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Ein Fingerzeig in Porsches Zukunft – Festival of Dreams

13.06.2023 Von Richard Lindhorst
Ein Fingerzeig in Porsches Zukunft – Festival of Dreams

Am 8. Juni 2023 jährte sich zum 75. Mal die Erteilung der Betriebserlaubnis des Porsche 356 Nr. 1 Roadster. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde des Automobilbauers Porsche. Rund um das Jubiläum gab es viele Feierlichkeiten und Shows rund um den Globus. Die größte davon war das Festival of Dreams am Hockenheimring. Circa 80.000 Menschen fanden Weg an die Rennstrecke. Neben reichlich Rennsport durch ADAC GT Masters und das zugehörige Rahmenprogramm gab es Le Mans Public Viewing, ein großes Static Display und als krönenden Abschluss noch ein Konzert. Zwischen den Zeilen findet sich jedoch ein Hinweis auf den bevorstehenden Paradigmenwechsel.

Porsches Festival of Dreams war ein Feiertag für die ganze Familie

Schon die Anreise nach Hockenheim hatte es in sich. Autobahn, Stadtzentrum, Parkplätze – überall Porsche, so weit das Auge reichte. Insgesamt 8.000 Kundenfahrzeuge wurden gezählt. Die ganz früh angereisten Porsche-Fans durften ihre Fahrzeuge sogar prominent im Infield der Strecke abstellen. Staus gab es hingegen kaum. Die Organisation war – typisch Porsche – vorbildlich.

Obwohl das Festival of Dreams gleichzeitig mit dem Rennwochenende von ADAC GT Masters sowie den Porsche Carrera Cups Deutschland und Benelux stattfand, war die Veranstaltung viel mehr als nur Motorsport. Das Rahmenprogramm bot auch den weniger motorsportaffinen Besuchern reichlich Grund zur Freude. Es gab Livebands, Tanzvorführungen, mobile Brandstores, Kinderbetreuung, Fahrsimulatoren, Fahrzeugausstellungen und, und, und…

Ein besonderes Highlight war die Porsche Sprint Challenge Classic

Neben den brandaktuellen Rennwagen aus der GT3-Kategorie und den Porsche 992 GT3 Cup gab es ein besonderes Schmankerl. In der Porsche Sprint Challenge Classic traten luftgekühlte Porsche 911 gegeneinander an. Die Carrera Cup Autos der Generationen Porsche 964 und 993 fochten es unter sich aus, wie zu alten Zeiten. Vor allem die Soundkulisse der 3,6 bzw. 3,8 Liter großen Motoren verursacht Gänsehaut. Wer weiß, wie oft sich die Gelegenheit noch bieten wird, diese Autos in Aktion zu sehen. Übrigens sind die bassig sägenden Aggregate deutlich leiser als die modernen Nachfahren.

Am Porsche Experience Center, wartete ein großes Static Display auf die Besucher. Macan, Taycan und Cayenne tummelten sich – ausgestattet mit den neuen Tequipment Dachzelten – neben 911 GT3 Touring und RS (unter anderem lackiert in PTS sternrubin) auf dem Parkplatz. Unter dem Vordach der konzerneigenen Eventlocation tummelten sich dann „Rennfahrzeuge aus allen Dekaden“. Vom legendären Porsche 911 RSR in Martini-Lackierung über 1998er 911 GT1 komplett in Sichtcarbon gab es hier reichlich Rennsporthistorie. Sogar der letztlich wenig erfolgreiche Ausflug in die US-Amerikanische Indycar-Serie wurde in Form des Porsche 2708 CART ausgestellt.

Trotz einiger klassischer Modelle im static Display bemerkte man, dass sich der Markenfokus verändert

Schon bei der Jubiläumsparty und Präsentation des Porsche Mission X in Stuttgart Zuffenhausen am Donnerstagabend betonten alle Speaker, wie auch Vorstandsvorsitzender Oliver Blume, dass Porsche sich über die Jahrzehnte immer wieder angepasst und neu erfunden hat. Dass Innovation schon immer der Treiber der Marke gewesen ist. Und sie haben völlig Recht damit. Porsches Führungsriege geht mutig voran und stellt die Qualitäten alternativer Antriebsarten ins rechte Licht. Gleichzeitig wissen sie um die Tradition der Marke, die Emotionalität, gerade um den Porsche Boxermotor.

Bei der 75-Jahr-Feier war zu spüren, wohin der Konzern sich künftig ausrichten wird und in Teilen sicher auch muss. Porsche lud zum Beispiel alle Teilnehmer zu Gratis-Mitfahrten über das Experience Center ein. Mit Ausnahme eines Porsche 992 GT3 RS und den Cayenne-Modellen für die Gelände-Experience waren ausschließlich die batteriebetriebenen Taycan unterwegs. Und die haben es – gesteuert von Porsche Instruktoren – mächtig krachen lassen. Ein Showcase, dass sicher viele Zweifler davon überzeugen konnte, wie gut und wie sehr Porsche auch die vollelektrischen Fahrzeuge der Marke sind.

Statt historischen Fahrzeugen schickte Porsche den neuen Cayman GT4 e-Performance auf die Strecke

Wer jedoch davon ausging, dass Porsche für den Programmteil „Porsche Track Activities“ nochmal die gesamte Heritage-Flotte auf die Strecke schickt und die Motoren aufheulen lässt, wurde eines Besseren belehrt. Zwar konnten die Festival of Dreams Besucher den Klängen alter Renner lauschen – am Experience Center gab es einigen Motorsound der Rennautos im Stand – doch in Bewegung zeigte Porsche die Zukunft.

So wurde wurde eine Delegation von Markenbotschaftern um Axel Stein und Hannah Schönwald zu einer Showrunde im Porsche Cayman GT4 e-Performance auf die Strecke geschickt. Der vom Mittelmotor mit Verbrenner auf vollelektrischen Antrieb umgebaute Cayman erreicht im Qualifikationsmodus bis zu 1.200 PS. Damit beschleunigt er die Studie in 2,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Das ist schneller als die Formel 1! Schon von außen war zu sehen, wie viel schneller dieses Auto ist, als ein zeitgleich auf der Strecke zu Demozwecken bewegter 991.2 GT3 RS. Da zeigt sich das große Plus batterieelektrischer Antriebe.

60 Jahre Porsche 911 waren kein Thema beim Festival of Dreams

Es wird spannend zu sehen, wie Porsche dieser neuen Gattung auch die gewisse Emotion einhaucht. Oder ob das überhaupt künftig nötig sein wird. Denn selbst als eingefleischter Petrolhead muss man eingestehen, dass die extreme Geräuschkulisse der GT3-Rennfahrzeuge mitunter grenzwertig ist. Die Vielfalt der Klänge – jeder Hersteller hat seinen unverkennbaren Sound – holt einen emotional sicherlich ab. Auf unbedarfte und weniger enthusiastische Zuschauer kann er aber auch verschreckend wirken. Da waren die luftgekühlten Cup Porsches deutlich „freundlicher“, ohne dass die Show gelitten hätte.

Porsche Carrera Cup Deutschland, Festival of Dreams Hockenheim 2023 © Porsche AG

Eine weitere Frage, die beim Festival of Dreams nicht beantwortet wurde, kreist um den 911. Denn auf den sechsten runden Geburtstag des Heckmotor-Sportwagens, der die Marke weltberühmt gemacht hat, wurde nicht eingegangen. Ob es, wie zum 30-, 40- und 50-jährigen Geburtstag wieder ein Jubiläumsmodell geben wird? Das steht in den Sternen…

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