Es ist ja so eine Sache mit der Geschwisterliebe. Nicht immer läuft es harmonisch, gerade bei Brüdern. Oft ist der Bruder der erste und größte Konkurrent. Dieses Verhältnis kann allerdings auch Antrieb für Großartiges sein. Besonders dann, wenn beide sich in ihren Fähigkeiten so gut ergänzen, wie Matthias und Stefan Nonn. Aus ihrer eigenen Passion für Porsche haben sie die Turbogarage geschaffen. Hier wollen sie ihre ganz eigenen Visionen vom perfekten Elfer Wirklichkeit werden lassen. Nach ihrem Erstlingswerk, dem Porsche 930 Turbo Gruppe B, melden sich die Turbobrüder zurück mit einem großen Knall!
Im elterlichen Betrieb in Hessen tobten sich Matthias und Stefan Nonn schon als kleine Jungs gehörig aus. „Wir haben damals den Boden mit Öl beschmiert, damit wir im Kettcar besser driften konnten“, erinnert sich Matthias mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Das Faible für schnelles Fahren auf vier Rädern begleitet die beiden seitdem auf Schritt und Tritt.
Seit 1994 starten die Gründer der Turbogarage im Rennsport auf den Strecken Europas an – immer auf Porsche. Und obwohl sie alles in Eigenregie erledigten, unterstützt nur von wenigen Freunden und ihren Frauen, ohne großes team im Rücken, waren sie auf Anhieb erfolgreich. So eroberten sie zum Beispiel den Meistertitel in Klasse 5 der 1997er Saison der GTP Langstreckenmeisterschaft. Es schlossen sich viele weitere Erfolge im Porsche 911 GT3 R und 993 GT2 an.
„Als Hobbyfahrer ist es nahezu unmöglich, auf dem großen Kurs von Le Mans zu fahren, vor kompletter Kulisse, das ist eigentlich gar nicht denkbar.“
Matthias Nonn über seinen Start im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 2021
Kürzlich startete Matthias Nonn sogar im Rahmenprogramm des 24-Stunden-Rennens von Le Mans. Als einer von 55 Startern konnte er sich den Lebenstraum verwirklichen und im Porsche 997 GT3 R über die 13,6 Kilometer lange Strecke an der Sarthe fahren. Er erzielte im ausschließlich mit Porsche Rennfahrzeugen besetzten Rennen einen hervorragenden 15. Gesamtrang.
Von dieser Liebe zum Rennsport angetrieben, präsentierten die Gebrüder Nonn 2020 mit ihrem Porsche 930 Turbo Gruppe B den ersten Umbau aus der Turbogarage. Ihr Ansatz war schon damals, bewusst keinen Backdate zu bauen. Vielmehr handelte es sich um ein Auto, das im Grundaufbau und der Spezifikation weitgehend dem Original entsprach. Die Verbesserungen lagen stattdessen im Detail: Fahrwerk, Verarbeitungsqualität, Lack, Messtoleranzen, Motorsteuerung und natürlich auch Motorleistung.
The Turbogarage’s Porsche 930 Turbo Group B represents the reinterpretation of a classic concept with state-of-the-art quality standards. Here during the shooting of the Turbogarage image film.© Supertoyfilms
Das knapp 400 PS starke Porsche 911 G-Modell aus der Turbogarage entstand zur Erfüllung eines Jugendtraums und war ursprünglich keine Geschäftsidee. „Doch wir haben so viel Zuspruch bekommen, dass wir unsere Umbauphilosophie jetzt auch unseren Kunden anbieten wollen“, lässt Matthias Nonn die Katze aus dem Sack. „Ja, künftig werden wir vermehrt solche Projekte angehen.“
Dazu hat das Brüder-Duo aus Fritzlar bei Kassel mit Supertoyfilms und Kaeptn auch einen passenden Image-Film kreiert. Das Video aus der Feder des Teams um Reinhard Crasemann, Marcus Löber und Laurentius Emmelmann zeichnet stellvertretend die Geschichte der im Kettcar durch die Werkstatt driftenden Brüder Nonn, die heute im Porsche 930 Turbo Gruppe B ihre Passion ausleben. „Wir wollen damit zeigen, woher wir kommen und wie unsere Leidenschaft entstand, aber auch auf welchem Level wir arbeiten.“
Ein zweiter Umbau als Showcase für das Know How aus der Turbogarage steht schon in den Startlöchern. Getreu ihrem Motto „Grow up, but never grow old!“ bauen die Turbobrüder erneut eines der Traumautos ihrer Jugend. Denn auf den irre schnellen, „Anton“ getauften Porsche 930 Turbo Gruppe B folgt nun ihre eigene Interpretation eines Porsche 911 Carrera 3.0 RSR IROC.
IROC steht für International Race of Champions. Auf besonderen Wunsch von Roger Penske fertigte Porsche 15 Fahrzeuge, extra für die erste Saison dieser Mini-Rennserie. In vier Rennen fuhren Champions aus Formel 1, Nascar, Champ Car und Can-Am darin um insgesamt 175.000 US-Dollar Preisgeld. Titelträger war Mark Donohue. Technisch handelte es sich um eine 1973er Carrera 2.8 RSR-Basis mit mechanischer Einspritzung und 3 Litern Hubraum. Die 315 PS starken Fahrzeuge wurden direkt von der Weissacher Rennabteilung entwickelt und aufgebaut.
Als Basis für den Porsche 911 IROC aus der Turbogarage kommt ein Porsche 911 SC zum Einsatz. Die saharabeige Karosserie wurde bereits umfassend überarbeitet, verbreitert und lackiert. „Eine straßenzugelassene, nahezu deckungsgleiche Replik des Original IROC-Porsche“, gibt Matthias Nonn als Ziel aus. Doch während bei der Fertigung dieser Rennfahrzeuge ausschließlich die Funktion im Mittelpunkt stand und die Optik eine untergeordnete Rolle spielte, wird der Turbogaragen-IROC einen anderen Weg gehen.
„Unser IROC wird nicht nur schnell sein, sondern auch bis ins letzte Detail richtig gut aussehen“, betont Matthias. Schon beim Blick in die Rohkarosse fragt man sich, ob dieses SC-Chassis es zu einem Porsche 911 Backdate allerhöchster Güte bringen will. Jedes noch so kleine Detail ist sauber geschliffen und makellos auslackiert. So etwas war bei neuen Autos, geschweige denn Rennwagen dieser Ära nicht im Ansatz denkbar.
Auch die technischen Zutaten für den IROC sind exquisit. Dem hochverdichteten, auf 3,2 Liter Hubraum vergrößerten Aggregat auf 911 SC-Basis spendiert die Turbogarage alles, was leicht und schnell macht. Es besticht mit Titanpleueln, Hochspannungskondensator-Doppelzündung, Einzeldrosselklappenanlage und Einspritzpumpe. „Die Leistung wird in jedem Fall über 300 PS liegen“, versichert Matthias. Angetrieben wird er über ein 915 Getriebe mit Zusatzölkühlung und 40% Sperrdifferenzial.
Wie beim Gruppe B Turbo scheuen Matthias und Stefan Nonn weder Kosten, noch Mühen, um den IROC Porsche so nah wie möglich an die Werksspezifikation zu bringen. Deshalb kommen neben Stabilisatoren und Domstrebe vom 911 Carrera 3.0 RSR auch die Bremsen vom Porsche 917 zum Einsatz. Komplettiert wird die Technik durch einen 100 Liter fassenden Benzintank sowie verstärkte Bilstein Federbeine und Stoßdämpfer.
Natürlich darf der große Heckspoiler des RSR ebensowenig fehlen, wie passende Lollipop-Sitze. Beim Heckspoiler können Kunden allerdings wählen. „Statt des RSR-Spoilers bieten wir auch die Option des RS-Entenbürzels an“, vervollständigt der passionierte Rennfahrer Matthias die Ausstattungsliste.
Bei einem so speziellen Projekt ist es kaum möglich, genaue Angaben über Kosten und Dauer zu treffen. „Allein die entsprechenden Teile zu bekommen, ist eine Herausforderung für sich“, betont Matthias Nonn. Zumal die Preise für so exklusive Dinge, wie eine Porsche 917 Bremsanlage mitunter auch stark schwanken. Das macht die Kalkulation schwierig, doch vermutlich werden es am Ende unter 400.000 Euro.
Wer sich für einen Porsche 911 IROC aus der Turbogarage entscheidet, muss etwa anderthalb Jahre warten. Allerdings hängt das natürlich auch von Ausstattungs- und Farbwünschen ab. Doch eins ist sicher: Gemessen am Fahrerlebnis des Gruppe-B-Turbos aus der Turbogarage ist das eine sehr lohnende Entbehrung. Denn Matthias und Stefan Nonn wissen ganz genau, was schnell macht und Fahrspaß bringt.
Elferspot Magazin