2022 ist für Porsche in Jahr der Jubiläen. Denn nicht nur der Porsche 911 Carrera RS feierte seinen 50. Geburtstag. Dieses Jahr feiert die sogenannte Gruppe C und damit der erfolgreichste Porsche-Rennwagen aller Zeiten 40-jähriges Jubiläum. Die Rede ist natürlich vom Porsche 956.
Der Motorsport-Weltverband FIA ging mit der Gruppe C Anfang der 80er einen neuen Weg. Statt wie bisher mit Hubraum-Begrenzungen für die unterschiedlichen Fahrzeugklassen zu agieren, kam eine Verbrauchsformel zum Einsatz. Hauptvorgaben des von 1982 bis 1992 gültigen Reglements: 800 Kilogramm Mindestgewicht (ab 1984: 850 kg) und maximal 100 Liter Tankvolumen.
Je nach Rennlänge – das waren in der Gruppe C mindestens 1.000 Kilometer – wurde eine Maximalzahl an Tankstopps festgelegt. Bei den 1.000-Kilometer-Rennen waren es deren fünf. Der Spritverbrauch wurde damit auf knapp unter 60 Liter pro 100 Kilometer gedeckelt. Die insgesamt neun verschiedenen Hersteller gingen diese Herausforderung teils mit großvolumigen Saugmotoren, teils mit Turbomotoren an. Porsche entschied sich beim 956 bekanntermaßen für ein 2,65 Liter Sechszylinder-Boxer-Aggregat.
Im Porsche Experience Center Leipzig wurde nun ein Treffen der „alten Klasse“ auf die Beine gestellt. Insgesamt sechs verschiedene Porsche 956/962 haben die Stuttgarter hier versammelt. Mit von der Partie war unter anderem das Siegerauto der 24 Stunden von Le Mans 1982, gemeinsam mit einem seiner Fahrer – dem 81-jährigen Derek Bell. Dazu gesellten sich mit Jochen Mass, Hans-Joachim Stuck und Bernd Schneider weitere Topfahrer der Gruppe-C-Zeit. Allein Bell, Mass und Stuck kommen gemeinsam auf 62 Rennsiege in der Sportwagen-Weltmeisterschaft.
Neben Bells Siegerfahrzeug präparierte Porsche weitere drei 962C, einen 956 und einen 962 IMSA. Komplettiert wurde die Legendentruppe durch Ex-Versuchsingenieur Helmut Schmid und – per Video zugeschaltet – vom damaligen Projektleiter Norbert Singer. Die Moderation übernahm derweil Nordschleifen-Rekordhalter Timo Bernhard.
Sowohl der Porsche 956, als auch der auf ihm basierende 962 waren in der Sportwagen-Weltmeisterschaft nahezu unbesiegbar. Bei den 24 Stunden von Le Mans 1983 waren neun der vordersten zehn Plätze durch diese Fahrzeuge belegt. Eine solche Dominanz hat es im Rennsport nie wieder gegeben. Insgesamt sicherte sich Porsche mit dem von Singers Mannschaft konstruierten Prototypen fünf Marken- und Teamweltmeisterschaften, sechs Gesamtsiege in Le Mans in Folge und sieben insgesamt. Hinzu kamen 52 Laufsiege in der amerikanischen IMSA-Serie und fünf Gesamtsiege bei den 24 Stunden von Daytona.
Leider hatten die Autos aber ihre Tücken. Die Konstruktion des Porsche 956 war besonders bei Unfällen mit Frontalaufprall gefährlich für die Piloten. Damals waren die Rennfahrzeuge noch weit entfernt von der Crashsicherheit der späteren Kohlefaser-Monocoques. 1985 verloren Manfred Winkelhock auf Porsche 962C im kanadischen Mosport und Stefan Bellof in einem 956 bei den 1.000 Kilometern von Spa ihr Leben.
Trotz der noch heute beeindruckenden Performance der 620 PS starken 850-Kilo-Flundern überraschte vor allem die Einschätzung eines von Porsches bekanntesten Werksfahrern dieser Zeit. Jochen Mass zu Folge sind die Fahrzeuge der Generation Gruppe C nämlich einfacher und komfortabler zu fahren gewesen, als die Nachfolger des GT1-Reglements. Deshalb sei es heute nicht mehr wie damals möglich, mit zwei Fahrern ein 24-Stunden-Rennen zu absolvieren, so Mass.
Auch Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck kam aus dem Schwärmen nicht heraus. Mit einem Lauten „It’s fantastic!“ machte er seinen Gefühlen freien Lauf. Gerade mit steigender Reifentemperatur sei „sein“ Porsche 962C immer besser zu fahren und ermutigt einen, ihn noch mehr ‚ranzunehmen. Einig sind sich die Legenden durch die Bank auch beim Thema Bremsen. „Shit good“, lautete Derek Bells Urteil. Bis in die Dämmerung zogen die Piloten mit den teilweise vier Jahrzehnte alten Fahrzeugen um den Leipziger Rundkurs.
Elferspot Magazin