Die Idee kam aus Amerika: ein Auto, um der Konkurrenz aus England entgegenzutreten. Für den sportlichen Einsatz auf der Rennstrecke, wie auch im Alltag. Sportlich und leicht, aber auch minimalistisch und erschwinglich. Der Porsche Speedster wurde schnell zur Ikone. Kein Wunder, dass der originale Porsche 356 Speedster mittlerweile fünf Nachfahren hat.
Mitte des vergangenen Jahrhunderts machte Porsche mit dem Speedster bewussten Verzicht salonfähig. Denn das Rezept des ersten Speedster war gelebte Simplizität. Eine niedrige, geschwungene Windschutzscheibe – die für Wochenendrennen leicht entfernt werden konnte – dazu ein faltbares Notverdeck und gegen Aufpreis Steckscheiben für die Türen. Das waren 1954 die Zutaten für den Porsche 356 Speedster.
Das spartanische Cockpit hatte leichte Schalensitze mit starren Rückenlehnen. Die Instrumentierung beschränkte sich auf Tachometer und Temperaturanzeige. Heizung und Drehzahlmesser blieben optionale Extras, um den Grundpreis unter der magischen 3.000-Dollar-Marke zu halten. Die Anstrengungen lohnten sich. Mit bis zu 1.171 Einheiten in seinem stärksten Jahr wurde der Porsche 356 Speedster zu einem vollen Erfolg.
Obwohl der 356 Speedster so beliebt war, ließ der nächste offene, puristische Porsche einige Zeit auf sich warten. So mussten die Freunde des puren Offenfahrens bis 1989 auf den nächsten Zuffenhausener Speedster warten. Denn was zwei Jahre zuvor auf der Frankfurter IAA die Reaktion des Publikums testen sollte, rollte erst zum Ende der 911 G-Serie zu den Händlern: der Porsche 911 Carrera 3.2 Speedster.
„Der Porsche 911 Carrera 3.2 Speedster war die Krönung der Serie“
Doch Porsche änderte das Rezept des Speedster. Während sein Vorgänger spartanisch und günstig sein sollte, war der Carrera 3.2 Speedster die Krönung der Serie. Unter dem nüchternen Ausstattungscode M503 verbargen sich einige besondere Details. Denn die offensten aller 911 verließen die Produktionshallen mit den ausgestellten Kotflügeln des sogenannten Werks-Turbolooks (WTL). Doch nicht nur der Hüftschwung, sondern auch Fahrwerk und Bremsanlage stammten vom 911 Turbo. Im Interieur bleibt der Komfort weitgehend erhalten, nur die Notsitze mussten der neuen, knappen Verdeckkonstruktion weichen.
Wie schon beim 356 Speedster war die Funktion des Daches bewusst nur für Notfälle in extremen Wetterbedingungen vorgesehen. Die leichte Konstruktion konzipierte Porsche nicht als Dauerlösung. Sie sollte die meiste Zeit unter den fließend ausgeformten Buckeln der Glasfaser-Abdeckung hinter den Sitzen verschwinden. Denn dadurch erhielt der erste Porsche 911 Speedster seinen charakteristischen Look.
Dank des leichten Verdecks und dem Entfall der hinteren Sitzgelegenheiten konnte der Carrera 3.2 Speedster gegenüber dem 911 Cabriolet 70 Kilogramm Gewicht einsparen. Kombiniert mit dem tieferen Schwerpunkt und der angepassten Spurweite machte ihn das zu einem durchaus agilen Fahrzeug. Wenngleich er auf Grund seines Preises und der Seltenheit – es wurden nur 2.104 Exemplare produziert -weniger für Sporteinsätze genutzt wurde. Stattdessen war er schon immer sondern mehr Sammler- und Liebhaberfahrzeug.
Es sollte nach dem Auslaufen der G-Serie nur kurze drei Jahre dauern, bis der Speedster-Schriftzug wieder einen 911 schmückte. In der Baureihe 964 füllte der Speedster dann auch wieder seine ursprüngliche Aufgabe aus: Sport. Das Fahrwerk entstammte nahezu unverändert dem Carrera RS, wie auch die Schalensitze – deren Rückschale in Wagenfarbe lackiert wurde – und Leichtbau-Türtafeln.
Komfort bot der 964 Speedster kaum. Es gab keine elektrischen Fensterheber und sogar Klimaanlage und Radio waren aufpreispflichtige Extras. Das Notverdeck über der weiterhin demontierbaren Windschutzscheibe übernahm der 964 Speedster vom Carrera 3.2. Allerdings lieferte Porsche beinahe alle gebauten Fahrzeuge mit der schmalen Carrera-Karosserie aus. Von den 936 Speedstern der Baureihe 964 entstanden nur 20 WTL-Varianten in einer speziellen Sonderserie der Exclusive-Manufaktur.
Porsche hat nie einen 993 Speedster gebaut, oder? Falsch. Porsche Exclusive wurde mit dem Bau von zwei durch den 356 inspirierten Porsche 993 Speedster beauftragt: 1995 ein grünes Auto für Ferdinand Alexander Porsche zum 60. Geburtstag und 1998 ein silbernes Exemplar für Jerry Seinfeld.
Nicht ganz so selten, aber immer noch sehr limitiert ist der nächste 911 Speedster: das Sondermodell zum Auslaufen der sechsten Generation Porsche 911, der Baureihe 997. Im Herbst 2010 präsentierte Porsche die auf 356 Exemplare begrenzte Variante. Den Antriebsstrang teilte sich der Speedster mit dem 997 Carrera GTS.
Sportabgasanlage, Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) und PCCB-Keramikbremse gehörten zum Serienumfang. Außerdem konnten Käufer sich die eigene Nummer des eigenen Fahrzeugs aussuchen. Erstmals in der Geschichte des Speedster ist das Verdeck, das sich über die auch hier extraflache Frontscheibe legt, keine Notlösung mehr, sondern ein voll alltagstaugliches und 100%-wasserdichtes Verdeck. Die Betätigung blieb aus Gewichtsgründen allerdings weiterhin manuell.
Ein schönes Geschenk für Fans der flachen Scheibe und des offenen Fahrens fand sich zur Eröffnung der Jubiläumsveranstaltung „70 Jahre Porsche Sportwagen“. Dort stellte Porsche das Porsche 911 Speedster Concept vor. Zum Ende der Baureihe 991 im Jahr 2018 haben die Entwickler die Brücke vom Porsche 356 „Nr. 1“ Roadster, der am 8. Juni 1948 seine Betriebserlaubnis erhielt, in die Gegenwart geschlagen. Tonneau-Cover an Stelle eines Verdecks, der Verzicht auf Navigations- und Radiosystem wie eine Klimaanlage und der Einsatz von Vollschalensitze aus Carbon und Leichtbau-Türtafeln zitieren die Vorgänger des Speedster Concepts. Der Talbot-Außenspiegel und die zum Schutz im Kreuz abgeklebten Scheinwerfer sind ebenfalls Anlehnungen an die Motorsport-Vergangenheit der 356 Speedster.
Nicht mal ein Jahr später ließ Porsche die Katze aus dem Sack. Der Porsche 991.2 Speedster sollte ab Mitte 2019 ausgeliefert werden. Er basierte auf dem Porsche 991.2 GT3 und wurde auf 1.948 Stück limitiert. Hinter dem ikonischen „double bouble“-Verdeckkasten aus Kohlefaser schlummerte hier ein 4,0 Liter Saugmotor mit 510 PS. Die Kraftübertragung erfolgte per Sechsgang-Schaltgetriebe. Knapp 270.000 Euro ließ sich Porsche den bislang letzten Speedster kosten.
Quelle: Porsche Newsroom, © 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
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