb. Damit schied der zunächst ins Auge gefasste Porsche 964 in der WTL Jubiläumsedition leider aus, denn der hat Allrad. Fast schon zufällig stolperte ich dann über den 993 Vesuvio. Es war Liebe auf den ersten Blick! Der Vorbesitzer hatte bereits die zeitlosen BBS Felgen und die Bremse vom Turbo verbauen lassen, wie hätte ich da noch Nein sagen können?
Es war der Zufall, der es gut mit mir meinte. Mein 993 ist ein „Vesuvio“. Neben der besonderen Farbe hat das Auto auch ein paar schöne Akzente wie die in Silber lackierten Außenspiegel, Handgriffe und den geteilten Lufteinlass auf dem Heckspoiler spendiert bekommen. Nichts gegen schwarze oder silberne 911er, aber die Farbe ist einfach ein Hingucker.
Er ist mein Daily Driver. Autos sind zum Fahren da, insbesondere wenn es sich um einen Porsche handelt. Ich habe zwar noch einen aktuellen 5er für Langstrecke oder Ausflüge mit dem Hund, ansonsten fahre ich in der Saison aber fast alle Strecken mit dem Porsche. Ich behandele den Porsche 993 auch nicht mit Samthandschuhen. Es ist eine Fahrmaschine. Die will bewegt werden. Mir ist wichtig, dass technisch immer alles Top ist, da mache ich keine halben Sachen – doch wenn das Öl auf Betriebstemperatur ist und der Verkehr es zulässt, dann wandele ich mit Begeisterung fossilen Brennstoff in Wärme um.
Meine persönlichen Highlights sind ausgedehnte Alpentouren, gerne auch noch zum Herbstbeginn, wenn die Straßen bereits leerer sind, das Laub bunter wird und man einen Pass auch schon mal ganz für sich hat.
Meine persönlichen Highlights sind ausgedehnte Alpentouren, gerne auch noch zum Herbstbeginn, wenn die Straßen bereits leerer sind, das Laub bunter wird und man einen Pass auch schon mal ganz für sich hat. So hat mein 993 wohl schon jeden der bekannten Pässe (mehrfach) unter die Räder genommen, ist bis zum Mittelmeer die Route des Grandes Alpes abgefahren, hat mich nach einem kurvenreichen Tag heil zum Pizzaessen an den Gardasee, oder genußvoll zum Kaiserschmarren Dessert auf der Großglockner Hochalpenstraße gebracht. Da kommen dann schon mal über 3.500km in wenigen Tagen zusammen. Und ich genieße jeden Kilometer davon, es sind die vielleicht schönsten Tage des Jahres für mich.
Ein paar Sachen sind schon im Sinne des Fahrspaßes optimiert. BBS-Felgen und Turbo-Bremse habe ich bereits erwähnt, dazu kamen dann noch ein Bilstein PSS10, Momo-Lenkrad, Schaltwegeverkürzung, Einmassenschwungrad, 200-Zellen Kat und eine von Dieter Weiß optimierte Abgasanlage. Also alles Dinge, die sich auch problemlos wieder auf den Serienstand zurück rüsten lassen.
Ich dachte schon an ein 911 Backdate Projekt. Da gibt es unheimlich sexy Varianten. Aber da ich mit meinem 993 bereits einen luftgekühlten 911er habe, wäre es der Porsche 991.2 GT3 in Rot mit Clubsport Paket. Was bitte schön kann man an einem vier Liter Saugmotor, der 9.000 Umdrehungen geht, nicht lieben? Das Paket ist nahezu unschlagbar für den Alltag den Ausflug auf die Rennstrecke, dazu die Optik. Das Auto tickt bei mir alle Boxen an.
Auf jeden Fall, ja! Das Auto ist sehr ausgereift und fährt sich insbesondere mit einem modernen Fahrwerk einfach toll. Mangels elektronischer Assistenten (zum Glück!) – vom ABS einmal abgesehen – sollte man aber schon ein wenig Fahrpraxis mitbringen, besonders bei Nässe. Wer eine luftgekühlte, agile Fahrmaschine aus Zuffenhausen sucht, ist beim 993 goldrichtig. Auch die Technik ist solide und es gibt viele sehr fachkundige Werkstätten, so dass man nicht zwangsläufig zum Porsche Service muss. Dennoch bleibt es ein älteres Auto: ein wenig Taschengeld für Wartung und Erhaltungsmaßnahmen sollte schon unterm Kopfkissen liegen.
Wer eine luftgekühlte, agile Fahrmaschine aus Zuffenhausen sucht, ist beim Porsche 993 goldrichtig.
Zur Elektromobilität habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits ist es angenehm, wenn weniger tackernde Diesel durch die Straßen fahren und für akustische Belästigung sorgen. Andererseits scheint mir die Technologie unterm Strich (noch?) nicht wirklich „Grün“ zu sein – bedenkt man unter welchen Umständen für Mensch und Natur diverse Rohstoffe für die Batterien gewonnen werden. Hinzu kommen stark limitierte Reichweite und lange Ladezeiten. Den Taycan würde ich mir für den Alltag schon gefallen lassen. Porsche hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet und den Maßstab gesetzt. Müsste ich selber für die Anschaffung aufkommen, dann würde ich mir lieber den 991.2 GT3 zum 993 in die Garage stellen. Bei dem klappt es dann auch mit dem Sound.
Für mehr Infos und Fotos geht es hier zu Thomas Instagram Account: @greenhellracing
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