Was macht fast genauso viel Spaß, wie unsere Leidenschaften auszuleben? Richtig, darüber sprechen! Auto Bild-Redakteur und Fotograf Jan Götze sieht das ganz ähnlich. Denn neben dem geschriebenen Wort über schnelle Autos ist er bekannt aus 100 Folgen des Podcasts „Erst fahren, dann reden“, hat gerade seinen neuen Podcast “Achtung Fahrspaß” gelauncht und nutzt Instagram-Account jagotz als automotives Tagebuch. Kürzlich nahm sich Jan Götze Zeit für einen ausgiebigen Porsche-Talk. Er erzählte dabei von den Anfängen des Carspottings, seinem Weg in den Auto-Journalismus und wieso jemand, der beruflich alles fahren kann, privat einen Porsche Cayman GT4 fährt.
Ich bin 33 Jahre alt, seit 2015 bei der Auto Bild, erst als Volontär, jetzt als Ressortleiter angestellt und war schon immer autoverrückt. Gebürtig komme ich aus Bremen, lebe heute mit meiner Frau in Hamburg. Ich fahre einen Porsche Cayman GT4 der Generation 981.
Mein Papa hatte schon immer ein großes Interesse an Autos. Ich wurde also früh durch ihn geprägt. In jungen Jahren war ich schon oft an Rennstrecken. Ein damaliger Freund fuhr semiprofessionell Go-Karts. Bei mir fing es dann mit dem Sammeln von Spielzeugautos in 1:64 und ausgelesenen Zeitschriften von meinem Vater an. Ich konnte die anfangs noch gar nicht lesen und habe mir als kleiner Junge nur die Bilder angeguckt. Die Sammelleidenschaft lief dann mit Autoquartetts etwas aus dem Ruder. Die sammle ich noch heute und habe mittlerweile knapp 1.000 verschiedene angehäuft.
Carspotting war dann der richtige Auslöser für meine Leidenschaft. Damit fing ich 2006 an, da hat das noch niemand so wirklich gemacht. Ich war 15 Jahre alt, Instagram gab es da noch gar nicht. Damals zog ich mit dem Fahrrad los und habe in Bremen Autos gesucht. Da habe ich mich gefreut, wenn ich mal einen AMG gesehen habe. In den Ferien bin ich dann mit der Bahn nach Hamburg und habe dort gespottet. 2009 flog ich das erste Mal nach London. Dort habe ich in einem Acht-Bett-Zimmer in einem Hostel geschlafen und bin von 8 bis 22 Uhr durch die Stadt gelaufen, um Autos zu fotografieren. Die Bilder habe ich damals noch auf autogespot und flickr hochgeladen. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich das von 2009 bis 2013 jedes Jahr gemacht habe. Ich bin pro Tag 40 bis 50 km zu Fuß gegangen, um Autos zu fotografieren!
Nach meinem Abitur hatte ich mir ein Jahr als „Findungsphase“ eingeräumt. Ich habe im Hafen gejobbt, bei Mercedes in der Produktion am Band in Dauernachtschicht gearbeitet… Und natürlich hab ich in der Zeit auch gespottet und das Thema Fotografie ausgebaut. Damals habe ich angefangen, für einige lokale Händler Inseratsfotos zu machen. So konnte ich mit dem Hobby auch ein bisschen Geld verdienen. In dem Jahr habe ich viel nachgedacht. Mir war klar, dass ich etwas mit Autos machen will, aber ich war mir nach wie vor unsicher was. Mir war nur klar, das ich kein Verkäufer werden wollte. Darin wäre ich sicher zu schlecht, weil ich die guten Autos nur behalten wollen würde! (lacht)
Ja, mich interessiert zum Beispiel auch die Technik, aber für mich liegt die Emotion im Vordergrund – das Fahren, das Design, der Klang… Für eine kurze Zeit spielte ich sogar mit dem Gedanken, Design zu studieren. Doch ich habe keinerlei künstlerisches Talent, außer vielleicht in der Fotografie. Also habe ich mich besonnen, dass das etwas weit hergeholt ist. Durch Zufall und die Zeitschriften kam ich drauf, dass es doch geil wäre, Motorjournalist zu werden. Mich hat am meisten fasziniert, dass man sich nicht auf eine Marke festlegen muss. Du kannst von Smart bis Pagani alles fahren und erleben! Herstellerarbeit kann sicher auch cool sein, aber du bist halt festgelegt.
Mich hat am meisten fasziniert, dass man sich nicht auf eine Marke festlegen muss. Du kannst von Smart bis Pagani alles fahren und erleben!
Jan Götze über seine Motivation, Motorjournalist zu werden
Dann habe ich mich informiert, was ich machen müsste, um dort reinzukommen. Mir fiel auf, dass die meisten meiner Kollegen in dem Segment Quereinsteiger sind. Ich wollte es aber auf dem klassischen Weg versuchen. Für mich stand der Studiengang Journalistik an drei verschiedenen Universitäten zur Disposition. Nachdem ich anfing Medien- und Kommunikationswissenschaften in Hannover zu studieren, habe ich kurzfristig einen Studienplatz in Journalistik in meiner Heimatstadt Bremen bekommen.
An der Uni war damals je ein Praxissemester und ein Auslandssemester vorgeschrieben. Ich ging die Liste der Partner-Universitäten nach dem Ausschlussverfahren durch. Ich blieb dann bei Indien hängen. Initial hatte ich zu Indien weder einen Bezug, noch eine wirkliche Meinung. Aber ich dachte mir: Wahrscheinlich werde ich im Leben eher nicht nochmal nach Indien reisen. Genau deshalb habe ich es am Ende ausgewählt und bin 2013 für ein Semester nach Indien gegangen. Es war krass und zwar in allen Belangen. Höhen wie Tiefen, alles war extrem!
Damals war ich mittendrin in der Carspotting-Szene. In Indien haben Autos zu der Zeit allerdings eine untergeordnete Rolle gespielt. Wenn du eine E-Klasse gesehen hast, war das schon extrem besonders. Es gab im ganzen Land vielleicht drei Lamborghinis zu der Zeit. Doch auf meiner Liste – ich führe Buch über alle Autos, die ich fahre – konnte ich ein Auto abhaken, das in Europa nur wenige gefahren sind, obwohl es in Asien Massenware ist. Ich bin das damals günstigste Auto der Welt gefahren, den Tata Nano.
Dafür habe ich mich direkt bei der Auto Bild als Praktikant beworben und wurde angenommen. Ich muss zugeben, dass ich dort sehr viele gute Kontakte knüpfen konnte, aber gern noch mehr gemacht hätte. Daher war ich nach dem Praxissemester noch etwas unsicher, wohin die Reise gehen sollte. Zunächst schrieb ich meine Bacheloararbeit über Monetarisierung im Carspotting. 2014 war das noch in den Kinderschuhen und kaum jemand kannte zum Beispiel den Youtuber Shmee150. Es war also alles andere als leicht, das Leuten beizubringen, die nicht im Thema waren. Aber es lief sehr gut!
Danach suchte ich eine Stelle als Volontär. Ich arbeitete zunächst bei Auto Bild Motorsport zur Probe. Allerdings war das mehr Sport- als Motorjournalismus und so gar nicht meins. Trotzdem erhielt ich ein Angebot zur Übernahme, habe mir allerdings eine Woche Bedenkzeit erbeten. Da stellte ich mir viele Fragen. Bringe ich erstmal einen Fuß in die Tür oder versuche ich es direkt nochmal woanders? Will ich wirklich knapp 800 Kilometer von Zuhause weg in Schwabach meine berufliche Karriere starten? Außerdem heißt Motorsport immer auch extrem viel Wochenendarbeit. Das Totschlagargument war immer: „Aber du hast ja auch nichts anderes!“
Zunächst telefonierte ich mit zwei ehemaligen Kollegen aus meinem Praxissemester. Die nahmen mich damals mit zu vielen spannenden Terminen. Der erste von beiden sagte sofort: „Mach das nicht, wenn du dich nicht richtig wohl fühlst. Wenn Privat- und Berufsleben nicht passen, dann lass es.“ Mein zweiter Kollege sagte mir das genaue Gegenteil und ich war keinen Schritt weiter. Besagter Kollege wusste allerdings von einer Volontärsstelle bei Auto Bild Digital in Hamburg.
Von da an wusste ich: „Das ist es. Auf den Job hab‘ ich Bock!“
Jan Götze
Im August 2015 startete mein Volontariat bei der Auto Bild. Mein erster Termin war eine Dienstreise zum Lausitzring zur Präsentation der neuen A-Klasse. Für den Straßenteil fuhren wir in einem regulären Modell, auf der Rennstrecke im A 45 AMG. Das war ein großartiges Erlebnis. Von da an wusste ich: „Das ist es. Auf den Job hab‘ ich Bock!“
Ganz ehrlich: Ich war nie der größte Porsche-Fan. Das lag vielleicht auch daran, dass man 911er in allen Ausprägungen schon sehr häufig in Hamburg sieht. Ein „normaler“ Porsche 911 ist hier nichts Besonderes. Deshalb käme mir als reines Spaßauto auch kein Carrera in die Garage, egal welche Generation. Hättest du mich früher gefragt, hätte ich gesagt, Lamborghini oder Ferrari wäre mein Traum. Die sind viel cooler und auffälliger. Wenn du aber den Führerschein hast und viele unterschiedliche Autos fahren kannst, merkst du, warum so viele Leute Porsche fahren: Weil sie eben so gut sind! Für einen Sportwagen bringen sie einen wahnsinnig guten Kompromiss zwischen Sport und Alltagsnutzen.
Meine erste Fahrt in einem Porsche GT-Modell werde ich nie vergessen. Es war ein Porsche 991 GT3 Touring in PTS Olivgrün. Dieses Auto hat mich so extrem abgeholt. Es hat alles erfüllt, was ich mir von einem Spaßauto vorstelle. Es ist emotional, super involvierend, hat einen Saugmotor, ein Schaltgetriebe… Mir persönlich ist die Emotionalität der Motor- und Getriebekombination viel wichtiger ist als reine Leistungswerte. Damit war der Virus der GT-Modelle implantiert. Zu dem Zeitpunkt war jeglicher Porsche in diese Richtung aber völlig außer Reichweite. Es blieb jedoch mein absolutes Traumauto.
Ich fuhr früher einen Abarth 500, später einen US-BMW M6 E 63, der mit dem V10, mit Schaltgetriebe. Doch ich habe gemerkt, dass es nicht das ist, was ich will. Ich traf relativ schnell meine einzig vernünftige Entscheidung in Sachen Autos und verkaufte den Wagen. Durch die Arbeit hatte ich kurze Zeit später meine erste Begegnung mit einem Porsche Cayman GT4. Der Klang war genial. Und es war genau, was ich wollte: ein Sportwagen mit Saugmotor, Handschaltung, viel Emotion und selten anzutreffen. Ein Cayman S war zwar auch ein tolles Auto, aber für mich nicht das, was ich wollte.
Und so fing meine anderthalbjährige Suche nach einem Cayman GT4 der Baureihe 981 an. Für mich war klar, er musste 918-Sitze haben und bestenfalls das Clubsport-Paket. Und er sollte unbedingt gelb sein! Ich habe mir drei gelbe GT4 angeguckt und alle drei waren schon arg gezeichnet. Einer hatte zum Beispiel bei gerade mal 12.000 km völlig verschlissene Bremsscheiben. Den letzten der drei Gelben hätte ich sogar gekauft, aber es ist an 500 Euro gescheitert. Das war an einem Samstag. Ich war total deprimiert und dachte, ich finde gar keinen mehr. Alle anderen waren entweder in schlechtem Zustand oder viel teurer.
Am folgenden Montagmorgen wurde einer in Hamburg inseriert. Allerdings war er grau und hatte damals schon knapp 34.000 km auf dem Tacho. Aber die Eckdaten klangen gut. Nach Rücksprache mit einem Kumpel vereinbarte ich einen Termin am Wochenende. Als ich auflegte, sagte meine Frau zu mir: “Bist du blöd? Was ist, wenn vorher ein anderer kommt und das Auto kauft? Dann bist du wieder zwei Wochen schlecht gelaunt. Du kannst doch sogar noch heute hin, wenn du willst!”
Sie hat mich vor allem total verunsichert! Ich habe dann nochmal den Verkäufer angerufen und den Termin auf Mittwoch vorgezogen. Vor Ort realisierte ich, dass es ein ziemlich besonderer Cayman war. Es war einer der letzten ausgelieferten im Hamburger Porsche Zentrum. Eigentlich wollte der Käufer einen Porsche 911 R. Das wurde doch nichts und als Angebot zur Güte bekam er einen der letzten GT4-Slots. Der Wagen hatte sehr viel Ausstattung. Außer PCCB waren nahezu großen Kreuze gemacht: Belederte Lenksäule, Zierleisten in Wagenfarbe, 918-Sitze, Carbon-Einstiegsleisten, Clubsportpaket… Bis auf die Farbe war er genau so, wie ich ihn haben wollte.
Ich muss nicht jede Woche über lokale Landstraßen heizen, sondern will mir lieber denken: „Das Auto war mit mir schon hier, war schon dort…“
Jan Götze
Da der Zustand passte und auch das Austauschgetriebe schon verbaut war, entschied ich mich, den grauen GT4 zu kaufen. Der Kilometerstand war für meine Zwecke ohnehin zweitrangig. Für mich ist der Wagen ein echtes Fahrerauto und steht jetzt bei 47.000 Kilometern. Einmal pro Jahr mache ich einen großen Trip damit. Dänemark und Norwegen habe ich schon damit befahren. Mallorca, Alpen und Island stehen noch auf der Liste. Ich will mit dem Auto besondere Erinnerungen schaffen. Ich muss nicht jede Woche über lokale Landstraßen heizen, sondern will mir lieber denken: „Das Auto war mit mir schon hier, war schon dort…“
Das beste Gesamtpaket für mich ist – immer noch – der Porsche 991 GT3 Touring. Die Generation 991 ist für mich optisch der Höhepunkt des Porsche 911. In diesem Auto habe ich erst richtig verstanden, was ein Porsche kann. Und das ist auch genau, was ich von einem Auto erwarte. Da ist der Funke so richtig übergesprungen. Das beeindruckendste Porsche-Fahrerlebnis war meine Fahrt im Porsche Carrera GT, den ich für unseren Podcast „Erst fahren, dann reden“ bewegen durfte. Mein größter automobiler Traum ging allerdings in Erfüllung, als ich einen Pagani Zonda F, das persönliche Auto von Horacio Pagani, fahren durfte. Dieses Erlebnis kann nichts mehr toppen!
Optisch gefällt mir der Porsche 992 GT3 von außen super. Aber der Innenraum ist nicht mein Fall. In meinen Augen war der 991.2 innen wertiger. Außerdem sind die Autos schon groß geworden. Und obwohl ich extrovertierte Autos sehr mag, ist mir der 992 GT3 RS sogar etwas too much. Nachdem ich ein paar Tage mit dem 992 GT3 verbringen durfte, bin ich den neuen Cayman GT4 RS gefahren. Der sagt mir viel mehr zu. Zwar lenkt der aktuelle GT3 krasser ein, aber für die Straße ist er fast zu extrem. Der GT4 RS lenkt nicht ganz so spitz ein, ist aber durch den Mittelmotor handlicher. Außerdem fühlt er sich innen sehr nach 991 an und hat diesen süchtig machenden Sound.
Ich bin immer noch unglaublich zufrieden mit dem GT4. Klar, ich fahre regelmäßig viel teurere und schnellere Autos. Aber jedes Mal wenn ich wieder in den Cayman steige, denke ich, mehr brauche ich nicht. Ich bin jedes Mal mit mir im Reinen und habe so richtigen Seelenfrieden, obwohl man als Autofan immer wieder nach etwas Neuerem lechzt. Aber wenn es gut geht, hoffe ich, das Auto nie verkaufen zu müssen. Außerdem hat der GT4 die Approved Garantie. Ich brauche also nie Angst haben, Kilometer auf das Auto zu fahren. Selbst wenn nie was ist, habe ich einfach meine Ruhe und kann das Auto genießen.
Klar, ich fahre regelmäßig viel teurere und schnellere Autos. Aber jedes Mal wenn ich wieder in den Cayman steige, denke ich, mehr brauche ich nicht.
Jan Götze
Das war ganz klar Andreas Preuninger. Ich hatte das Glück, mit ihm einige sehr ausführliche Youtube-Videos produzieren zu dürfen. Das erste drehte sich um den 718 Cayman GT4 RS. Ich hatte großen Respekt. Schließlich reden wir vom Urvater der GT-Modelle. Aber wir waren schnell auf einer Wellenlänge. Er ist mega authentisch und versucht dir, anders als bei anderen Marken, nicht sein Produkt zu verkaufen. Er scheut sich nicht davor, dir zu sagen, wo er gern nochmal rangehen und nachbessern würde. Was er sagt, sagt er aus purer Überzeugung.
Darauf habe ich zwei Antworten: Reden wir über einen 911, dann wäre es der 911 R. Der 991 ist für mich Peak-Porsche 911 und der R setzt dem Ganzen die Krone auf! Wenn Geld wirklich keine Rolle spielt, dann wäre es der Porsche Carrera GT. Dieser Motor in diesem Auto – mehr Emotionen geht nicht.
Die Bilder werden mit freundlicher Genehmigung von Jan Götze zur Verfügung gestellt. Auf Instagram findet ihr ihn unter jagotz. Außerdem macht Jan einen neuen Podcast mit dem Namen Achtung Fahrspaß
Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.
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