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Der schnelle Arzt der Ski-Asse – Dr. Manuel Köhne

08.11.2023 Von Richard Lindhorst
Der schnelle Arzt der Ski-Asse – Dr. Manuel Köhne

Wer zu den Besten seiner Zunft gehören möchte, muss stets Höchstleistungen erbringen. Das gilt für sämtliche Berufszweige, ganz besonders natürlich für Profisportler. Möchte man in diesem Umfeld bestehen, braucht es Perfektion – jeden Tag. Genau danach strebt Dr. Manuel Köhne. Er zählt zu den absoluten Spezialisten der Kniechirurgie und ist als Chef-Mannschaftsarzt des Deutschen Skiverbands (DSV) verantwortlich für die Gesundheit der besten alpinen Athleten. Sein Streben nach Perfektion zeigt sich bei Manuel Köhne auch im Auto.

Manuel fährt Porsche aus Leidenschaft und hat mir in einem sehr persönlichen Gespräch erzählt, welchen Herausforderungen er sich jeden Tag stellen muss und wieso gerade die Fahrt im Porsche dabei hilft, dem Anspruch seiner Patienten gerecht zu werden.

Lieber Dr. Manuel Köhne, vielen Dank für deine Zeit und herzlich willkommen beim Elferspot Porsche Talk! Stell dich doch bitte kurz unseren Usern vor.

Hallo Richard, vielen Dank für die Einladung! Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. Wir leben in einem alten Haus von 1907, auf dem Land, etwas südlich von München. Ich bin von Beruf Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Mannschaftsarzt beim Deutschen Skiverband.

Dr. Manuel Köhne mit Hund vor seinem Porsche 992 Targa
© Sascha Bartel

Woher kam die Leidenschaft für schnelle Autos und speziell Porsche?

Mein Vater war jahrelang der leitende Controller im BMW-Werk München. Er hatte sein Leben lang Zugang zu allen Autos der Marke. Zum Wochenende gab es auch schon mal ein „Schmankerl“. Ich dachte mir, als Arzt könnte ich mir irgendwann auch mal ein so tolles Auto leisten. Im Studium habe ich dann im VIP-Flottenservice bei BMW gearbeitet und wurde später sogar Testfahrer. Für einen Studenten war das eine großartige Erfahrung, in für damalige Verhältnisse irre schnellen Autos wie dem BMW M6 oder 760 mit über 500 PS zu fahren.

Für mich ging es immer um Geschwindigkeit und das Streben nach Perfektion. Auch der Profi-Skilauf, insbesondere die schnellste Disziplin Abfahrt, fasziniert mich seit jeher. Das ist nun mal die sportliche Disziplin, bei der – abgesehen vom Motorsport – am meisten Geschwindigkeit aufgebaut wird. Deshalb wurde ich während der Ausbildung zum Assistenzarzt auch auf die Orthopädische Chirurgie München, kurz OCM, aufmerksam. Denn dort wurden eine Reihe absoluter Spitzenathleten, auch die Asse der Ski-Nationalmannschaft behandelt! Mir gefiel der Gedanke, junge, agile Menschen zu behandeln, bei denen sich auch alles um Geschwindigkeit und Präzision dreht.

Deshalb war mir schnell klar, dass ich dort gern als Orthopäde arbeiten wollte. Natürlich war es ein Bonus, von München aus auch schnell in die Berge zu kommen. Das Paket passte also. Damals war Dr. Ernst-Otto Münch der medizinische Chef des Ski Teams und als Kniepionier einer der Gründer der OCM. Und dieser Dr. Münch fuhr immer Porsche! Es imponierte mir, dass er nicht nur die schnellsten Skifahrer operierte, sondern auch in den schnellsten Porsches herumfuhr. Ich habe dadurch logischerweise auch immer etwas in die Richtung geschaut, hielt es aber für unerreichbar.

Wie hat es dann doch geklappt?

Ich arbeitete ein paar Jahre als selbstständig operativ tätiger Chirurg in der OCM. 2017 konnte ich diese große Praxis mit eigener Radiologie dann gemeinsam mit insgesamt neun Partnern übernehmen. Seitdem haben wir uns sehr gut entwickelt. In unserer Klinik werden etwa 12.000 Operationen pro Jahr durchgeführt und wir haben mittlerweile 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im gleichen Jahr wurde ich auch Leitender Mannschaftsarzt der Deutschen Skimannschaft.

So richtig in den Fokus rückte Porsche für Dr. Manuel Köhne bei einem Trackday. Die Performance der Porsche um ihn herum befeuerte die Lust auf einen Elfer. © Sascha Bartel

Zunächst führte mich die Tätigkeit beim DSV allerdings zu Audi. Denn zwischen beiden gab es eine enge Kooperation und so war mein erstes sportliches Auto ein Audi TT RS. Den habe ich wirklich gern gefahren. Durch ein paar gute Kontakte durfte ich damit auf einem Trackday von Porsche München am Salzburgring teilnehmen. Bis auf eine Handvoll BMW und meinen Audi waren nur Porsche da. Ich schlug mich zwar wacker, aber die Performance der Porsches hat mich so beeindruckt, dass ich mir dachte „Wenn ich hier weitermachen will, muss ich irgendwann auch einen Elfer haben“.

Und was für einen Porsche fährst du mittlerweile?

2018 habe ich meinen ersten Porsche gekauft. Es war ein 992 Cabrio und er hat das Feuer in mir für die Marke komplett entfacht. Damit war der Grundstein gesetzt. Es war für mich relativ schnell klar, dass es sicher nicht der letzte Porsche sein würde. 2022 habe ich ihn dann gegen einen Porsche 992 Targa 4S eingetauscht, den ich das ganze Jahr über fahre. Klar, zu einem sportlichen Audi sage ich auch heute nicht nein, aber Porsche zog mich total in den Bann und wurde einfach „meine“ Lieblingsmarke.

Da ich den Geruch von Benzin und alte Technik ebenso liebe, wollte ich kurz darauf auch einen alten Porsche kaufen. Ursprünglich warf ich ein Auge auf einen 993, aber der war mir dann doch zu nah an der neuen Technik. Schließlich wollte ich den Kontrast der Anfänge zum modernen 992. Und wenn schon alt, dann am besten aus dem eigenen „Baujahr“. Also suchte ich ab 2019 einen 1979er Porsche 911. Gefunden habe ich zunächst keinen, es gab schlicht kein passendes Angebot.

„Bei der Probefahrt war sofort klar, dass der es werden muss“ – Dr. Manuel Köhne

Auf der Hochzeit eines Patienten lernte ich dann einen Piloten kennen aus der Red Bull Führungsetage. Wir kamen – logisch – ins Gespräch über Autos. Und wie es der Zufall so will, wollte er sein G-Modell abgeben. Wegen einer schlimmen Verletzung seines Ellenbogens konnte er nicht mehr schmerzfrei die Gänge des 915-Getriebes durchschalten. Es sollte ein 1978er 911 SC sein, mit matching numbers und in Rubinrot. Es klang nach genau dem richtigen Auto für mich, auch wenn das Baujahr nicht ganz passte.

Wir tauschten Visitenkarten und blieben in Kontakt. Als es dann etwas konkreter wurde, schickte er mir die Unterlagen zum Auto. Und siehe da: Der Elfer war doch Baujahr 1979! Technisch war er komplett revidiert. 2012 rettete der Pilot es aus einem Pferdeschuppen. Danach ließ er alles überholen – Motor, Reifen, Dichtungen… alles war neu! Bei der Probefahrt war sofort klar, dass der es werden muss. 2022 kaufte ich ihn und nutze ihn als totales Sonntagsauto. Bei richtig schönem Wetter fahre ich damit auch mal in die Arbeit.

Ein Arzt im Porsche ist ja schon auch ein bisschen Klischee. Warum glaubst du, sind Porsche unter Medizinern so beliebt?

Wenn ich für mich spreche, hat es zum Beispiel damit zu tun, für was Porsche steht. Ein Porsche ist für mich viel mehr als nur ein Auto! Porsche steht für die Werte, um die es auch in meinem Leben immer ging: Dynamik, Schnelligkeit und Präzision. Diese Eigenschaften kombiniert kein Auto besser als der Porsche 911. Er steht außerdem auch für Rennsport, Wettbewerb, hart erarbeitete Ziele und intelligente Lösungen.

Das Leben als Sportmediziner und besonders als Chirurg erfordert die gleichen Werte. Du musst schnell entscheiden und immer Spitzenleistung abliefern. Ich mache pro Jahr etwa 1.000 Knie-Operationen, an manchen Tagen bis zu zehn. Jeder einzelne Patient erwartet und erhofft sich dabei, völlig zurecht, ein einhundertprozentiges Ergebnis. Und ich habe nicht die Möglichkeit, einfach mal „locker zu machen“. In der Chirurgie gibt es keine Trainingsläufe. Das ist ein enormer Leistungsdruck an jedem einzelnen Tag.

Und wie schaffst du es, dich immer wieder so zu fokussieren?

Bei den ersten Operation an Profisportlern, war ich total im Stress. Schließlich hat der nur seinen Körper als Kapital. Wenn ich einen Fehler mache, verlängert sich sein Ausfall, kann es im schlimmsten Fall sogar seine Karriere kosten. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass die für mich beste Methode darin bestand, mich auf das zu besinnen, was ich kann und es einfach zu machen wie immer. Denn wenn du etwas besonders gut machen willst, wird es meist schlechter.

Am Steuer seines Porsche 911 SC kann Kniespezialist Manuel Köhne gut abschalten. So lädt er seine Akkus auf, um in jeder einzelnen seiner bis zu 1.000 Operationen im Jahr sein Bestes geben zu können. © Sascha Bartel

Aber um in diesem hochspezialisierten, absoluten Hochleistungsumfeld dauerhaft abzuliefern, müssen wir Mediziner natürlich auch unsere eigenen Akkus entsprechend aufladen. Sportliches Autofahren hilft mir dabei. Auf der Rennstrecke oder am Berg hast du keine Zeit, über die Arbeit nachzudenken. Da bist du komplett auf andere Dinge fokussiert.

Ist dein Porsche auch mal Thema im Sprechzimmer?

Porsche ist sogar ganz oft ein Thema in der Sprechstunde! Viele Spitzensportler fahren gern Sportwagen, sehr viele davon Porsche. Es ist deshalb gang und gäbe, dass Patienten auch mal ihren Porsche Schlüssel auf den Schreibtisch legen. Operationen am Knie vergleiche ich auch gern mit Porsche Reparaturen. Wenn am Elfer etwas kaputt ist, gehe ich ja auch nicht in jede x-beliebige Werkstatt, sondern zum Porsche-Spezialisten. Na klar, grundsätzlich kann jeder Kfz-Mechaniker auch an einem Porsche arbeiten. Aber wenn das Problem spezieller wird, kommt ein weniger erfahrener Techniker an Grenzen.

Dr. Manuel Köhne und Tibor Simai neben Porsche 911 SC in Rubinrot
Dr. Manuel Köhne hat schon unzählige Spitzensportler operiert. Einer davon ist der ehemalige BMX-Fahrer Tibor Simai. Ihre Leidenschaft für Porsche hat aus beiden Freunde werden lassen. © Sascha Bartel

Wer jeden Tag nur Knie macht, weiß ganz genau, wo er „hinlangen“ muss. Genauso wie der Porsche-Spezialist, der nur an Elfern arbeitet.

DSV-Mannschaftsarzt Dr. Manuel Köhne

Das ist in der Medizin ganz ähnlich. Unser Knie ist für uns Menschen enorm wichtig. Gleichzeitig ist es aber auch sehr komplex. Deshalb braucht es bei der Operation am Knie viel Erfahrung auf medizinischer Seite. Und es ist ganz einfach: Wer jeden Tag nur Knie macht, weiß ganz genau, wo er „hinlangen“ muss. Genauso wie der Porsche-Spezialist, der nur an Elfern arbeitet.

Apropos: Schraubst du auch selbst an deinen Elfern?

Ja, das habe ich beim 911 SC gerade für mich entdeckt. Daran habe ich die Heizung und die Spiegel repariert, ein bisschen an der Elektrik gemacht. Ich bin total froh, dass ich da hands-on agiere. Mehrere Freunde, die auch alte Porsche fahren, zerlegen ihre Fahrzeuge komplett selbst. Einer hat sogar eine frühere Werkstatt gekauft, um dort zu schrauben. Ganz so weit ist es bei mir noch nicht, aber was geht, mache ich auch selbst. Das Auto ist ja im Grunde selbsterklärend und man kommt überall gut heran. 

Wir Chirurgen sind ja eigentlich auch Handwerker und haben eh den ganzen Tag Schraubendreher in der Hand. Das sind zwar medizinische Instrumente, aber der Zugang ist ähnlich. Außerdem lerne ich gern dazu. Ich frage mich ja auch, was der Ingenieur sich bei bestimmten Lösungen dachte. Und der Ansatz bei einer Reparatur am Auto ähnelt dem in der Chirurgie. Ein Kniegelenk soll einfach, schnell und nachhaltig rekonstruiert werden. Das technische Design des Elfers erfolgte nach den gleichen Prinzipien.

Welchen Einfluss hat das auf die Beziehung zu deinem Auto?

Die Emotion, die man zu so einem alten Auto aufbaut, wächst noch mehr, wenn man das erste Mal etwas daran gearbeitet hat. Der Zugang zum Alten verschafft auch viel Respekt vorm Neuen. Denn man spürt die Entwicklung der Marke über die Jahrzehnte. Es liegen Welten zwischen dem G-Modell und dem 992. Aber gerade diese Kombination aus etwas Urigem und einem innovativen, modernen Produkt finde ich toll. Es ist genau das, was ich immer wollte.

Sind deine Frau und Tochter schon genauso infiziert?

Meine Frau war nach der ersten Fahrt im 992 schon total begeistert. Für sie war fast noch früher klar, dass wir in Zukunft häufiger Porsche fahren. Meine Tochter findet das Hobby auch toll, und beide lieben den „Alten“! Wir nehmen auch gern an Oldtimer-Rallyes mit dem SC teil. Gerade vor 4 Wochen haben wir sogar unsere erste Oldtimer Rallye gewonnen. Bei vier Stunden Fahrzeit mit einer halben Minute Vorsprung vor dem zweiten. Das hat mir irre viel Spaß gemacht. Ich bin aber auch an die Grenzen des alten Elfers gegangen. Und meine Frau hat sich wohl trotzdem immer sicher gefühlt. Aber wir reisen auch gern, tauchen gemeinsam…

Irgendwann würde ich meinen Porsche 911 SC gern an meine Tochter vererben.

Dr. Manuel Köhne

Grundsätzlich zelebrieren wir schon gemeinsam das Alte. Unser Haus ist auch über hundert Jahre alt, eingerichtet mit vielen ebenso alten Möbeln. Vieles davon ist über Generationen hinweg vererbt worden. Das ist in meinen Augen Nachhaltigkeit. Hochwertigkeit hat immer Bestand und das passt auch ideal zur Porsche Philosophie. Ich möchte das auch so halten. Irgendwann würde ich meinen Porsche 911 SC gern an meine Tochter vererben.

Bevor du über die Zeit nach dir nachdenkst, was würdest du mit deinen Porsches noch gern erleben? Und gibt es noch andere Porsche, die du gern dein Eigen nennen würdest?

Ich würde gern mehr Trackdays fahren! Aber auch Drifttrainings finde ich sehr interessant. Generell möchte ich gern mehr in den Austausch mit Gleichgesinnten kommen. Ich mag diese unvoreingenommene Art der Porsche-Community. Es geht darum, gemeinsam Dinge zu erleben und offen zu diskutieren. Zumal in meinem Freundeskreis immer mehr Leute zu einem klassischen Porsche greifen.

Mich würden die beiden größten Extreme der bisherigen Porsche-Geschichte reizen. Sowohl ein Porsche 356 als auch ein Taycan stehen noch sehr weit oben auf meiner Wunschliste, wenn du so willst.

Lieber Manuel Köhne, vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß bei deinen künftigen Abenteuern. Es war mir eine Freude!

Danke, ganz meinerseits!

Wie Dr. Manuel Köhne mit der ungeheuren Verantwortung seines Berufsalltags umgeht, verdient absolute Hochachtung. Gleichzeitig ist es doch bemerkenswert, dass uns die Leidenschaft für Porsche, völlig ungeachtet der Profession, sofort verbindet und wir beim gleichen Thema ein Funkeln in den Augen bekommen.

© Sascha Bartel

Über den Autor

Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.

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