„Carrera – dieser Name erinnert an das längste und härteste Straßenrennen der Welt, bei dem einst Hans Herrmann, Fürst Metternich und José Herrarte auf Porsche Triumphe feierten: Die Carrera Panamericana.“ Mit diesen Worten begann der Text im offiziellen Porsche 911 Carrera 3.0 Verkaufsprospekt von damals. Und noch heute verbindet fast jeder das Wort „Carrera“ mit Porsche.
Der Porsche 911 Carrera 3.0 nimmt in der Geschichte der gesamten Porsche 911 Modellpalette einen ganz besonderen Platz ein. Er vereint Elemente zweier Porsche Legenden. Der Carrera 3.0 stellte ab Ende 1975 die Inkarnation des Porsche Carrera dar, der Ende 1972 als 911 Carrera 2.7 RS in die Baureihe eingeführt wurde und verwendete mit seinem 2993 cm³ Motor das gleiche Aluminium Druckguss-Gehäuse wie sein schneller und legendärer Cousin, dem Porsche 911 Turbo 3.0, bekannt auch als Porsche 930.
Der Carrera 3.0 Motor ist im Wesentlichen der 911 Turbo 2993 cm³ Motor – nur eben ohne den Turbolader. Zudem wurden das leichtere 6-Schrauben Schwungrad und die Kurbelwelle aus dem 2.7 RS verbaut. Um den fehlenden Turboschub des 930 auszugleichen, erhöhte Porsche das Verdichtungsverhältnis und gab so dem Drei-Liter-Carrera stolze 200 PS und ein Drehmoment von 255 Nm bei 4.200 U/min. mit auf den Weg. So erklärt sich auch, warum die Performance Werte des Carrera 3.0 denen des 2.7 RS sehr ähnlich sind. Auch wenn er gern als die gezähmte Version des ursprünglichen 2.7 RS mit 210 PS bezeichnet wird, konnte er in den verschiedenen Tests sogar bessere Werte erzielen: von 0 auf 100 km/h war der Carrera 3.o eine Zehntel Sekunde schneller (6,3s), von 0 auf 180 km/h sogar zwei Zehntel Sekunden schneller.
Zurückzuführen war dies auf das verbesserte Drehmoment, der 2.7 RS erreichte nämlich das selbe Drehmoment erst bei wesentlich aggressiveren 5100 U/min. Ein direkter Vergleich der Leistungskurven erklärte das Wunder: bis zu 5000 U/min liefert die Dreiliter-Maschine deutlich mehr Leistung als der 2,7 RS. Nur über dieser magischen Grenze kann der alte Carrera vorbeiziehen.
Das optimierte Drehmoment zeigte sich auch in einem weiteren Test: der Carrera 3.0 war von 25 auf 100 Meilen pro Stunde gute 3 Sekunden schneller als der 2.7 RS und der 2.7 Carrera. Und all das mit einem Auto, welches aufgrund der zusätzlichen Schalldämmung mindestens 45kg schwerer war.
Der Carrera 3.0 war von 25 auf 100 Meilen pro Stunde gute 3 Sekunden schneller als der 2.7 RS und der 2.7 Carrera.
Der Carrera 3.0 wurde zwischen den Jahren 1975 und 1977 am Markt angeboten. Er wurde quasi im Sandwich neben dem Standard 911 und dem 911/930 Turbo gebaut. Während dieser sehr kurzen, zweijährigen Lebensdauer wurden lediglich 3687 Autos gebaut, eine geradezu winzige Stückzahl im Vergleich zu den 58.000 Stück vom Porsche 911SC und 76.500 Stück Carrera 3.2. Von diesen 3687 Porsche 911 Carrera 3.0 wurden 2564 Exemplare als Coupé und gar nur 1123 Stück als Targa ausgeliefert. Im Modelljahr 1976 wurden 1093 Coupés gebaut, darunter 606 Exemplare mit dem Lenkrad auf der linken Seite. Im Folgejahr waren es 896 Coupés mit dem Lenkrad links. Den Vergleich in punkto Seltenheit braucht der Carrera 3.o sowohl zum 2.7 RS (1580 Stück) als auch zum 911 Ur-Turbo (1975-1977) (2819 Stück) also definitiv nicht zu scheuen.
Nachdem der Carrera 3.o gerade in Jahr auf dem Markt war, erhielt er für das folgende Modelljahr bereits eine Reihe von Verbesserungen. Technisch betrachtet die am deutlichsten spürbare Veränderung, war der Einsatz eines Bremskraftverstärkers, der die Bremsleistung deutlich erhöhte. Gleichzeitig wurde die Handhabung der Kupplung ab dem Modelljahr 1977 durch den Einbau der Omega-Feder viel leichter und reibungsloser.
Im Innenraum zeigten sich einige Veränderungen. Das Armaturenbrett erhielt zwei verstellbare Belüftungsgitter in der Mitte und erstmals kam ein System zur automatischen Temperaturregelung für die Heizung zum Einsatz, welches – wie bisher die mechanische Steuerung auch – zwischen den Vordersitzen Platz fand. Wesentlich neu an den Türen war die neuartige Drehverriegelung, die es Dieben deutlich schwieriger machen sollte, die Türen zu öffnen. Eine echte Verbesserung gegenüber den bisher verwendeten Auszugmechanismen. Fast unbemerkt änderte sich auch etwas bei den hinteren Sitzen: die Richtung der Abnäher änderte sich von vertikal auf horizontal. Vermutlich wurde das beim Wechsel von F- zu G-Modell vergessen, bei dem sich die Richtung bei den Vordersitzen analog verändert hatte.
Der Fakten-Check und der Blick in die Vergangenheit legen nahe, dass der Porsche 911 Carrera 3.0 aus der Investmentperspektive ein äußerst interessantes Fahrzeug ist. Wenn man sich jedoch die Preisentwicklungskurven der vergleichbaren Fahrzeuge mit geringen Stückzahlen (73er RS, Ur-Turbo, F-Modelle) ansieht, hat der Carrera 3.0 historisch deutlich schwächer abgeschnitten. Das ist aus unserer Sicht nicht logisch begründbar.
Aufgrund der oben erwähnten Verbesserungen ist aus heutiger Sicht das Modell aus dem Jahr 1977 die bessere Option. Aber auch die 76er Modelle des Porsche 911 Carrera 3.0 sind äußerst seltene und interessante Fahrzeuge. Ein viel wichtigeres Kriterium für eine Kaufentscheidung ist der Zustand und die Historie des Fahrzeugs. Bei restaurierten Exemplaren sollte man auch sehr genau hinsehen oder sich den Rat eines Experten einholen. Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Wenn man ein gutes Exemplar findet, dann könnten die Zutaten für ein gutes Investment besser nicht sein. Selten weil geringe Stückzahl, fantastischer, luftgekühlter Motor mit betörendem Sound und klassischer Look. Ein Traum für Enthusiasten.
Selten weil geringe Stückzahl, fantastischer, luftgekühlter Motor mit betörendem Sound und klassischer Look. Ein Traum für Enthusiasten.
Elferspot Magazin