Wenn man einen Petrolhead nach dem perfekten Auto fragt, um zur Rennstrecke zu fahren, dort alle anderen alt aussehen zu lassen und anschließend wieder zurück nach Hause zu fahren, kommt sehr oft die gleiche Antwort: Der Porsche 911 GT3. Doch warum ist das so? Was macht den 911 GT3 so speziell? Wir blicken zurück auf 20 Jahre GT3.
Das Erfolgsrezept des Porsche 911 GT3 ist seit der ersten Generation unverändert: Wenig Gewicht und viel Drehzahl.
Bei den luftgekühlten Porschemodellen wurden die Sportmodelle mit Saugmotor noch Carrera RS genannt. Mit Einführung der wassergekühlten Porsche 911 verschwand die Bezeichnung jedoch. Fortan trugen die Saugmotorsportler den Namen Porsche 911 GT3, entsprechend der Rennklasse in der sie eingesetzt werden sollten. Doch das Erfolgsrezept wurde unverändert vom Carrera RS übernommen. Es eint alle bisherigen 911 GT3 und lässt sich recht einfach zusammenfassen: Wenig Gewicht und viel Drehzahl, auf das wesentliche reduziert.
Zwei Jahre nach Einführung des Porsche 996 wurde 1999 der erste Porsche 911 GT3 vorgestellt. Sein 3,6 Liter Sechszylinder Boxermotor basierte auf dem Triebwerk des Porsche 962 und 911 GT1 – dem legendären Mezger-Motor. Statt der serienmäßigen 300 PS des Carrera konnte der Porsche 996 GT3 mit 360 PS bei seiner Zeit wahnsinnigen 7.200 U/min aufwarten. Der Begrenzer setzte gar erst bei 7.800 U/min ein.
Der Porsche 996 GT3 basierte auf der schmalen Carrera-Karosse und ist von außen durch das Aero Kit, die größeren Bremsen und die besonders leichten Mehrspeichenfelgen erkennbar. Neben der überarbeiteten Fahrwerksabstimmung war ein Sperrdifferenzial serienmäßig. Im Innenraum wurde auf die Rücksitze, Klimaautomatik und hintere Lautsprecher verzichtet. Klima und Boxen konnten jedoch als Sonderausstattung ohne Aufpreis geordert werden, genauso wie das Clubsport-Paket mit Überrollkäfig und allerlei Motorsportanleihen. Dieses ist seither in allen GT3 als kostenlose Option erhältlich .
4,8 Sekunden von 0-100 km/h, erster Serien-911 mit über 300 km/h Höchstgeschwindigkeit, in den Händen von Walter Röhrl einer der ersten Serienwagen, der die Nordschleife in unter acht Minuten umrundete. Das sind die Eckdaten des knapp 1.900 mal gebauten Porsche 996.1 GT3.
Da das Absatzziel von 1.300 Fahrzeugen beim ersten GT3 deutlich übertroffen wurde, legte Porsche beim facegelifteten 996 GT3 nach. Die konsequente Weiterentwicklung führte zu 21 PS sowie 15 Nm mehr und einem um 400 U/min längeren Drehzahlband. Der Begrenzer setzte beim Porsche 996.2 GT3 erst bei 8.200 U/min ein. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauerte nur noch 4,5 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit betrug 306 km/h. Außen gab es natürlich die Facelift-Scheinwerfer, dazu neue Felgen und einen überarbeiteten Heckflügel.
Die 30 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem Vorgänger wurden durch die gestiegene Motorleistung gut kaschiert. In Verbindung mit den optional erhältlichen Keramikbremsen (PCCB) konnten außerdem etwa 20 Kilogramm ungefederte Massen wieder eingespart werden. Die Bremse selbst war in allen Porsche 996.2 GT3 vergrößert auf 350 mm vorn und 330 mm hinten. Im Innenraum gab es seitdem, wie auch beim 996 Carrera, ein Handschuhfach.
Da es trotz der ohnehin herausragenden Leistungsdaten Nachfrage nach einer noch sportlicheren Version des Porsche 911 GT3 gab, ließen sich die Zuffenhausener nicht lumpen und präsentierten erstmals einen 911 GT3 RS. Durch ein leichteres Schwungrad und den Wegfall des Handschuhfachs war er etwa 20 Kilogramm leichter als der normale 911 GT3 und mit einem erneut geänderten Heckflügel ausgestattet. Von außen ist er durch seine spezielle Lackierung mit GT3 RS Schriftzug am Schweller sowie in gleicher Farbe lackierte Räder auf den ersten Blick als RS zu erkennen.
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Die dritte Evolutionsstufe des Porsche 911 GT3 wurde 2006 vorgestellt. Der Porsche 997 GT3 basierte motorseitig weiterhin auf dem Mezger-Block mit 3,6 Litern Hubraum und leistete 415 PS bei 7.600 U/min und 405 Nm Drehmoment (bzw. 430 im Sportmodus). Von 0 auf 100 km/h vergingen nur noch 4,3 Sekunden und der Vorschub endete erst bei 310 km/h. Auch beim Fahrwerk gab es einige Neuerungen: Mehr Spurweite, 19 statt 18 Zoll Räder mit 10 mm breiteren 305er Hinterreifen, standfeste Monobloc-Bremssättel nun auch hinten 350 mm Bremsscheibendurchmesser. On top gab es fortan serienmäßig das Porsche Active Suspension Management (PASM) mit elektronischer Dämpferkontrolle und unterschiedlichen Fahrmodi.
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Als weiteres Gimmick für den GT3 gab es die Carrera GT Sitze gegen einen mittleren vierstelligen Aufpreis. Der Gewichtsvorteil gegenüber den Sportsitzen lag bei über 20 Kilogramm. Die Klimaautomatik gehört seit dem 997 GT3 zur Serienausstattung. Der Porsche 997 GT3 RS basierte fortan außerdem auf der breiteren Karosserie der Allradmodelle und verfügte unter anderem über eine Kunststoffheckscheibe und einen CFK-Flügel.
Als letzter Porsche 911 GT3 basierte der 997.2 auf dem Mezger-Motor mit Saugrohreinspritzung, während 997.2 Carrera und Turbo mit einer Direkteinspritzung ausgestattet wurden. Durch die Anhebung des Hubraums auf 3,8 Liter leistete der neue 911 GT3 damals satte 435 PS und 430 Nm. Die Höchstdrehzahl wurde weiter angehoben und lag nun bei 8.400 U/min. Neben dem nun wieder einteiligen Heckflügel stechen insbesondere die neuen Felgen mit Zentralverschluss ins Auge.
Erstmals bekam der Porsche 911 GT3 RS der Generation 997.2 neben Fahrwerk und Optik auch Änderungen am Motor spendiert. In der ab 2010 erhältlichen 911 GT3 RS 3.8 Version leistete der Hochdrehzahlsauger unter anderem durch die erhöhte Verdichtung von mittlerweile 12,6 : 1 insgesamt 450 PS. Beim 24h-Rennen auf der Nordschleife wurde 2010 ein straßenzugelassener Porsche 911 GT3 RS 3.8 eingesetzt und kam auf einen beachtlichen 13. Gesamtrang.
Doch das Ende der Fahnenstange des Porsche 997 GT3 war damit noch nicht erreicht. 2011 präsentierte Porsche den auf 600 Exemplare limitierten 911 GT3 RS 4.0. Mit seiner Einführung endete auch die Produktion des normalen GT3 und des GT3 RS 3.8. Wie der Name schon sagt, wurde der Motor auf 4,0 Liter aufgebohrt, 12,9 : 1 verdichtet und lieferte damit irrsinnige 500 PS und 460 Nm an die Hinterachse. Der 4.0 unterschied sich unter anderem durch die kleinen Flaps an der Frontschürze und den eingelassenen 4.0 Schriftzug an den Endplatten des Heckflügels. Während der 911 GT3 RS 3.8 die Nordschleife in 7:33 Minuten umrundete, war der 4.0 in 7:27 Minuten 6 Sekunden schneller als der 3.8 und sogar eine Sekunde schneller als der Supersportwagen Carrera GT.
Der Porsche 991 GT3 war der erste GT3, dessen Motor konzeptionell deutlich vom Mezger-Entwurf abwich. 3,8 Liter Hubraum, Direkteinspritzung und 475 PS standen fortan zu Buche. Die Maximaldrehzahl erreichte erstmals die Marke von 9.000 U/min. Ein Aufschrei ging jedoch durch die Porsche-Gemeinde, als feststand, dass es den neuen 911 GT3 nur noch mit 7-Gang PDK zu bestellen gab.
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Diese Neuerung begünstigte die Performance allerdings deutlich. Der 991 GT3 schaffte den Standard-Sprint in 3,5 Sekunden, nicht zuletzt durch das geringe Gewicht von 1.350 Kilogramm, womit der nunmehr fünfte Porsche 911 GT3 wieder ein ähnlich niedriges Gewicht erreichte, wie der 996 GT3. Der ab 2015 erhältliche Porsche 991 GT3 RS erhielt nochmals mehr Leistung und erreichte, wie schon der 997 GT3 RS 4.0, 500 PS. Er beschleunigt damit in 3,3 Sekunden auf 100 km/h, ist jedoch mit 310 km/h fünf km/h langsamer als der normale GT3.
2017 wurde der Porsche 911 GT3 erneut überarbeitet. Im Basis GT3 verrichtet nun der aus dem 991.1 GT3 RS bekannte 500 PS Motor seinen Dienst. In Zuffenhausen wurde der Wunsch der Enthusiasten nach der Wiedereinführung es Schaltgetriebes aufgegriffen. Nachdem der Porsche 911 R als möglicherweise letzter handgeschalteter Saugmotorsportler tituliert wurde, ergab sich eine Spekulationsblase, der Porsche damit Einhalt gebieten konnte.
Ebenfalls motiviert durch den Erfolg des 911 R bot Porsche für den GT3 fortan das Touring Paket an. Beim Porsche 911 GT3 Touring handelt es sich vereinfacht gesagt um einen 911 GT3 ohne Heckflügel. Im Gegensatz zum normalen GT3 gibt es für den Touring kein optionales Clubsport-Paket. Auch ein PDK ist für den Touring nicht vorgesehen. Für den 2018er GT3 RS gab es erneut eine Leistungskur, sodass der Hochdrehzahlmotor wahnsinnige 520 PS bei 8.250 U/min leistet.
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Der Porsche 911 GT3 ist in jeder Generation eine Fahrmaschine reinsten Wassers und steht ganz besonders für den Geist und die Werte aus Porsches Anfängen. Er ist ein Sportwagen, der aufs Wesentliche reduziert ist und neben schierer Leistungsfähigkeit nie den Blick für maximale Effizienz verloren hat.
– Richard Lindhorst, Elferspot
Wir gratulieren dem Porsche 911 GT3 zum 20. Geburtstag und hoffen, dass wir noch einige weitere Generationen des Saugmotorsportlers aus Zuffenhausen erleben dürfen!
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Titelbild: © Dirk Michael Deckbar für Porsche
Elferspot Magazin