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Christian Menzel – Porsche fahren zur Entschleunigung

16.10.2024 Von Richard Lindhorst
Christian Menzel – Porsche fahren zur Entschleunigung

Christian Menzel hat im Rennsport eine ganze Menge erlebt. Er gewann nicht nur die Deutsche Kart Trophäe 1989, sondern auch die 24h-Rennen am Nürburgring und in Daytona sowie den Porsche Carrera Cup Deutschland und Asia. Seine Erfahrung hinterm Steuer bringt er heute als Experte im Bereich Fahrsicherheit und Fahrdynamik, TV-Kommentator und Testfahrer des Formats Fast Lap von auto, motor und sport ein. Dort testet er Sportwagen von gestern und heute auf Herz und Nieren. Vor allem für eine Sache ist er dabei bekannt: Christian Menzel nimmt kein Blatt vor den Mund. Wir trafen den mehrfachen Carrera Cup-Meister am Nürburgring und erfuhren, wieso er privat am liebsten ganz langsam unterwegs ist.

Was muss ein guter Rennfahrer mitbringen? Christian Menzel hat seine ganz eigene Theorie!

Wer Christian Menzel aus dem Fernsehen oder von YouTube kennt, der weiß: Der gebürtige Rheinländer hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen! Beispiel gefällig? Anfang der 90er war Christian im Rahmen einer Sichtung zum Interview mit Renault-Rennleiter Rolf Schmitt eingeladen. Auf die Frage, was einen guten Rennfahrer ausmacht, antworteten seine Konkurrenten Sätze wie: „Er muss sich gut verkaufen können“ oder „Er muss schnell sein“. Und Christians Antwort? „Du musst erstmal punkten bei der Frau vom Sponsor, da wo das Geld verteilt wird! Die muss dich „jut“ finden!“

Christian Menzel
So kennt man Christian Menzel – gut gelaunt, schelmisches Grinsen und immer ein flotter Spruch auf den Lippen.

Wer nun glaubt, Christian wäre nur ein Spaßvogel, der täuscht sich gewaltig. „Ich habe immer mit angepackt“, erinnert sich der 1971 geborene Rennfahrer beim Blick auf sein altes Rennkart, das in der Garage an der Wand hängt. Schon als 12-Jähriger arbeitete der gebürtige Langenfelder in der elterlichen Tankstelle mit, um sich den Traum von der Go-Kart-Karriere zu finanzieren. Dieser Arbeitseifer zeichnete Christian über seine gesamte Karriere hinweg aus.

Du musst erstmal punkten bei der Frau vom Sponsor, da wo das Geld verteilt wird! Die muss dich „jut“ finden!

Christian Menzel

Gemeinsam mit seinem Vater Hans bildete er während seiner Go-Kart-Karriere ein Zwei-Mann-Team. Zwar unterstützte Hans Menzel die Karriere des Sohnes so gut er konnte, doch mit den Top-Teams konnten die Menzels finanziell nicht mithalten. Trotzdem errang Christian 1989 seinen ersten großen Titel – er gewann die Deutsche Kart Trophäe.

Aus dem Formel-Sport ging es zu den Tourenwagen

Es folgten zahlreiche Rennsiege in der ADAC BMW Formel Junior, der Formel Renault und der Formel 3. 1996 dann der erste Einsatz im Super Tourenwagen Cup. Dort verdiente sich Menzel erste Meriten in geschlossenen Autos und wurde durch gute Leistungen und den Gewinn einer Sichtung prompt zum Werksfahrer bei BMW befördert. Er dankte es mit einem 3. Platz bei den 24h von Spa 1997, dem Titel als STW-Rookie of the Year 1997 und dem Gesamtsieg bei den 24h vom Nürburgring 1998.

Porsche Markenpokale – Die „ehrlichste und geilste Form des Motorsports“

1999 startete Christian Menzel erstmals in einem Porsche Markenpokal. Auf Anhieb kam der Langenfelder hervorragend zurecht. Obwohl er erst zum dritten Rennen ins Geschehen eingriff, sicherte er sich den Vizetitel. Nach einem kurzen Intermezzo in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft mit Opel führte Christians Weg 2001 zurück in den Porsche Carrera Cup und in die American Le Mans Series.

Christian Menzel vor Porsche Cayman GT4 981
Wenn es um Porsche Markenpokale geht, kommt Christian Menzel unweigerlich ins Schwärmen.

An die Zeit im Porsche 996 GT3 Cup denkt er gern zurück: „Diese Autos haben einfach sofort gut funktioniert. Die Voraussetzungen waren für alle identisch. Da kam es wirklich auf den Fahrer an. Es war nicht ohne Risiko, weil schon viele in Porsche Markenpokalen gescheitert sind. Aber wer Ahnung hat, weiß wie hart dort gekämpft wird. Das ist auch heute noch so. Deshalb sind Porsche Markenpokale für mich bis heute die ehrlichste und geilste Form des Motorsports“, erklärt mir Christian mit einem Funkeln in den Augen.

Kein Wunder, schließlich hat Christian Menzel auch in diesem Jahr Carrera Cup den Vize-Titel eingefahren. Geschlagen wurde er – obwohl er zwei Rennen wegen vertraglicher Verpflichtungen in den USA auslassen musste – nur von einem gewissen Timo Bernhard. 2002 bis 2004 war Christian im Carrera Cup mit seinem Team Tolimit etwas vom Pech verfolgt, erzielte aber immer wieder Achtungserfolge. Im Porsche Supercup, der im Rahmen der Formel 1 ausgetragen wird, errang er 2004 abermals einen Vizetitel.

Christian Menzel wurde 2005 Meister im Porsche Carrera Cup Deutschland. Auch im Supercup im Rahmen der Formel 1 erzielte er regelmäßig Podestplatzierungen. © Porsche AG

2005 dann der endgültige Durchbruch: „Mit Tolimit holte ich vier Siege, zwei zweite und einen dritten Platz in der Saison und wir errangen den ersten Platz in der Fahrer- und Teamwertung“, erinnert sich Christian. 2008 wechselte er nach Asien. Im dortigen Carrera Cup holte er im ersten Jahr direkt vier Siege und verpasste den Meistertitel nur um zwei Punkte. Im Jahr darauf holte er sich dann den Titel im Carrera Cup Asia, den er 2010 sogar verteidigen konnte. Auch zahlreiche VLN-Erfolge – unter anderem im Haribo-Porsche des Manthey Teams – stehen in der Vita Christian Menzels.

Christian Menzel fährt mittlerweile auch privat Porsche

Diese besondere Beziehung zu Sportwagen aus Zuffenhausen setzt sich bis heute fort. Christian Menzel nennt einen Porsche Cayman GT4 der Generation 981 sein Eigen. „Dieses Auto bietet einfach eine tolle Mischung. Er ist verhältnismäßig leicht, hat einen tollen Motor, ein schönes Schaltgetriebe, fährt sich sehr ausbalanciert… Und es hört sich vielleicht etwas langweilig an, aber der Wagen ist auch praktisch. Durch die großen Kofferräume kannst du damit auch mal ein paar Tage verreisen“, fasst Christian die Vorzüge seines speedgelben Mittelmotor-Sportlers zusammen.

Der Porsche Cayman GT4 hat sich durch seine gute Balance und das Fahrgefühl in Christian Menzels Herz gefahren.

„Ich denke, Leute greifen aus drei Gründen zu einem Porsche. Erstens: Der Fahrspaß und die Emotion. Zweitens: Die Qualität der Autos. Drittens: Die Wertstabilität“, fasst der Autotester zusammen. Was genau Porsche in diesen Disziplinen in seinen Augen so gut macht, möchte ich wissen. „Ich denke, bei Porsche arbeiten an den richtigen Positionen noch immer Menschen, die eine echte Passion für Sportwagen haben“, so seine Einschätzung. „Es gibt nicht viele Hersteller, die es heute noch schaffen, trotz aller gesetzlichen Vorgaben und des hohen Kostendrucks, noch so gute und emotionale Autos zu bauen.“

Christians Lieblings-Porsche? Sein Porsche Diesel Junior Traktor!

Wer bei all den Rennerfahrungen denkt, Christian Menzel gibt auch privat am liebsten Vollgas, befindet sich auf dem Holzweg. Denn der auch nach fast drei Jahrzehnten noch immer passionierte Fahrdynamikfreund genießt viel lieber die bewusste Langsamkeit. Und bei diesem Thema ist es wieder, das verschmitzte Lächeln und die leuchtenden Augen. „Ich liebe es, mit meinem Porsche Diesel Junior Traktor durch die Gegend zu fahren. Der fährt keine 20 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das ist eine geniale Entschleunigung!“

Und tatsächlich setzt Christian seinen 1959er Junior auch artgerecht ein. „Ich habe lange davon geträumt, mal eine Wiese zu haben und die mit einem Porsche Trecker zu mähen. Diesen Traum konnte ich mir vor drei Jahren erfüllen“, strahlt der passionierte Schrauber. Seinen Enthusiasmus können wir kaum bremsen. Kurzerhand präpariert er den Balkenmäher des Porsches und gibt uns eine Kostprobe. Selbst mit 65 Jahren springt der Junior sofort an und zieht seine Bahnen.

Wer hätte gedacht, dass ein ehemaliger Rennfahrer so viel Spaß am Rasenmähen haben könnte?

„Der Traktor ist mein Freund – Er macht die Arbeit, jammert nicht und solange die Batterie genug Spannung hat, springt er auch an!“

Christian Menzel

David und ich müssen unweigerlich lächeln. Mit dieser Reaktion sind wir nicht allein – der ex-Rennfahrer grinst ebenfalls über beide Ohren. „Ich fahre ab und zu mit dem Traktor hoch an den Nürburgring. Es ist völlig egal, was für Rennautos oder Hypercars im Paddock stehen. Wenn ich mit dem Junior dort umherfahre, flippen die Leute aus und jubeln. Sie feuern mich an, ich solle doch noch eine Runde durch das Fahrerlager drehen!“

So manche Entwicklung am Nürburgring betrachtet Menzel mit Sorge

Nachdem Christian seine Wiese gemäht hat, drehen wir im Cayman eine Runde über die kurvigen Landstraßen rund um den Nürburgring. Eine tolle Gegend, mit vielen schönen Strecken. An einem kleinen Parkplatz in der Nähe von Welcherath machen wir kurz Pause. Während wir über die Eigenschaften des GT4 philosophieren, fährt ein BMW in einem etwas unkontrollierten Drift um die Kurve.

Der sonst so fröhliche, humorvolle ex-Rennfahrer wird plötzlich ernst. „Der Nürburgring ist der schönste Spielplatz der Welt. Leider gibt es neben den vielen positiv Ring-Verrückten auch immer mehr Idioten, die hirnlos über die Landstraßen brettern und meinen, es sei ein rechtsfreier Raum. Das ist unglaublich gefährlich und sorgt immer wieder für schwere Unfälle. Die Region liebt den Nürburgring, aber nicht alle Teile des neuen Publikums“, redet sich der Fahrsicherheits-Advokat beinahe in Rage. Sein Appell: „Habt Spaß auf dem Ring, macht Trainings unter kontrollierten Bedingungen, aber bleibt vernünftig auf der Straße! Jeder echte Nürburgring-Fan und Nordschleifenfahrer wird es euch danken!“

Habt Spaß auf dem Ring, macht Trainings unter kontrollierten Bedingungen, aber bleibt vernünftig auf der Straße!

Christian Menzel

Welchen ersten Porsche empfiehlt jemand, der schon so viele am Limit bewegt hat?

Vermutlich gibt es wenige, die mehr Sportwagen im Grenzbereich bewegt haben, als Christian. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, ihn nach seiner Meinung zu einem auch bei mir immer wieder aufkommenden Thema zu fragen: „Welches Modell würdest du jemandem empfehlen, der seinen ersten Porsche kaufen möchte?“ Christian überlegt nicht lang. „Kauf ’nen älteren Boxster oder Cayman. Schon die Basisversionen haben tolle Motoren, die fantastisch klingen. Außerdem sind sie verhältnismäßig leicht und geben viel Rückmeldung“, so sein Fazit.

Außerdem möchte ich wissen, wo Christian Menzel ansetzen würde, um das Fahrerlebnis noch weiter zu verbessern. „Zuallererst einmal brauchst du ordentliche Reifen und den passenden Luftdruck. Das bedeutet auch, unbedingt Reifen mit N-Kennung zu fahren, denn die wurden speziell für die jeweiligen Porsche-Modelle entwickelt. Wer sagt, das wäre nicht so wichtig, hat in meinen Augen keine Ahnung.“

Christians zweiter Tipp betrifft die Fahrwerksgeometrie. „Gerade wenn du ab und zu auf die Rennstrecke möchtest, macht eine gute Abstimmung von Fahrwerkssturz sowie Vor- und Nachspur Sinn. Im besten Fall machst du eine ordentliche Vermessung und lässt dein Fahrwerk, falls es einstellbar ist, auch mit Hilfe einer Radlastwaage anpassen.“

Und Christian Menzels Traumauto?

Ein Interview bei Elferspot endet traditionell mit der Frage nach dem Traum-Porsche, sofern Geld keine Rolle spielt. Hier wird Christian Menzel etwas philosophisch. „Wie gesagt, eigentlich sind alle Porsches für sich genommen tolle Autos. Ich könnte da jetzt natürlich sagen Carrera GT, oder 918 Spyder, aber vermutlich habe ich im Cayman schon mein Traumauto gefunden. Er hat alles, was ich von einem Sportwagen erwarte. Schließlich geht es bei einem Straßenauto ohnehin mehr um das Gefühl als um reine Fahrleistungen“, bringt es der frühere Porsche Werksfahrer auf den Punkt.

Christian Menzel auf Porsche Diesel Junior

Doch ein Lieblingsauto aus der aktiven Rennkarriere hat er: „Was die reine Befriedigung durch das Fahren angeht, wäre mein Favorit der 997 GT3 Cup. Da hattest du zwar schon ein sequentielles Getriebe, musstest aber trotzdem noch selbst kuppeln und Zwischengas geben beim Runterschalten!“ – Und da war es wieder, das Leuchten in den Augen des früheren Rennfahrers.

Christian Menzel lebt mit jeder Faser für Sportwagen und Motorsport. Seine Begeisterung für kleine Details, die aus einem guten ein tolles Auto machen, ist ansteckend!

Richard Lindhorst, Elferspot

Ihr findet Christian Menzel auf Instagram unter @christianmenzel.motorsport

Über den Autor

Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.

© Fotos: David Fierlinger, Elferspot

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