Als internationale Plattform für Porsche-Enthusiasten bietet Elferspot die Möglichkeit, den Markt für gebrauchte Porsche Sportwagen weltweit zu durchforsten. Mittlerweile haben wir Fahrzeuge aus mehr als 15 Ländern gelistet. Immer wieder fragen uns jedoch unsere User, wie der Import eines Porsches aus einem anderen Land von statten geht. Was muss man beachten? Lohnt es sich? Im ersten Teil unserer neuen Artikelserie befassen wir uns daher mit dem Ablauf eines Imports nach Deutschland und wollen unter anderem die Scheu davor nehmen, sein Traumauto auch im Ausland zu suchen.
Nachdem das augenscheinlich passende Auto gefunden ist, muss zuerst eine Besichtigung organisiert werden. Die naheliegendste Option: Man reist selbst an und besichtigt das Auto auch selbst. Hier sei allerdings angemerkt, dass gerade im Bereich der klassischen Porsche die Hilfe eines unabhängigen Spezialisten ratsam ist. Wenn man einen fachkundigen Gutachter vor Ort findet, der die so genannte Pre-Purchase-Inspection (PPI) vornehmen kann, muss man nicht mal zwingend selbst anreisen. Eine PPI mit ausführlichem Gutachten und Fotoaufnahmen ist immer eine lohnende Investition und kostet ungefähr 250,- bis 350,- Euro. So hat man zumindest eine fundierte Zustandseinschätzung und weiß, worauf man sich einlässt.
Hier gilt es zu unterscheiden, wo genau der passende Porsche gefunden wurde. Soll das Fahrzeug beispielsweise aus Amerika oder Japan kommen, braucht man ein passendes Transportunternehmen für den Schiffstransport. Das Fahrzeug muss außerdem erstmal zum Verladehafen kommen. Es empfiehlt sich, ein Unternehmen zu beauftragen, dass sich um alles kümmert – also von der Abholung beim Verkäufer bis zur Verzollung im Zielhafen. Sofern etwas schiefgeht oder Probleme auftreten, hat man dann nur einen Ansprechpartner. Bei Beauftragung zweier Unternehmen könnte beispielsweise im Falle einer Beschädigung beim Transport ein langer Rechtsstreit oder gar die verzögerte Freigabe des Fahrzeugs die Folge sein.
Während im Inland nur Kaufpreis und Kosten für Transport, Anmeldung und gegebenenfalls TÜV gezahlt werden müssen, gestaltet sich die Preiskalkulation natürlich etwas schwieriger, wenn ein Fahrzeug im Ausland gekauft wird. Die Anreise für die Besichtigung innerhalb der EU kann häufig mit dem eigenen Auto und einer Übernachtung geregelt werden. Wer mit dem Trailer anreist, kann sein Fahrzeug im besten Falle direkt aufladen und mitnehmen. Auch die Ausfuhr auf eigener Achse mit Ausfuhrkennzeichen und Kurzzeitversicherung ist grundsätzlich unproblematisch. Mit 1.000,- Euro, einschließlich aller Nebenkosten, sollte man dabei locker auskommen können.
Die Besichtigung eines Fahrzeugs in Übersee schlägt hingegen schnell mit 1.000,- bis 2.000,- Euro für Flugtickets, Hotel und Mietwagen zu Buche. Für den Transport zum Verladehafen und die Seefracht selbst muss man mit weiteren 1.500,- Euro rechnen. Außerdem empfiehlt sich eine möglichst umfassende Transportversicherung. Diese beläuft sich, je nach Umfang, auf etwa 1-1,5% des Versicherungswertes des Fahrzeugs. Der Versicherungswert wiederum setzt sich üblicherweise aus dem Kaufpreis, zuzüglich 10% und den Kosten für die Verschiffung zusammen.
Für die Abwicklung im Zielhafen müssen weitere 350,- Euro einkalkuliert werden. Abhängig von der Entfernung des Zielhafens bis zum Wohnort wird außerdem eine Transportpauschale bis zur Haustür aufgeschlagen, unabhängig davon, ob das Fahrzeug auf eigene Faust im Hafen abgeholt oder nach Hause geliefert wird. Auch dafür sollte man circa 350,- Euro einplanen.
Bei historischen Fahrzeugen kann beim Zollamt ein ermäßigter Abgabensatz beantragt werden
Beim Import aus Nicht-EU Staaten kommen noch Zoll und Einfuhrumsatzsteuer dazu. Der Satz für den Zoll beträgt 10% vom Kaufpreis (einschließlich der Fracht- und Versicherungskosten bis zum Zielhafen). Die Ermittlung der Einfuhrumsatzsteuer läuft wie folgt: Kaufpreis, Frachtkosten für den Seetransport, Transportversicherung, Frachtabfertigung, Transportpauschale und Zoll werden zusammengerechnet und ergeben den Basiswert für die Steuerermittlung. Dieser Basiswert, multipliziert mit dem Einfuhrumsatzsteuersatz von 19% ergibt die fällige Einfuhrumsatzsteuer.
Für Fahrzeuge, die über 30 Jahre alt und sammlungswürdig sind, kann beim Zollamt ein ermäßigter Abgabensatz von insgesamt 7% für Zoll und Einfuhrumsatzsteuer beantragt werden. Daher ist insbesondere der Import klassischer Fahrzeuge eine Überlegung wert. Deshalb haben wir den Import für diesen Porsche 911 Carrera 3.2 Targa aus den USA einmal beispielhaft kalkuliert:
Beispielrechnung für den Import eines Porsche 911 Carrera 3.2 Targa
Import aus Übersee
Kaufpreis | 37.150,00 € |
Besichtigung | 1.500,00 € |
Pre-Purchase-Inspection | 350,00 € |
Transport und Fracht | 1.500,00 € |
Transportversicherung | 635,48 € |
Hafenabwicklung | 350,00 € |
Transportpauschale | 350,00 € |
Zoll/Steuern | 2.798,98 € |
Scheinwerferumrüstung | 600,00 € |
TÜV Abnahme | 250,00 € |
Gesamtkosten | 45.484,46 € |
Die Kosten sind darin sehr vorsichtig kalkuliert. Es gibt eine Vielzahl an Speditionen, die günstige Komplettpreise anbieten können. Mit etwas Glück und Recherche lässt sich ein All-Inclusive-Paket für unter 2.000,- Euro finden. Wichtiger als der Preis ist jedoch, dass die Spedition ein seriöses Auftreten sowie gute Referenzen vorweisen kann und man selbst ein gutes Gefühl bei der Sache hat.
Insbesondere der Kauf eines Porsches in einem anderen EU-Mitgliedsstaat kann sich daher finanziell lohnen. Während beim Import von Autos aus Nicht-EU-Staaten Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zu entrichten sind, spart man diese innerhalb der EU. Hier werden nur die Umsatz- oder Mehrwertsteuern fällig, die üblicherweise aber bereits mit Zahlung des Kaufpreises beglichen sind. Ein Blick nach Österreich, Italien, Frankreich oder die Benelux-Länder ist also absolut ratsam! Elferspot Top-Tip: Linkslenker in Großbritannien können echte Schnäppchen sein. Zumindest, solange der Brexit noch nicht vollzogen ist.
Beim Kauf von sehr jungen Gebrauchten gibt es jedoch auch innerhalb der EU eine Besonderheit. Sofern das Fahrzeug eine Laufleistung von weniger als 6.000 Kilometern aufweist und nicht älter als sechs Monate ist, entfällt die oben beschriebene Umsatzsteuerfreiheit. Eine Umsatzsteuererklärung ist in diesem Falle binnen zehn Tagen beim zuständigen Finanzamt abzugeben.
Sobald der Porsche nun am Zielort angekommen ist, gilt es noch einige technische Voraussetzungen zu erfüllen, bevor das Auto auch in Deutschland angemeldet werden kann. Dazu bedarf es entweder einer EWG-Übereinstimmungsbescheinigung und einer normalen Hauptuntersuchung oder einer Einzelabnahme nach § 21 der Straßenverkehrszulassungsordnung. Sofern noch nicht geschehen, müssen zunächst in jedem Fall Scheinwerfer mit e-Prüfzeichen angebracht werden.
Es ist für alle weiteren Prüfpunkte absolut ratsam, sich vorher Rat bei einem Sachverständigen zu suchen, beispielsweise beim TÜV oder der Dekra. Der TÜV ist auch bei der Suche nach einem Datenblatt behilflich. Darin sind unter anderem die Abgasnormen und –werte hinterlegt, was ein gesondertes, zudem auch teures Abgasgutachten unnötig macht. Bei US-Importen kann auch das amerikanische Datenblatt (data sheet) kann hilfreich sein.
Nachdem das Fahrzeug seine Hauptuntersuchung bestanden hat, geht es weiter zur Zulassungsbehörde, um Fahrzeugbrief, -schein und Kennzeichen zu erhalten. Hier kommt es auf die Vollständigkeit der Unterlagen an. Zoll-Unbedenklichkeitsbescheinigung, ausländischer Fahrzeugbrief (z.B. Certificate of Title oder Original-Manufacturer’s title of origin), alte Kennzeichen, Kaufvertrag und -rechnung, Gutachten der technischen Prüfstelle, Versicherungsnummer und Ausweisdokument müssen zwingend dabei sein.
Hierzu gibt es ein ganz klares: “Kommt drauf an”. Es ist grundsätzlich kein Hexenwerk, ein Auto zu importieren. Wer sich mit dem Thema eingehender beschäftigt, wird feststellen, dass es zwar einiger Initiative bedarf, aber durchaus eine ernsthafte Option darstellen kann. Während Überseeimporte aufgrund der Zölle und Steuern speziell bei Oldtimern Überlegung wert sind, sind die Kosten für EU-Importe ziemlich günstig und rechtfertigen durchaus auch die Suche nach einem „normaleren“ Porsche im Ausland.
Ganz gleich ob aus Italien, Japan oder den USA, jeder Porsche wurde in Deutschland gebaut und ist ein Original.
Man muss sich im Voraus natürlich genau durchrechnen, welche Kosten neben dem Kaufpreis noch anfallen, damit keine bösen Überraschungen entstehen. Einen Puffer für Reparaturen sollte man beim Kauf eines Zuffenhausener Sportwagens ohnehin vorhalten. Insofern können wir, gerade bei der Suche nach ganz speziellen Fahrzeugen mit bestimmten Ausstattungsmerkmalen empfehlen: Beschränkt die Suche nicht nur auf euer Heimatland! Selbst wenn man beim Import seines Traumautos nicht viel Geld spart, so hat man doch immer eine tolle Geschichte zu seinem Auto zu erzählen, wenn man es im Ausland gekauft hat. Und sein wir mal ehrlich: Ganz gleich ob aus Italien, Japan oder den USA, jeder Porsche Sportwagen wurde in Deutschland gebaut und ist ein Original.
Bilder: © Porsche AG & © Julius Silver, Paul Zimmerman
Elferspot Magazin