Die Explosion kommt bei knapp 4.500 Touren. Plötzlich werden die Arme lang. Das Lenkrad will sich aus den Händen winden, der Hinterkopf klebt an der Kopfstütze und die Pupillen werden weit, sehr weit. So fühlt sich ein Vierzylinder-Turbo an, wenn er nicht im Porsche 718 hinter dem Fahrer röhrt. Wenn er nicht aus dem Jahr 2016 stammt, sondern aus den 1980ern. Die Landstraße ist GT-Revier: Der Sitz mit dem schwarz-roten Nadelstreifenstoff liegt gefühlt nur ein paar Zentimeter über dem Asphalt. Neutral wedelt er durch die Kurven, tänzelt kaum mit dem Heck und neigt sich kaum zur Seite. Der tief eingebaute Vierzylinder und das Getriebe an der Hinterachse sorgen für eine gute Gewichtsverteilung.
Optisch wurde der 924 Carrera GT mit vorderen Kotflügeln, sowie Kotflügelverbreiterungen an der Hinterachse sowie die vordere Stoßstange mit Bugschürze aus Polyurethan (PU) mit 20% Glasfaseranteil sowohl leichter als auch beständiger gegen Rost und bieten generell mehr Stabilität. Durch eine dünnere Verglasung wurde weiter Gewicht reduziert und durch den größeren Heckspoiler der Auftrieb verringert.
Der Porsche Carrera 924 GT ist ein auf 401 Stück begrenztes Sondermodell, das im Jahr 1981 ausschließlich in drei Farben erhältlich war: rot, silber und schwarz. Etwa 200 Stück davon wurden nach Deutschland an sogenannte besondere Kunden geliefert. Dieser Wagen ist die Nr. 87 und wurde in der Farbe Diamantsilbermetallic am 23.01.1981 von Porsche in Dortmund ausgeliefert. Insgesamt sind drei Vorbesitzer dokumentiert, der erste Fahrzeugbrief ist noch vorhanden. Bis 1986 wurde der Wagen im Auslieferbetrieb gewartet. Ab diesem Zeitpunkt liegen Wartungsrechnungen bis zum aktuellen Zeitpunkt großteils von Porschezentren vor und dokumentieren genauso wie das originale Scheckheft mit kompletter Bordmappe den Pflege- und Sammlerzustand. Zuletzt wurde der Wagen im Juni 2020 einer kompletten Durchsicht mit großer Wartung unterzogen und u.a technisch in einer auf Transaxle spezialisierte Fachwerkstatt revidiert. Darüberhinaus erhielt das Fahrzeug Anfang 2021 eine neue Lackierung in der Originalfarbe bei dem auch alle original PU/Glasfaseranbauteile überholt und perfekt angepasst wurden. Ein neue HU wurde durchgeführt und neue Reifen wurden bereits aufgezogen. Der Wagen ist daher sofort einsatzfähig. Das Fahrzeug entstammt einer renommierten Sammlung seltener limitierter Sondermodelle. Dieses Modell eignet sich daher für Sammler und Hobby-Enthusiasten genauso wie Ralleyfahrer für historische Rennen, die ein adäquates Fahrzeug suchen, das im Fahrerfeld sicher einmalig ist und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird.
Darüber hinaus ist die Servicedokumentation über dieses Fahrzeug nachvollziehbar und neben der Bordmappe liegt der originale Fahrzeugbrief mit den drei Einträgen vor. Das original Scheckheft ist genauso wie der vollständige Schlüsselsatz noch wie zur Auslieferung Bestandteil dieses kompletten Pakets.
Fazit: Dieser Porsche 924 GT ist ein seltenes deutsches Fahrzeug in der Farbe Diamantsilbermetallic mit nachvollziehbarem Vorbesitz und Historie aus dritter Hand. Nicht zuletzt aufgrund der eingehaltenen Wartungsintervalle bei Porsche und dem letzten großen Service und technischer Revision in diesem Jahr handelt es sich um ein sehr gepflegtes und originales Fahrzeug. Dieses auf 400 Stück limitierte Sondermodell ist ein derzeit noch unterbewertetes Sammlerstück, das in den nächsten Jahren sein enormes Potential entfalten wird.
Fahrzeugbeschreibung:
Fahrzeughistorie:
Anhand der vorliegenden Unterlagen und original Fahrzeugbrief dokumentierte Historie:
Am 23.01.1981 erfolgte die Erstauslieferung durch das V-A-G Autohaus Süd Hülpert (Porschezentrum) an den Erstbesitzer.
Besitzwechsel am 26.05.1987 an den zweiten Eigentümer der das Fahrzeug bis 2013 in seinem Besitz hatte.
Am 20.12.2013 erfolgte der Besitzwechsel an den dritten Eigentümer.
Nach der Restauration wurden lediglich 800 Kilometer zurückgelegt.
Die dokumentierte Gesamtlaufleistung beträgt 192.500 km.
Wartungshistorie:
Die Fahrzeugwartung ist durch das original Scheckheft und Werkstattrechnungen belegt. Das Fahrzeug wurde regelmäßig bei Porsche gewartet. Motor und Getriebe wurden bereits überholt. Im Jahr 2020 wurde der Wagen einer kompletten technischen Revision in einer Münchner auf Transaxle Modelle spezialisierten Fachwerkstatt (Gerhard und Tobias Rau in Krailing) unterzogen und präsentiert sich daher in einem umfangreich gewarteten und gepflegtem Zustand. Anfang 2021 wurde das Fahrzeug vollständig in der Originalfarbe in einem Spezialbetrieb lackiert. Alle original Anbauteile aus PU/Glasfaser sind vollständig erhalten und wurden im Rahmen der Restaurierung überarbeitet.
Fahrzeugzustand und Bewertung (nach Kenntnis und Aussage des Fahrzeughalters, als auch eingängiger Begutachtung):
Gesamteindruck: Generell wenig Gebrauchsspuren. Innenraum Original mit leichten Gebrauchsspuren an der Seitenwange des Fahrersitzes. Sehr gepflegt und durchgängig u.a. im Porschezentrum gewartet.
Lack/Karosserie: Sehr gepflegter Allgemeinzustand, kein Rost oder Vorschäden erkennbar. Die PU/GFK Anbauteile befinden sich im überholten Originalzustand. Durch die Komplettlackierung Anfang 2021 befindet sich die Karosserie und der Lack nahezu in einem neuwertigen Zustand.
Zierleisten: Kaum Gebrauchsspuren.
Gummis und Dichtungen: Neuwertig, kaum Gebrauchsspuren.
Innenraum: Sehr guter Zustand, Sitze ohne erkennbare Schäden, Wange mit Gebrauchsspuren am Fahrersitz, hintere Sitze einwandfrei.
Technik/Elektrik: Alle Funktionen geprüft – zum Zeitpunkt ohne Mängel.
Fahrwerk/Lenkung: Ohne Auffälligkeiten.
Bremsen/Reifen: Ohne Beeinträchtigung. Reifen neu aus Juli 2018 (95% Profil).
Motor/Getriebe: Bei Standprobe und Probefahrt einwandfrei, ohne Auffälligkeiten, kein Ölverlust festgestellt. Motor und Getriebe wurden bereits laut Unterlagen vor etwa 10.000 km revidiert.
Unterboden: Ohne erkennbare Schäden.
Auspuffanlage/Wärmetauscher: Eigens für dieses Modell angefertigt für dauerhafte Standfestigkeit.
Modellgeschichte:
924 Carrera GT Typ 937 (1981)
Der Prototyp des Porsche 924 Carrera GT (Werkscode 937) wurde 1979 auf der IAA in Frankfurt vorgestellt. Er sollte die Leistungsfähigkeit des 924 unterstreichen und gleichzeitig einen Ausblick auf die Karosserieform des geplanten Porsche 944 geben.
Die Basis dieses Sportwagens bildete der 924 Turbo mit dem 2-Liter-Vierzylindermotor. Um die Motorleistung zu erhöhen, erhielt der Motor leichtere Schmiedekolben, gehärtete Nockenwellen und einen überarbeiteten Zylinderkopf mit einer von 7,5 : 1 auf 8,5 : 1 erhöhten Verdichtung. Der maximale Ladedruck des KKK-Turboladers wurde auf 0,75 bar angehoben und ein zusätzlicher Ladeluftkühler eingebaut.
Die Motorsteuerung erfolgte über eine sogenannte Hartig-Zündung, die die Leistung erhöhte und auch den Kraftstoffverbrauch mit rund 9,1 l auf 100 km relativ niedrig hielt. In dieser Version leistete der Motor 154 kW (210 PS) bei 6000/min. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 240 km/h und für die Beschleunigung von null auf 100 km/h benötigte das Fahrzeug 6,9 Sekunden.
Zur Motorleistung passend wurde ein überarbeitetes Getriebe eingebaut, das auf Wunsch durch ein Sperrdifferenzial ergänzt werden konnte. Um Gewicht zu sparen, griffen die Porsche-Entwickler auf den Motorsport zurück und gaben dem Wagen eine neue, leichte Abgasanlage. Der Carrera GT hatte serienmäßig vorne und hinten geschmiedete 7J×15-Fuchsfelgen und 215/60-VR-15-Breitreifen. Gegen Aufpreis konnten stattdessen auch größere Räder mit den Felgendimensionen vorn 7J × 16 mit 205/55-VR-16-Bereifung und hinten 8J × 16 mit 225/50-VR-16-Bereifung bestellt werden. Die Bremsanlage mit innenbelüftete Scheibenbremsen war vom Porsche 911 Turbo 3.3 übernommen.
Die Karosserie des Wagens hatte vorne und hinten verbreiterte Kotflügel aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Während die vorderen Kotflügel harmonisch in die Linienführung integriert waren und bereits die Form des 944 aufwiesen, waren die hinteren Kotflügel aufgesetzt. Ebenfalls waren die Bugschürze, die Seitenschweller und die auf der Motorhaube aufgesetzte Lufthutze aus GFK, um das Fahrzeuggewicht mit 1180 kg gering zu halten. Die Windschutzscheibe wurde mit der Karosserie bündig verklebt, um den cw-Wert von 0,34 trotz Kotflügelverbreiterungen beizubehalten.
Die Innenausstattung entsprach weitestgehend der des 924 Turbo und enthielt ein Dreispeichen-Lederlenkrad, einen Lederschaltknauf und mit schwarz-rotem Nadelstreifenstoff bezogene Sportsitze und Türtafeln. Als Sonderausstattung waren viele Extras wie z. B. eine Alarmanlage, ein Autoradio, elektrische Fensterheber, elektrische Außenspiegelverstellung, eine Klimaanlage usw. wählbar. Der Grundpreis für den Sportwagen lag bei ca. 60.000 DM.
Der Porsche 924 Carrera GT wurde nur 1981 in einer Auflage von 400 Exemplaren gebaut, von denen 200 in Deutschland verkauft wurden. Da das Fahrzeug die strengen Abgasvorschriften in den USA nicht erfüllte, durfte es dort nicht verkauft werden. Mit den sechs Prototypen zusammen ergibt sich eine Gesamtzahl von 406 gebauten Carrera GT.
Der Wagen diente als Grundlage für die Entwicklung der Rennwagenmodelle Carrera GTS, GTP und GTR, die Anfang der 1980er-Jahre erfolgreich in Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft wie z. B. dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingesetzt wurden.
Technische Details:
Motor: 4-Zylinder Reihenmotor mit Turboaufladung
Hubraum: 1.984 ccm
Leistung: 210 PS bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment: ca. 280 Nm bei 3.500 U/min
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Heckantrieb, Transaxlebauweise
Länge/Breite/Höhe: 4.230 / 1.735 / 1.275
Gewicht: ca. 1.180 kg
Sprint 0-100 km/h: 6,9 s
Top-Speed: 240 km/h
Sonderausstattung:
398 Außenspiegel für Fahrerseite -plan- elektrisch verstell- und beheizbar
567 Frontscheibe mit Grünkeil
573 Klimaanlage
974 Kofferraumabdeckung