1973 wurde eine Vision von Ex-Footballer Les Richter, Rennteam-Eigner Roger Penske und TV-Produzent Mike Phelps Wirklichkeit. Die Idee war ebenso einfach wie spektakulär: Was, wenn man die besten Fahrer der Welt in identische Autos setzen würde? Keine Unterschiede in Technik oder Team – es sollte einzig das Talent der Fahrer über den Sieg entscheiden. Das „International Race of Champions“, kurz IROC, war geboren. Und die erste Ausgabe wurde mit dem mittlerweile legendärem IROC Porsche, dem 911 Carrera RSR 3.0 IROC ausgetragen.
Um Chancengleichheit zu garantieren, musste ein Fahrzeug her, das so gut war, dass niemand einen technischen Vorteil hatte – aber auch so fordernd, dass es fahrerisches Können belohnte. Nach Beratungen mit seinem Starfahrer Mark Donohue war schnell klar, welche Marke diese Autos liefern sollte. Da Roger Penske ohnehin bereits in der Vergangenheit gute Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Porsche gemacht hatte, sollten die Stuttgarter die passenden Autos liefern. Insgesamt fünfzehn Autos bestellte Penske.
Die Weissacher Ingenieure konstruierten ein neues Modell, extra für das International Race of Champions. Wie oft bei Porsche wurden dazu Teile verschiedener Modelle miteinander kombiniert. Im Prinzip handelte es sich um einen Zwitter aus dem Porsche 911 Carrera 2.8 RSR von 1973 und dem für 1974 entwickelten 3.0 RSR. Allerdings verwandt Porsche die konventionelle mechanische Kraftstoffeinspritzung. Heraus kam der etwa 315 PS starke Porsche 911 Carrera RSR 3.0 IROC.
© Maxted-Page & Ryan Merrill, RM Sotheby’s
Im schnell als IROC Porsche bekannt gewordenen 3-Liter-RSR sollten sich die zwölf besten Fahrer aus den bekanntesten Rennserien der Welt duellieren. Piloten aus der Formel 1, der SCCA Sportwagenmeisterschaft, der amerikanischen Formel-Meisterschaft USAC und der NASCAR traten gegeneinander an. Das Aufgebot lautete: Emerson Fittipaldi, Denny Hulme, Peter Revson, Mark Donohue, George Follmer, Bobby Unser, AJ Foyt, Gordon Johncock, Roger McCluskey, Richard Petty, Bobby Allison und David Pearson. Sie kämpften um insgesamt 175.000 US-Dollar Preisgeld, was 2025 etwa 1,25 Millionen Dollar entspricht.
Jeder der 15 IROC Porsche erhielt eine eigene Farbe. So sollten die Fahrer möglichst schnell unterschieden werden können. Schließlich hatten Penske und seine Mitstreiter das IROC als Fernsehevent der Extraklasse geplant. Die Farben reichten von Signalorange bis Vipergrün, von Saharabeige bis Mexicoblau. Doch die Lackierungen dienten nicht nur der besseren Unterscheidung im TV, sie wurden gewissermaßen zum Markenzeichen der Serie. Die Zuteilung der bunten IROC Porsches erfolgte im Losverfahren. So war in jedem Fall Chancengleichheit garantiert.
Als Austragungsort für das erste „All-Star-Game“ des Motorsports wählte das Organisations-Trio den Riverside International Raceway in Arkansas. Dort fanden im Oktober 1973 die drei Vorläufe des ersten IROC statt, ehe es am Valentinstag 1974 in Daytona zwischen den ersten sechs um den Gesamtsieg ging. Im Finale konkurrierten Mark Donohue, Peter Revson, Bobby Unser, David Pearson, George Follmer und AJ Foyt. Den Sieg und insgesamt 54.000 US-Dollar Preisgeld sicherte der damalige Penske-Pilot Donohue vor Revson und Unser.
Was blieb, war mehr als ein Sieger. Die IROC-Serie schuf ein Rennformat, das bis heute als Paradebeispiel für echten Motorsport gilt. Kein Team, kein Budget – nur Fahrer gegen Fahrer. Und mittendrin: der IROC Porsche als absoluter Gleichmacher. Und gewissermaßen die Blaupause für verschiedene Konzepte, die in den kommenden Jahrzehnten als sogenannte Markenpokale immer wieder für genialen Rennsport standen.
Die bunten IROC Porsche kamen nur in der ersten Auflage der Serie zum Einsatz. Und obwohl die RSRs nicht mit Zuverlässigkeit glänzten – neben Fittipaldi hatten unter anderem Gordon Johncock und AJ Foyt in der Serie technische Probleme – zählen sie zu den bekanntesten Renn-Porsches überhaupt. Viele dieser Fahrzeuge existieren noch heute, oft restauriert und mit lückenloser Geschichte. Taucht einer der 15 originalen IROC Porsche am Markt auf, löst das unweigerlich ein großes mediales Echo in der Szene aus. Kein Wunder, schließlich liegen die Höchstgebote für die farbenfrohen Stars von einst bei 1,5 Millionen US-Dollar und mehr.
Taucht einer der 15 originalen IROC Porsche am Markt auf, löst das unweigerlich ein großes mediales Echo in der Szene aus.
Und hier kommt eine der kuriosesten Geschichten rund um den IROC Porsche. Denn der berühmteste IROC Porsche mit Fahrgestellnummer 911.460.0100 wurde nicht wegen des Einsatzes von Formel-1-Weltmeister Emerson Fittipaldi weltberühmt. Dafür war der spätere Besitzer des saharabeigen RSR verantwortlich: Pablo Escobar.
In diesem Cockpit saßen schon Emerson Fittipaldi und der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar. © Ryan Merrill, RM Sotheby’s
Der kolumbianische Drogenbaron war nicht nur Herrscher über ein kriminelles Imperium, sondern auch ein Motorsport-Enthusiast und Auto-Fan. Escobar nannte unter Anderem auch einen Porsche 935 sein Eigen. In den 1980er Jahren kaufte Escobar dann einen originalen IROC Porsche. Es war der Wagen, mit dem Fittipaldi im ersten Rennen ausschied. Dem Vernehmen nach ließ er einen größeren Heckspoiler und geänderten Frontsplitter verbauen. Escobars angebliche Renneinsätze mit dem Fahrzeug sind zwar nicht belegbar, doch das tut der Legendenbildung keinen Abbruch.
Der IROC Porsche verkörpert, was den Motorsport in seiner reinsten Form ausmacht: Gleichheit, Technik auf höchstem Niveau und die Suche nach dem besten Fahrer. Seine Geschichte ist eng verwoben mit der Motorsportkultur der 70er Jahre – und mit Persönlichkeiten, die auf und neben der Strecke Geschichte geschrieben haben. Gewissermaßen war das Internationale Race of Champions damit auch die Blaupause der späteren Porsche Markenpokale, die in den heute extrem umkämpften Porsche Carrera Cups mündeten.
© Titelbild: Rainer Schlegelmilch
Elferspot Magazin