In unserer digitalisierten und dadurch immer schnelllebigeren Zeit, hat sich auch die Bedeutung von Beständigkeit verändert. Die Veränderung und der Wandel sind so oft das Gebot der Stunde. Selten hat man noch die Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen, die sich einer beruflichen Passion über viele Jahre hinweg verschreiben. Menschen, die sich einer Tätigkeit voll und ganz hingeben und durch jahrelange Erfahrung zu Experten werden. Wenn man mit Ande Votteler (59) über Porsche spricht, dann bleibt das Gespräch nicht oberflächlich. Es ergibt sich eine Konversation mit Tiefgang, gespeist durch einen Wissensschatz aus 27 Jahren. Keine Floskeln, keine Worthülsen. Wenn Ande Votteler erzählt, dann hört man zu. Ich hatte die tolle Gelegenheit mit Ande zu sprechen und hörte nicht nur zu, sondern ich stellte auch Fragen.
Nun, ich war schon immer ein Technik-Freak, schon als Kind. Das hat sich nie verändert. Während Lehre und Technik-Studium begann ich bereits mit der Restaurierung alter Fahrzeuge und baute Rallye-Fahrzeuge auf, mit denen ich an regionalen Veranstaltungen teilnahm. Mit Ende 20, nach einigen Jahren selbstorganisierter Abenteuerreisen durch Afrika, entschied ich mich für die Selbstständigkeit im Thema Fahrzeug-Restaurierung.
Mit Ende 20, nach einigen Jahren selbstorganisierter Abenteuerreisen durch Afrika, entschied ich mich für die Selbstständigkeit im Thema Fahrzeug-Restaurierung.
Im Zuge einer Filmgeschichte über Motorradreisen in den USA, lernte ich die gute Substanz der Fahrzeuge aus den sonnigen Staaten der USA kennen und begann, gute Fahrzeuge zu importieren und zu restaurieren. Zunächst waren es verschiedene Fabrikate der 50er, 60er und siebziger Jahre. Nachdem ich den ersten Porsche, ein 356A Cabriolet, in die Finger bekam, war ich von der beeindruckenden Qualität und hervorragenden Technik von Porsche fasziniert und konzentrierte mich ab sofort fast ausschließlich auf diese Marke. Ein Freund, der in einem namhaften Restaurationsbetrieb gelernt hatte, gesellte sich zu mir und wir konnten durch vernünftige Arbeitsteilung effektiv arbeiten. Bei der Beschaffung von Fahrzeugen wählte ich fast immer unberührte Originale, so dass wir hervorragende Ergebnisse erzielten, uns bereits früh einen guten Namen erarbeiten und ein umfangreiches Wissen über Originalität anhäufen konnten. Das zunächst vorrangige Interesse, Fahrzeuge zu restaurieren, wurde von meiner Leidenschaft für Originalität durchwandert und ich begann, originale Porsche-Fahrzeuge in gutem bis hervorragendem Zustand zu suchen, diese zu sammeln bzw. an begeisterte Sammler zu verkaufen.
Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Es schlagen da zwei Herzen in meiner Brust. Als Sammler sind es die Ikonen wie 356A Speedster, 356A Carrera, 911 Carrera RS, 964 RS usw. im Originalzustand. Als sportlicher Fahrer ist es für kurvenreiche Landstraßen ein 356A in leichter GT-Ausführung mit leistungsstarkem Motor, für Rundstrecken ein optimierter 911 SC.
Ich bin kein Stratege. Ich lebe ausschließlich meinen Enthusiasmus aus und versuche, auch im Thema Stil und Ambiente meinen Prinzipien treu zu bleiben. Die Wahl der Räumlichkeiten war eine Mischung aus Zufall und Begeisterung für alte Industrie Gebäude. Ich bin aber sicher, dass die besondere Ausstrahlung der Halle maßgeblich von der Besonderheit der Fahrzeuge bestimmt wird.
Harte Arbeit und Fleiß kennt jeder, der eine Firma erfolgreich aufgebaut hat. Als Techniker ohne kaufmännische Ausbildung konnte ich zwar nie eine erfolgsorientierte Planung oder Strategie erstellen, aber meine Gradlinigkeit, mein Fachwissen und mein Bauchgefühl haben mich fast immer die richtigen Entscheidungen treffen lassen. Mein Ziel war nie das erfolgreiche Geschäft, sondern immer der zufriedene Kunde. Und letzteres ist maßgeblich für einen guten Ruf. Erfolg ist meiner Überzeugung nach nicht der Gewinn, sondern der glückliche Kunde. Aus meiner Arbeit sind unzählige Freundschaften entstanden, die mir viel mehr bedeuten als Reichtum.
Aus meiner Arbeit sind unzählige Freundschaften entstanden, die mir viel mehr bedeuten als Reichtum.
Ande Votteler
„One-man-show“ ist nicht ganz richtig. Ich arbeite mit einem Netzwerk aus hervorragenden und namhaften Fachleuten zusammen, die alle meine Grundprinzipien und Qualitätsansprüche teilen. Das funktioniert hervorragend. Dass ich keine Geschäftspartner bzw. Angestellten habe liegt daran, dass ich mich einerseits nicht in der Lage sehe, ein Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern zu führen, ohne dass die wesentlichen Aufgaben vernachlässigt werden, andererseits sehen meine Kunden in mir den Spezialisten und kompetenten Ansprechpartner und möchten mit mir persönlich zu tun haben. Das hat zwar zur Folge, dass ich mich nicht um jedes Anliegen kümmern kann, aber das ist auch nicht nötig.
Was die „neuen Medien“ betrifft bin ich zwar nicht völlig veraltet unterwegs und arbeite natürlich mit Internet und Smartphone, habe aber keine Ambitionen, mich auf Plattformen wie Facebook zu präsentieren. Alle Kommunikationsplattformen dieser Art erfordern regelmäßige Pflege und Beachtung, die Zeit dafür kann ich nicht erübrigen und es wäre kontraproduktiv, diese zu vernachlässigen.
Der Begriff Restaurierung ist nach meiner Überzeugung nicht eindeutig zu definieren. Wenn ein Fahrzeug eine vollumfängliche Restaurierung benötigt, so ist die Definition einfach: Überarbeitung aller Bauteile entsprechend der Werksauslieferung, Austausch der nicht mehr aufzuarbeitenden Bauteile durch original verfügbare bzw. durch maximal originalgetreue Reproduktionen. Bei erhaltenswerten Originalfahrzeugen ist die Definition schwierig, weil beim Thema „akzeptable Patina“ unterschiedliche Akzeptanz vorherrscht. Ich persönlich versuche grundsätzlich eine maximale Originalität zu erhalten. Etwas im Originalzustand zu erhalten ist die Kunst, etwas neu zu machen ist immer möglich.
Etwas im Originalzustand zu erhalten ist die Kunst, etwas neu zu machen, ist immer möglich.
Ande Votteler
Wie sieht dein typischer Kunde aktuell aus? Wir meinen nicht optisch, sondern sein Profil.
Da ich bis jetzt nicht auf Plattformen im Internet präsent bin, kommen meine Kunden fast ausschließlich auf Empfehlung zu mir. Insofern kann kein eindeutiges Kundenprofil gezeichnet werden. Was aber alle gemein haben, ist die Erwartung, dass sie perfekt beraten und bedient werden. Ob es sich dabei um einen Kaufinteressierten für ein Sammlerfahrzeug oder für ein hochwertiges Fahrauto handelt, spielt keine Rolle. Oft sind es Menschen, die bereits früher ein Fahrzeug bei mir gekauft haben und ein weiteres Fahrzeug kaufen oder das gekaufte Fahrzeug durch ein anderes ersetzen wollen.
Alle von mir angebotenen Fahrzeuge sind ausgewählt, überwiegend im Originalzustand und somit auf ihre Art besonders und oft einmalig. Eine Präsentation im Internet würde zwar die Anzahl der Betrachter und somit die Chance auf einen Verkauf erhöhen, wenn sich aber innerhalb eines kurzen Zeitraumes kein Käufer findet, sind die Fahrzeuge durch ihren Bekanntheitsgrad „verbrannt“ und ein Verkauf gestaltet sich dann schwieriger. Ein weiterer Grund ist, dass ein Originalfahrzeug in mehr oder weniger patiniertem Zustand nach Einstufung von Gutachtern eher zwischen 2 und 4 als im Zustand 1 liegt, aber in der Regel einen deutlich höheren Wert aufweist als der restaurierte Zustand 1. Die überwiegende Zahl der Betrachter würde diese Tatsache nicht nachvollziehen können, so dass meine Reputation darunter zu leiden hätte. Und last but not least: viele Kunden möchten nicht, dass ein von ihnen erworbenes Fahrzeug und dessen Wert durch die Medien allgemein bekannt ist.
Die über viele Jahre stetig steigende Beliebtheit und der dadurch linear steigende Wert haben sich vor 5 bis 6 Jahren plötzlich unglaublich nach oben bewegt, was zu einer massiven Erhöhung der Preise und einer geringen Verfügbarkeit geführt hat. Dadurch wurden auch mäßige und schlechte Fahrzeuge mit nach oben gezogen. Seit gut 2 Jahren hat sich der Markt wieder beruhigt, was zumindest bei den weniger guten Fahrzeugen zu einem Wertrückgang gesorgt hat. Ebenso sind spekulative Modelle wieder günstiger geworden. Seltene Modelle und hervorragende Fahrzeuge sowie Originalfahrzeuge sind allerdings nach wie vor wertstabil bzw. weiter im Aufwärtstrend.
Seltene Modelle und hervorragende Fahrzeuge sowie Originalfahrzeuge sind allerdings nach wie vor wertstabil bzw. weiter im Aufwärtstrend.
Ande Votteler
Kurz- und mittelfristig glaube ich das nicht. Natürlich gibt es kritische Faktoren wie Generationswechsel und Einschränkungen der Nutzung mittels des Gesetzgebers. Aber die Begeisterung auch der jüngeren Menschen für alte Fahrzeuge ist noch immer hoch und der Anteil der Oldtimer und Klassiker am gesamten Verkehrsvolumen ist dermaßen gering, dass meines Erachtens zunächst keine begründeten Befürchtungen bestehen. Sollte allerdings die Benutzung historischer Fahrzeuge weltweit deutlich eingeschränkt werden, so sehe ich zumindest im Bereich der „Fahr-Autos“ langfristig ein reduziertes Interesse. Ich gehe allerdings nicht davon aus, dass dies der Fall sein wird, denn die Laufleistung von historischen Fahrzeugen wird zunehmend weniger, so dass Einschränkungen der Nutzung seitens des Gesetzgebers nicht erforderlich scheinen. Sammlerfahrzeuge wie unberührte Originale und seltene Modelle sind von einer möglichen Nutzung ohnehin nicht berührt und werden unabhängig von allgemeinen Marktentwicklungen immer den „Kunstwerk-Status“ haben.
Ein Modell bzw. Fahrzeug wählen, das dem verfügbaren Geldbetrag entsprechend in gutem bis sehr gutem Zustand ist. Und entweder mit Unterstützung eines Fachmannes oder gleich beim seriösen Fachmann kaufen.
Bilder und Text: © Elferspot Media GmbH, Markus Klimesch
Elferspot Magazin