Hier bei uns auf Elferspot könnt ihr euren nächsten Porsche Sportwagen auf der ganzen Welt suchen. Gerade bei seltenen Modellen lohnt es sich, den Blick über die Landesgrenzen hinaus schweifen zu lassen. Durch andere Marktverhältnisse, Gesetzesänderungen oder schwankende Wechselkurse ist der Kauf im Ausland mitunter eine echte Alternative. Doch für den anschließenden Auto-Import gibt es eine ganze Menge Bestimmungen und Vorschriften, die eingehalten werden müssen.
Dabei helfen kann ein Fachmann wie Christian Reyer. Mit ihm traf ich mich zum Interview über das Thema Fahrzeugtransport und -logistik. Sein Steckenpferd: Im- und Export von Sportwagen in alle Welt. Christian kann auf über 15 Jahre Erfahrung in der Branche zurückblicken und hat bereits mehr als 5.000 Autos importiert bzw. exportiert. Mit seiner Firma Reyer Group bietet er das Rundum-Sorglos-Paket zum Fahrzeugtransport. Außerdem verrät er uns, welche Tücken es beim Auto-Import und besonders dem eines Porsche in die USA zu beachten gibt.
Drastisch. Noch vor einigen Jahren wurden, gerade aus den USA, relativ viele „normale“ Autos nach Europa verschifft. Ich denke da an den klassischen Mustang oder Camaro. Oft waren es gelernte Mechaniker oder versierte Hobbyschrauber, die sich so für verhältnismäßig schmales Geld ihren „Traum vom Ami“ erfüllt haben. Vor den extremen Preissteigerungen um 2015 herum galt das Selbe auch für klassische Porsche Sportwagen. Dieses Szenario kommt immer weniger vor.
Zum Einen ist die Einkommens- und Wohlstandsschere in den letzten Jahren zusehends weiter aufgegangen. Die Schrauber, wenn man sie so nennen will, haben deshalb gerade in den letzten beiden Jahren deutlich weniger gekauft. Außerdem hat das Fahrzeugangebot aus den USA auch stark nachgelassen. Es gibt nicht mehr an jeder Ecke gute Autos. Und wenn doch, sind sie teuer. Der momentan starke Dollar sorgt natürlich auch für einen Rückgang der Auto-Importe aus den USA.
Es ist stark spürbar, dass mittlerweile vermehrt Fahrzeuge aus Europa über den Atlantik verschifft werden. Besonders gern kaufen die Amerikaner im Moment Porsche 993 und 964. Spannenderweise werden sogar viele klassische US-Cars zurück in die Staaten importiert. Wir erleben also die Trendumkehr dessen, was die letzten 20 Jahre an der Tagesordnung war. Es werden mehr Autos, besonderes auch Porsche, in die USA importiert, statt von dort aus exportiert. In den amerikanischen Häfen warten auch nicht mehr hunderte luftgekühlte Porsche 911 auf ihr Schiff Richtung Europa.
„In den amerikanischen Häfen warten auch nicht mehr hunderte luftgekühlte Porsche 911 auf ihr Schiff Richtung Europa.“
Christian Reyer, Reyer Group
Sicherlich spielt dabei die Gesetzgebung eine Rolle. Denn Autos, die jünger als 25 Jahre sind, können nur unter sehr strikten Auflagen in die Vereinigten Staaten importiert werden. Alle luftgekühlten 911 haben diese Schwelle mittlerweile überschritten. Deshalb können Kunden in den USA auch Autos wie den Porsche 993 Carrera RS importieren, die dort neu gar nicht erhältlich waren.
Aber auch die Mentalität hat einen Einfluss. Meine Kunden aus den USA sind weniger fokussiert auf den Kaufpreis, als wir Deutschen zum Beispiel. Wenn ihnen ein Auto gefällt und es ins Budget passt, dann kaufen sie es. In Kombination mit dem sehr starken Dollar führt das zu vielen Fahrzeugkäufen amerikanischer Kunden auf der ganzen Welt. Aber dafür erwarten sie auch einen Door-to-Door-Service beim Auto-Import.
Außerdem finden Amerikaner mittlerweile Gefallen an Autos mit Erstauslieferung in Europa. Euro-Cars erleben gerade einen Boom, ähnlich wie Autos aus dem japanischen Heimatmarkt (JDM) in den letzten 20 Jahren. Die sehr aktive Porsche-Szene in den USA tut ihr Übriges. Es gibt dort sehr viele Autoverrückte, die auch bereit sind, lieber etwas mehr Geld und Zeit zu investieren, um am Ende das bessere Auto zu bekommen.
Vielen Käufern oder Kaufinteressenten ist zum Beispiel nicht bewusst, dass ein Auto-Import nur mit originalem oder zumindest „period correct“, also zeitgenössischem Motor möglich ist. Sollte bei der Einfuhr in die USA festgestellt werden, dass Motor und Karosserie diesen Anforderungen nicht entsprechen, kann der Zoll im Ernstfall den Import des Autos verweigern. Es ist durchaus möglich, dass so etwas nicht auffällt, aber die Rechtslage ist eindeutig.
Hier kommt es darauf an, wie genau die Fahrzeuge deklariert werden. Sollte ein Porsche 911 Backdate als Neufahrzeug ausgewiesen werden, ist ein Import wegen der 25-Jahre-Regelung ohnehin nicht möglich. Behält der Backdate seine Fahrgestellnummer und Typbezeichnung in den Zulassungsunterlagen, sieht die Sache anders aus. Aber auch hier gilt wieder die Einschränkung hinsichtlich des Motors.
Sollte es sich zum Beispiel um einen überholten Motor mit originalem Motorgehäuse handeln, gibt es kein Problem. Bei kompletten Neuentwicklungen sieht das wieder anders aus. Deshalb erfolgt der Import so spezieller Autos mitunter über Umwege. Motor und Karosserie werden dann getrennt voneinander in die USA importiert und vor Ort wieder verheiratet. Diese Thematik sollte also beim Kauf oder Aufbau eines Backdates ausführlich besprochen werden.
Ich mache deshalb immer eine Erstberatung mit den Kunden vor der Auftragsannahme. Für die Import- und Zollabfertigung kann ich jeweils kompetente Partner vermitteln, oder das als Teil des Service auch mit übernehmen. Diese stehen dann für die Themen Zulassung und Zollregularien Rede und Antwort. Erst wenn alles geklärt ist, kümmern wir uns um die weitere Abwicklung. So gibt es am Ende keine bösen Überraschungen.
Kanada ist im direkten Vergleich mit den USA deutlich weniger reglementiert. Dort sind zum Beispiel nur 15 Jahre Fahrzeugalter vorgeschrieben. Fahrzeuge nach Dubai zu verschiffen ist auch sehr unkompliziert. Dort spielt Originalität oder Fahrzeugalter keine wirkliche Rolle. Auch Steuern und Zollgebühren liegen dort auf verhältnismäßig niedrigem Niveau.
Innerhalb EU ist es generell kein großes Problem, Fahrzeuge zu im- bzw. exportieren. Die Schweiz ist natürlich nochmal eine Ausnahme. Gerade bei den luftgekühlten Fahrzeugen hatten die Schweizer Modelle ihre Eigenheiten. Das macht die Einfuhr mancher Porsche kompliziert. Zum Beispiel bei Porsche 911 G-Modellen gab es viele unterschiedliche Länderausführungen. Diese hatten alle unterschiedliche Leistungswerte, was die Zulassung in der Schweiz schwierig macht. Außerdem sind die Einfuhrabgaben relativ hoch.
Land/Region | (Einfuhrumsatz-)Steuer | Zoll |
---|---|---|
USA | verbrauchsabhängig (gas guzzler tax) | 2,5 % 0 % bei Reimport |
Europäische Union | Jeweiliger Einfuhrumsatzsteuersatz, reduzierter Umsatzsteuersatz für Oldtimer | 10 % bei Neufahrzeugen & Nicht-EU-Gebrauchtwagen 0 % für Oldtimer und EU-Gebrauchtwagen |
Schweiz | 7,7 % + 4 % | 12-15 CHF/100 kg Gewicht |
Dubai | 5 % | 5 % |
Kanada | 5 – 15 % (je nach Provinz) | 6,1 % |
Dazu muss man zunächst einen Blick auf die Migration werfen. 2022 gab es große Strömungen von Vermögensmillionären aus Staaten, in denen die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse an Stabilität eingebüßt haben. Allein aus Brasilien, China, Indien, Russland und der Ukraine sind mehr als 38.000 dieser sogenannten High-Net-Wort-Individuals (Menschen mit mehr als 1 Mio. USD Vermögen) ausgewandert.
Einer der größten „Profiteure“ davon ist Dubai. Dort wurde ein Zuzug von 4.000 Vermögensmillionären verzeichnet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass im Moment sehr viele Autos nach Dubai importiert werden. Allerdings handelt es sich dabei in den meisten Fällen nicht um neu gekaufte Autos, sondern solche, die „mitgenommen“ werden sollen. Aber auch Japan-Importe nehmen momentan wieder Fahrt auf. Kurz vor Jahresende habe ich gerade 13 japanische Fahrzeuge nach Belgien verschifft.
Ja, die Transporte nehmen mittlerweile etwas mehr Zeit in Anspruch. Die reine Logistikzeit für den Fahrzeugtransport liegt bei Überseefracht durchschnittlich zwischen sechs und acht Wochen. Das beinhaltet nur die reine Tür-zu-Tür-Zeit. Allerdings braucht das Handling der Papiere und die Beauftragung selbst natürlich auch etwas Zeit. Die Zollabfertigung kann sicher auch Verzögerungen hervorrufen. Sofern aber alle Unterlagen vollständig vorher zusammengetragen wurden, dauert es selten länger als acht Wochen.
Die günstigste Variante für den Auto-Import wäre ein Roll-on-Roll-off-Transport per Schiff (RoRo). Dabei wird das Auto auf auf eigener Achse auf ein Schiff gefahren und nach Ankunft wieder heruntergefahren. Hier ist aber keinerlei Einflussmöglichkeit auf den Umgang mit dem Auto durch den Spediteur möglich. Denn der Verladevorgang liegt allein in der Zuständigkeit des Hafenpersonals.
Daher ist auch nur eine Versicherung gegen Totalverlust möglich, nicht aber gegen Kratzer und Lackschäden. Wer mehr Sicherheit will, muss also den Transport im Container wählen. Hier hat der Spediteur die Verladung im Container noch selbst in der Hand. Im Gegensatz zum RoRo-Transport ist bei Container-Verschiffung auch eine All-Risk-Versicherung möglich. Diese deckt alle potenziellen Schäden ab.
Art des Transports und Ziel | Kosten |
---|---|
Roll-on-Roll-off (RoRo) – Ostküste | ab 1.500,- Euro |
Roll-on-Roll-off (RoRo) – Westküste | ab 2.500,- Euro |
Sammelcontainer – Ostküste | ab 4.500,- Euro |
Sammelcontainer – Westküste | ab 5.500,- Euro |
Einzelcontainer – Ostküste | ab 7.500,- Euro |
Einzelcontainer – Westküste | ab 9.500,- Euro |
Luftfracht – Ostküste | ab 16.000,- Euro |
Es gibt auch noch weitere Alternativen. Wer es sehr eilig hat, sein Fahrzeug zu überführen, kann zum Beispiel auch auf den Transport per Flugzeug setzen. Dazu wird das Fahrzeug im Bug der Maschine verstaut und auf direktem Wege über den Ozean geflogen. Für kleinere intrakontinentale Wegstrecken kann auch der Zug eine gute Option sein.
Da brauche ich gar nicht lange überlegen. Ich liebe Cabrios und meine liebste Elferform ist die des 997. Daher lautet meine Antwort Porsche 997 Carrera 4S Cabrio. Diesen Traum möchte ich mir irgendwann erfüllen. Wenn Geld keine Rolle spielen würde, käme vermutlich auch noch der Porsche 964 Turbo in Betracht.
Christian Reyer steht euch mit seiner Firma Reyer Group für alle Fragen rund um den Auto-Import und -Transport per Mail unter cr@reyer-group.com, oder über Instagram unter @reyer.group Rede und Antwort.
© Titelbild: Porsche AG
Elferspot Magazin