Das hier angebotene Fahrzeug ist ohne Zweifel einer der außergewöhnlichsten Porsche, welchen wir jemals zum Verkauf angeboten haben. Die Bezeichnung Automobil ist vermutlich fehl am Platz. Kunstwerk träfe es bedeutend besser. Mit nur 11 gebauten Einheiten ist ein Porsche 993 GT2 EVO bereits eines der seltensten Modelle, welche jemals in Zuffenhausen beziehungsweise Weissach gebaut wurden. Das hier gezeigte Exemplar ist jedoch ein absolutes Einzelstück. Gebaut von Porsche um bei der 1995 stattfindenden IAA in Frankfurt die Präsentation des GT2 EVO gebührend zu feiern. Zu diesem Zweck wurde dem Wagen eine einzigartige Lackierung zuteil. In aufwendiger Handarbeit wurde ein Meisterwerk im sogenannten Harlekin Design erschaffen, um auf dem Porsche Stand zu zeigen was machbar ist – und dies nicht nur in technischer Hinsicht. Heutzutage gäbe es für ein solches Unikat nur einen Verbleib, nämlich das Porsche Museum. 1995 war dies anders. Einer der bedeutendsten und einflussreichsten Kunden der Marke fasste beim Anblick dieses Wagens einen Entschluss, von welchem er sich nicht mehr abbringen lassen wollte. Dieser GT2 EVO sollte den Weg in sein privates Museum finden. Und so kam es, dass Porsche den Wagen tatsächlich verkaufte. Dieser Vorgang war zweifelsfrei so einzigartig wie der Wagen selbst und dürfte sich in der Firmengeschichte kein zweites Mal in dieser Form so wiederholt haben. Der neue Eigentümer betrachtete den Porsche als ein reines Kunstwerk, aufwändig ausgestellt in der privaten Sammlung. Unangetastet in 25 Jahren – wenngleich der Wagen jederzeit einsatzbereit gehalten wurde. Dieser peniblen Pflege ist es zu verdanken, dass zum Zeitpunkt des Ankaufs durch unser Unternehmen im Jahr 2020, dieses Unikat in voll einsatzbereitem Zustand in unseren Hallen eintraf. Die folgenden 3 Jahre verblieb der Wagen durchgängig in unserer hauseigenen Sammlung, bevor nun der Entschluss gefasst wurde, dieses Einzelstück zum Verkauf freizugeben. Die Aussage „eine einzigartige Gelegenheit“ wird heutzutage eindeutig zu leichtfertig in unserer Branche vergeben, in diesem Fall erscheint es noch nahezu als Untertreibung. Die Möglichkeit diesen Wagen sein Eigen nennen zu können, gleicht schlicht dem Erreichen des Olymps als Porsche Sammler.
Mitte der neunziger Jahre war die BPR Global GT Series das beste, was es im Sportwagensport gab. Die BPR-Serie wurde entwickelt, um die Lücke zu füllen, die durch das Ende der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1992 entstanden war. In der Serie traten stark modifizierte Straßenfahrzeuge auf verschiedenen europäischen und asiatischen Rennstrecken an. Für die Saison 1995 baute Porsche einen Wagen speziell für die GT2-Klasse. Der Porsche 964 war zwar initial ein Erfolg, aber es wurde schnell klar, dass man bei der Entwicklung bei Porsche nicht weit genug gegangen war. Mit dem neuen CEO Wiedeking kam nicht nur neuer Wind in die Produktionsabläufe, auch der 964-Nachfolger 993 wurde mit grossem Druck entwickelt und auf den Markt gebracht. Schnell entstand auch eine RS-Variante davon, doch die Porsche-Entwickler wollten noch einen Schritt weitergehen und so entstand der GT2. Im Prinzip war dies ein gewichtsminimierter 993 Turbo ohne Allradantrieb, aber mit breiten Backen und Flügelwerk. Von Anfang an war klar, dass man den GT2 entwickelte, um in der Rennsportkategorie GT2 (eingeordnet zwischen GT1 und GT3) ein Wörtchen mitreden zu können, denn in jener Zeit schien es Porsche wichtig, im GT-Rennsport präsent zu sein, da sich hier marketingtechnisch viele Möglichkeiten erschlossen. So entstanden drei Versionen des GT2, die Strassenvariante, die Clubsport-Version und die Rennversion GT2R. Der turboaufgeladene 3,6-Liter-Sechszylinder des GT2 war mit 424 PS beeindruckend stark, aber Porsche wusste, dass dies für die GT1-Klasse nicht ausreichte. Um den 993 GT2 noch radikaler zu machen, reduzierte Porsche sein Gewicht auf 1.100 kg und stattete ihn mit einem größeren Turbolader aus. Das Gestänge, die Kolben, die Nockenwellen, die Ölpumpe und sogar die Einspritz- und Auspuffanlage wurden optimiert. Die beiden Turbos sind leistungsstärker und haben einen separaten Bypass. Durch die Modifizierung verschiedener anderer Motorkomponenten gelang es Porsche unglaubliche 600 PS und aus dem Motor herauszuholen, was den GT2 EVO zum stärksten luftgekühlten 911er der Geschichte machte. Er war auch schnell: Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauerte in etwa 3,3 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit wurde mit 300 km/h angegeben. Der 3,6-Liter-Motor wurde mit einem Sechsgang-Getriebe ausgestattet, um die 600 PS auf die Hinterräder zu übertragen. Das Getriebe wurde neu abgestimmt, um die zusätzliche Leistung zu bewältigen, ebenso wie das Fahrwerk, die Aufhängung und die Bremssysteme. Für den Evo, der die modifizierte Karosserie des 911 GT2 übernahm, erlaubte das Reglement breitere Reifen. Die Kotflügel wurden daher noch weiter vergrößert. Aber das war noch nicht alles. Der Aerodynamik wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, mit einem sehr hohen Heckspoiler und einer völlig neu gestalteten Frontschürze mit großzügigen Lufteinlässen. Die Basis des 911 GT2 wurde mit einem geschweißten Sicherheitsbügel, Schnellverschlüssen für die Motorhaube, einem Air-Lift-System und seitlichen Lufteinlässen für den Turbolader verstärkt, und der optimierte Frontspoiler mit zusätzlichen Lufteinlässen wurde für die Belüftung der Bremsen und des Ölkühlers konzipiert. Die Frontpartie des EVO und des GT2 waren in Bezug auf Form und Größe ziemlich gleich. Beide hatten die gleichen breiten Radkästen, Scheinwerfer und Motorhaube (mit Ausnahme der zusätzlichen Lüftungsöffnung beim EVO). Der Stoßfänger des EVO war jedoch völlig neu gestaltet. Die Tagfahrlichter und die untere Entlüftung wurden entfernt, um Platz für zwei größere Lufteinlässe, zwei kleinere Kühlluftöffnungen und einen Renn-Abschlepphaken zu schaffen. Der Splitter wurde ebenfalls umgestaltet, um die Aerodynamik zu verbessern und den Luftstrom zu den vorderen Bremsen zu optimieren. Die Fronthaube erhielt Schnellverschlüsse und die Windschutzscheibe Sicherheitsschlösser. An den Seiten verpasste Porsche dem EVO größere Seitenschweller und neue, rennspezifische BBS-Felgen mit goldenen Speichen, die mit breiteren Hochleistungsreifen von Michelin ummantelt wurden. Die serienmäßigen Seitenscheiben wurden durch rennspezifische, leichte Paneele ersetzt. Im hinteren Bereich erhielt der ohnehin schon massive Flügel des GT2 noch einen weiteren Flügel, so dass eine zweistufige Aero-Vorrichtung entstand, die so hoch wie das Dach war. Die Motorhaube erhielt Schnellverschlüsse, während der Stoßfänger modifiziert wurde, um ein zusätzliches Paar Auspuffrohre in der Mitte aufzunehmen. Interessant ist auch, dass der übliche GT2″-Schriftzug auf dem Heckflügel durch ein GT“ ersetzt wurde. Der Innenraum des EVO war so renntauglich wie nur möglich. Im Gegensatz zum GT2, der auf dem RS basierte und ein traditionelles Layout für einen Straßensportwagen hatte, wurde der GT2 EVO nach FIA-Spezifikationen modifiziert. Das Armaturenbrett ist so ziemlich das einzige Merkmal, das vom Standard-GT2 übernommen wurde. Porsche fügte ein neues, mit Alcantara ummanteltes Lenkrad hinzu, um die Griffigkeit zu erhöhen, ersetzte die Türverkleidungen durch leichtere Elemente und entfernte den Teppich vom Boden und dem Mitteltunnel. Lediglich der Fahrersitz wurde beibehalten, aber der recht bequeme Ledersitz des GT2 wurde durch rennspezifische Recaro-Sitze mit Sabelt-Gurten ersetzt. Das Coupé wurde außerdem mit einem FIA-zugelassenen Überrollkäfig und einem Feuerlöschsystem ausgestattet. Der GT2 Evo blien einer der seltensten Porsches überhaupt, es wurden nur 11 Exemplare hergestellt, da Porsche beschloss, ihn 1996 durch den speziell für diesen Zweck gebauten 911 GT1 zu ersetzen. Zu den bemerkenswerten Ergebnissen von 1996 gehört ein zweiter Platz bei den 2 Stunden von Dijon. 1998 war bei weitem das erfolgreichste Jahr für den EVO mit Siegen bei den 4 Stunden von Paul Ricard und Mosport sowie 10 Podiumsplätzen bei verschiedenen Veranstaltungen in Europa und Nordamerika. Im Jahr 1999 gewann er zwei Rennen in Monza, und im Jahr 2000 triumphierte er zweimal bei der spanischen GT von Jarama. Der 911 GT2 EVO wurde auch in Daytona, Sebring und Le Mans eingesetzt, allerdings ohne nennenswerte Ergebnisse außer einem fünften und sechsten Platz in Daytona 1997 und einem sechsten Platz in Sebring 1996.