Zur Silberhochzeit schmückt man in unseren Breitengraden gern den Hauseingang in silber. Auch Porsche spendiert uns zum 25-jährigen Jubiläum des Boxsters wieder etwas in silber. Das Sondermodell Porsche Boxster 25 Jahre erinnert in seiner Farbgebung an das Boxster Concept der Detroit Motor Show 1993. Ein schöner Anlass, auf ein Vierteljahrhundert des offenen Porsche Zweisitzers zurückzublicken!
Anfang der 90er eroberte Mazda mit dem MX-5 den Markt der Roadster. Porsche war seinerzeit klamm und musste die Produktion effizienter werden lassen. Vorstand Wendelin Wiedeking forderte alle Abteilungen zum Sparen auf. Designer Harm Lagaay hatte die Idee, zwei Autos mit möglichst vielen Gleichteilen zu produzieren. Es sollte neben dem neuen Elfer ein zweites Modell mit dem identischen Vorderwagen geben.
Heraus gekommen ist der Roadster mit Boxermotor – Der Porsche Boxster (986). Motoren mit 2,5 bis 3,2 Liter Hubraum und 204 bis 260/265 PS wurden angeboten, verpackt in durchaus polarisierendem Design. Besonders, was die Scheinwerfer mit dem markanten S-Schlang anbelangte. Dieser wurde später, auch beim Cayenne zum Markenzeichen Porsches, auch wenn viele bis heute von Spiegeleiern sprechen. Aber wie sagte Lagaay selbst einmal: „Nach 320.000 Spiegeleiern kann die Kantine nicht so schlecht gewesen sein!“ Der leichte Mittelmotorsportler verkaufte sich prächtig und ist auch heute noch eine Sünde wert. Aber Obacht: Die Preise sind seit kurzem deutlich im Aufwind!
Nach den guten Absatzzahlen des Vorgängers war rasch klar, dass die Modellreihe fortgeführt werden sollte. Der Typ 987 erhielt eine etwas eingeständigere Front, erneut mit Designanleihen des großen Bruders 911. Auch im Innenraum hielt die neue Formensprache Porsches Einzug. Der Boxster wirkte dadurch deutlich erwachsener und auch eigenständiger. Während die Motoren zur Modelleinführung noch auf denen des Vorgängermodells basierten, erfolgten 2007 und 2009 deutliche Veränderungen. Ab 2009 erhielt der Porsche Boxster S sogar schon die Direkteinspritzung DFI. Die Palette reicht hier insgesamt von 240 bis 310 PS aus 2,7 bis 3,4 Litern Hubraum.
Die zweite Generation des Porsche Boxster trug maßgeblich dazu bei, den Boxster langfristig in der Produktpalette zu etablieren. Vorbei war die Zeit, dass der Boxster als Porsche des kleinen Mannes gesehen wurde. Es entstanden sogar Legenden, dass Porsche den Boxster etwas zurückhält. Man wisse eigentlich, dass er mit seiner Mittelmotorbalance besser fährt als der Elfer… Egal, wie viel Wahres ‚dran ist, der Boxster besticht in zweiter Baureihe mit fantastischem Handling und deutlich verbesserter Materialanmutung. Um und bei 20.000 Euro starten die ersten vernünftigen Modelle und bieten ziemlich viel Auto für’s Geld.
2012 bis 2016 lief der dritte Boxster, der 981 vom Band. Mit deutlich gefälligerer Seitenlinie und eigenständiger Front wagte Porsche einen großen Schritt. Der Boxster wirkte fortan deutlich kräftiger und bulliger, ohne an Eleganz einzubüßen. Wie schon beim Vorgänger wurde das Interieur an den 911 angepasst. Die Schalter für den Klappenauspuff, das PSM usw. wurden auf dem Mitteltunnel angeordnet. Außerdem verbesserte Porsche das Platzangebot im Zweisitzer doch merklich.
Anfangs gab es DFI Motoren mit 2,7 bzw. 3,4 Litern Hubraum und 265 bzw. 315 PS. 2014 folgte die GTS Version mit 330 PS. Sozusagen als letztes Hallelujah des 981 gab es 2015 noch den Spyder mit dem aus Cayman GT4 und 911 Carrera bekannten 3,8 Liter Motor und 375 PS. Somit kam der Boxster auch bei den Fahrleistungen immer näher an den Porsche 911. Spätestens mit der dritten Generation hatte er sich endgültig emanzipiert. Kein Wunder, dass die Preise sehr stabil geblieben sind und gute Autos immer noch im Bereich von 40.000 Euro liegen.
Der Boxster war gerade erst erwachsen geworden und hatte seinen Platz in der Stuttgarter Modellpalette gefunden, da wagte Porsche einen riskanten Schritt. Der formidable Sechszylinder wurde durch 2,0 bzw. 2,5 Liter große Vierzylinder Turbomotoren ersetzt. Mehr Leistung (300/350 PS) und erheblich mehr Drehmoment reichten jedoch nicht aus, um den liebgewonnenen Sechsender vergessen zu machen. Er war zwar wirtschaftlich weit weg vom Flop, aber so richtig die Herzen erobern wollte der zum Porsche 718 Boxster umbenannte Roadster nicht.
Historisch gesehen war es ein gut durchdachter Schachzug. Der Porsche 718 kämpfte in den späten 50er und frühen 60er Jahren einige Gewichtsklassen höher, als er sollte. Mit seinem 160 PS starken luftgekühlten Vieryzlinderboxer errang der 718 RSK sogar Platz 3 und 4 im Gesamtklassement der 24h von Le Mans. Und bei aller Liebe für den klassischen Flat-Six: Der Vierzylinderboxer war die Basis für die ersten fünfzehn Jahre der Porsche Firmengeschichte im 356. Am Ende überrascht es aber nicht, dass Porsche mit dem 718 Spyder, dem 718 Boxster GTS 4.0 und nun dem 25 Jahre Sondermodell doch noch Roadster mit sechs Zylindern ins Rennen schickte.
GT-Silber und Neodyme heißt die aufregende Farbkombination des Jubiläumsmodells. In fast identischer Form verdrehte sie schon 1993 auf der Detroit Motor Show eine ganze Menge Köpfe. Felgen, seitliche Lufteinlässe und Frontschürze erhielten Akzente in dem edlen, kupferartig schimmernden Farbton. Aber auch Tiefschwarz und Carreraweiß stehen zur Auswahl. Der 4 Liter Motor bietet bis zu 400 PS und kann auf Wunsch sogar mit drei Pedalen und Schaltgetriebe kombiniert werden.
Weitere Gemeinsamkeiten zum Concept Car finden sich im bordeauxroten Innenraum oder auch am roten Stoffverdeck. Sämtliche Sonderausstattung, die das Herz eines Fahrers höher schlagen lässt, ist mit an Bord: Soll heißen, Porsche Active Suspension Management (PASM), Porsche Torque Vectoring (PTV) und ein mechanisches Sperrdifferential sind immer dabei. Klingt nach einem wunderbaren Rezept für eine Menge Fahrspaß. Zumal der 718 Spyder ohnehin schon über jeden Zweifel erhaben ist. Wer einen haben möchte, sollte sich jedoch beeilen – der Porsche Boxster 25 Jahre ist auf 1.250 Exemplare limitiert!
Elferspot Magazin