Wenn es um Autos geht, sehen viele von uns so manche Entscheidung mit einer gewissen Wehmut, wenn nicht sogar Reue. Wie in der Liebe, oder generell dem Leben, sind es oft vertane Chancen, die uns besonders zu schaffen machen. Manchmal waren es nur Überlegungen, in einigen Fällen bekamen wir kurz vor der Vertragsunterschrift kalte Füße. Doch eines eint all diese Szenarien: Das unweigerlich auftretende Gefühl von „Hätte ich es doch mal gemacht!“ oder die wiederkehrende Frage: „Wie wäre es wohl gewesen, wenn ich den gekauft hätte?“ Wir blicken auf fünf solcher verpassten Gelegenheiten aus der Welt der Porsche Sportwagen. Diese fünf Porsches legten in den letzten fünf Jahren besonders im Wert zu!
Anm.: Bei den Preisen handelt es sich um Angebotspreise von Inseraten auf Elferspot!
Er ist Roland Kussmauls Lieblingsporsche – der 964 Carrera RS. Mit ihm ließ Porsche den Carrera RS der frühen 70er Jahre wieder aufleben. Er zeigte sehr deutlich, dass man die Qualität eines Autos nur selten anhand der reinen Zahlen ablesen kann. Denn der Porsche 964 Carrera RS ist viel mehr als die Summe seiner Einzelteile, wie man so schön sagt.
Zwar hat er „nur“ 260 PS, also zehn mehr als der 964 Carrera 2, doch Porsche unterzog den nur 1991 und 1992 angebotenen Rennsport-Elfer einer strikten Diät. Durch Aluminiumtüren, leichtere Sportsitze, Magnesium-Räder und viele weitere Kleinigkeiten drückte Porsche das Gewicht um 130 Kilogramm. Statt 1.350 Kilogramm wog er 1.220 Kilogramm fahrfertig. Wer auf die Schallisolierung verzichtete, konnte sogar weitere 70 Kilogramm einsparen. Dadurch wurde aus dem zivilisierten Carrera ein noch heute atemberaubend rohes Fahrerauto.
Es dauerte einige Jahrzehnte, bis die Porsche-Welt dem 964 Carrera RS den Ruhm zugestand, den er verdiente. Das zeigt sich auch in den Preisen. In den letzten fünf Jahren stiegen die Durchschnittspreise für den ersten „modernen“ Porsche 911 mit dem RS-Kürzel um fast 100.000 Euro. Kostete ein Porsche 964 Carrera RS 2020 noch durchschnittlich 184.700 Euro, liegen die Angebotspreise 2024 im Schnitt bei 272.600 Euro. Unsere verpasste Chance Nummer 1: Ein Porsche 964 Carrera RS in Top-Zustand mit unter 100.000 Kilometern für weniger als 200.000 Euro.
Eine verpasste Chance stellt mittlerweile sogar das Basismodell der gleichen Baureihe dar. Der Porsche 964 Carrera 2 war lange Zeit verhältnismäßig unbeliebt. Der große Backdate-Boom ab Mitte der 2010er Jahre sorgte allerdings für teils dramatische Preisanstiege. Besonders als Coupé mit manuellem Schaltgetriebe ist der 964 Carrera 2 heute ein begehrter Klassiker.
Seit 2019 haben die durchschnittlichen Angebotspreise von Porsche 964 Carrera 2 in eben dieser Kombination um mehr als 50 Prozent zugelegt! Vor gut fünf Jahren gab es noch Handschalter-Coupés mit ordentlicher Historie und fünfstelligem Kilometerstand noch für etwa 60.000 Euro. Für Fahrzeuge dieser Güteklasse sind heutzutage sechsstellige Summen fällig.
Zwar lag der mittlere Einstandspreis für die begehrteste Kombination des 964 Carrera 2 im Jahr 2023 sogar noch höher, aber die günstigsten Modelle sind 2024 im Schnitt weiter teurer geworden. Selbst für den Fall, dass die Durchschnittspreise auch in Zukunft nachlassen, gehen wir davon aus, dass die Chance auf ein ordentliches handgeschaltetes Porsche 964 Carrera 2 Coupé für unter 50.000 Euro vorbei sein dürfte. Und wer doch einen für weniger bekommt, sollte vielleicht direkt noch Lotto spielen gehen…
Mit seinem Hochdrehzahl-V10-Motor, abgeleitet aus einem abgebrochenen Entwicklungsprogramm für die Formel 1 und später Le Mans, ist der Porsche Carrera GT das vermutlich emotionalste Auto, das die Zuffenhausener je gebaut haben. Dank seines geringen Gewichts, gepaart mit über 600 PS und einem 6-Gang-Schaltgetriebe, halten ihn viele für den letzten analogen Supersportwagen. Auch optisch war der Carrera GT ein großer Wurf. Sein zeitloses Design könnte selbst heute noch als Neuheit durchgehen.
Und was preislich für gesuchte Klassiker gilt, kommt natürlich auch bei ganz besonders seltenen Supersportwagen zum Tragen. Mit nur 1.270 verkauften Exemplaren war die Wertentwicklung gewissermaßen vorgezeichnet. Seit 2019 legten die bei Elferspot inserierten Porsche Carrera GT durchschnittlich satte 75,3 Prozent an Wert zu! Das entspricht 587.000 Euro Wertzuwachs in fünf Jahren. Natürlich war ein Carrera GT auch für 800.000 Euro ein unglaublich wertvolles Auto. Aber so ein Preis wäre 2024, so verrückt das auch klingen mag, ein Schnäppchen.
Er zählt zu den Lieblingen der Porsche-Welt – und das vollkommen zurecht. Der Porsche 993 Turbo ist der letzte luftgekühlte Serien-Porsche überhaupt. Fast drei Jahrzehnte nach Produktionsende am 31. März 1998 verzaubert er mit seinem Hüftschwung und dem so fließend designten Heckspoiler noch immer.
Der Einstieg in einen der 408 PS starken Über-Elfer seiner Zeit – die WLS-Modelle klammern wir hier bewusst aus – war 2019 noch für durchschnittlich 138.900 Euro realisierbar. Seitdem stiegen die Preise kontinuierlich nach oben, ehe sie 2024 bei 213.000 Euro Durchschnittspreis gipfelten.
Ob diese Preisrallye mittlerweile ihr Ende gefunden hat, ist natürlich eine ganz andere Frage. Klar ist jedoch, dass die Zeiten vorbei sind, in denen sich einer der letzten luftgekühlten Turbos in gutem Zustand für knapp über 100.000 Euro finden ließ. Und es ist derzeit nicht absehbar, dass die Preise sich zeitnah wieder nach unten orientieren. Somit lässt sich auch beim 993 Turbo sagen: Den hätte man schon ein paar Jahre früher kaufen sollen!
Es hört sich schon ein wenig an, als würde Opa vom Krieg erzählen. Doch es ist noch gar nicht lang her – genauer gesagt war es 2022 – da wurde zuletzt ein Porsche 996 für unter 20.000 Euro auf Elferspot angeboten. Ich selbst habe 2020 meinen wunderschönen 996.1 Carrera 2 für unter 25.000 Euro verkauft! Und bis etwa 2021 war es noch möglich, einen zumindest brauchbaren Porsche 911 der ersten wassergekühlten Generation für unter 20.000 Euro zu finden.
Die Chance, einen ordentlichen Elfer für unter 20.000 Euro zu kaufen, kommt vermutlich nicht mehr wieder. Im Gegenteil, der Einstieg in die Welt des vermutlich bekanntesten Sportwagen der Welt dürfte in Zukunft eher teurer werden. Denn der 996 hat über die Jahre die Wandlung vom hässlichen Entlein, dem ungeliebten Elfer, hin zum gesuchten Klassiker vollzogen. Wurde ein 996 Carrera oder Carrera 4 als Coupé 2019 noch für durchschnittlich 25.800 Euro inseriert, liegt der mittlere Angebotspreis heute bei 37.300 Euro – satte 44,6 Prozent Zuwachs.
Auffällig ist vor allem, dass die Preise für Spitzenmodelle drastisch in die Höhe geschnellt sind. Während sich ein sammlungswürdiger 996 vor fünf Jahren noch für unter 35.000 Euro auftreiben ließ, müssen dafür 2024 bereits mindestens 60.000 Euro investiert werden. Als selbst Betroffener muss ich an dieser Stelle zugeben: Ein bisschen schade ist es schon, meinen 996 verkauft zu haben…
Es gibt zahlreiche weitere Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit, die den gleichen Weg nahmen. Deshalb lebten Eigentümer von Porsche Sportwagen die letzten Jahre in der Gewissheit, zumindest wenig Geld mit ihren Schätzchen verlieren zu können. Das heißt nicht, dass ein Porsche auch als Geldanlage taugt – wie wir in diesem Artikel ausführlich beleuchtet haben. Doch in manchen Fällen sind die Preise im Laufe der Jahre derart davongaloppiert, dass viele Träume auch solche bleiben mussten. Eine Interpretationsmöglichkeit wäre nun sicher die, dass man mit der Erfüllung eines Traums nicht zu lang warten sollte…
Elferspot Magazin