In gut anderthalb Jahren hat die Content-Creatorin Livia aus Zürich sich in der Auto-Szene einen Namen gemacht. Besonders Autos einer Marke sieht man besonders häufig im Instagram-Feed von WithLiv, wie sich Livia dort nennt. Ich hatte vor kurzem das Vergnügen, Liv kennenzulernen. Sie erzählte mir, wie das Auswendiglernen von Automarken-Badges auf dem Schulweg und das Erstellen von Excel-Tabellen über die Jahre eine große Auto-Leidenschaft wurde. So viel vorweg: Livs Weg war alles, außer gewöhnlich.
Mein Name ist Livia, die meisten kennen mich aber als Liv. Ich bin 28 Jahre alt, komme aus Zürich und bin ausgebildete Mediengestalterin für Werbetechnik. Ich hatte beruflich mit Grafik-, Web- und Innendesign zu tun. Seit etwa bald einem Jahr bin ich selbstständig als Automotive Content Creator. Meine Arbeiten dokumentiere ich vorwiegend auf Instagram. Dort findet man mich unter WithLiv. Ein YouTube-Kanal ist in den Startlöchern.
Niemand in meiner Familie hat etwas mit Autos zu tun. Die Hälfte hat nicht mal einen Führerschein. Die Faszination kam ganz von allein. Ich habe zum Beispiel auf dem Schulweg schon früh angefangen, mir Nummernschilder einzuprägen. Die Kombination aus Buchstaben und Zahlen konnte ich mir irgendwie gut merken. Kurz danach fing ich an, die Markenlogos und Modelle zu lernen. Besonders die mit Pferden im Wappen hatten ihren Reiz. Und diese Wappen habe ich dann Zuhause aus dem Gedächtnis nachgezeichnet.
Ich hatte immer schon andere Interessen als meine Freundinnen, wie Fußball, Zocken und eben Autos.
Livia, alias WithLiv
Als etwa neun Jährige habe ich mit Auto-Quartett Karten gespielt und mit meinem Taschengeld angefangen, Auto-Magazine zu kaufen und die gelesen. Darin habe ich dann die Spezifikationen mit einem Textmarker angestrichen und später in eine Excel-Tabelle auf meinem Laptop eingetragen. Ich hatte damals noch kein WLAN! (lacht) Heute erkenne ich so gut wie jede Automarke auf der Straße. Modelltypen und deren Motorisierungen zu nennen, mache ich jeden Tag zu einem Spiel.
Liv fotografiert heute am liebsten Porsches. Die Leidenschaft begann schon früh in ihrer Kindheit auf dem Schulweg.
Und irgendwann fiel mir auf dem Schulweg ein roter Porsche 964 Targa auf. Cabrios waren damals sehr selten vertreten und er stand immer am selben Parkplatz. Den fand ich schon sehr cool. So richtig den Stein ins Rollen brachte ein Poster, wie bei vielen anderen Kids zu dieser Zeit. Bei mir war es ein lizardgrüner Porsche 991 GT3 RS. Spätestens ab da hatte ich ein ganz besonderes Verhältnis zur Marke Porsche.
Als ich mein erstes Handy bekam, begann ich, regelmäßig Autos abzuknipsen, die mir besonders ins Auge fielen. Anfangs hatte ich noch ein aufklappbares Samsung-Handy, mit dem ich fotografiert habe. Die Fotogalerie auf dem Handy war bei mir schon als Teenager voll mit Autos. In Zürich fahren zwar schon unendlich viele Exoten, doch ich wollte noch mehr sehen. Deshalb bin ich mit 15 Jahren schon regelmäßig nach Genf gefahren, um nahe an den neuesten Sportwagen zu sein. Auch die Auto Zürich, die größte Automesse der Region, war ein Fixtermin für mich.
Ziemlich zeitgleich zu meinem ersten Auto habe ich mir 2022 eine Kamera gekauft und mir das Fotografieren beigebracht. Mein erstes eigenes Auto war ein handgeschalteter Renault Mégane RS und den habe ich auch heute noch. Deshalb bin ich auch zuerst in die French Car Community gekommen. Mein erstes Autotreffen war eins speziell für französische Autos mit vielen Alpines und Renaults. Die Stimmung gefiel mir super und ich war seitdem fast jedes Wochenende auf Autotreffen unterwegs. Egal ob Supercars, V8-Treffen, Porsche-Treffen oder einfach Cars & Coffees in der ganzen Schweiz.
Ich bin eigentlich ein sehr sicherheitsliebender Mensch, wollte ursprünglich mal Polizistin werden! Ich dachte mir, man darf dann schneller fahren als erlaubt und es gibt Action. Ich mag es, wenn etwas los ist! Doch ich entschied mich für einen Weg im Kreativen und machte eine vierjährige Ausbildung als Gestalterin für Werbetechnik. Ich habe dort Autos foliert, beschriftet, Designs entworfen und vieles mehr.
Zu dieser Zeit war mein Handy voll mit Auto-Fotos, für die sich auf meinem privaten Instagram-Account aber niemand interessierte. Also habe ich mit WithLiv einen neuen erstellt, bei dem sich alles um Autos dreht. Das war eigentlich nur zum Spaß. Ich hatte keine wirklichen Ambitionen für eine berufliche Neuorientierung. Doch der Kanal entwickelte sich sofort richtig gut!
Irgendwann kam ich zu dem Schluss, ich sollte es wagen.
Ich machte mir viele Gedanken, ob ich es nicht als selbstständige Content Creatorin versuchen sollte. Mit meinem alten Arbeitgeber hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Ich war fast acht Jahre in dem Betrieb und immer loyal. Ich redete mit meinem Chef ganz offen. Er ermutigte mich, meiner Passion nachzugehen. Irgendwann kam ich zu dem Schluss, ich sollte es wagen. Schließlich habe ich keine Kinder und keine größeren Risiken. Einen Plan B und Plan C habe ich in der Hinterhand.
Es war einer der mutigsten Schritte in meinem Leben! Doch ich habe ihn nicht bereut. Die Interaktion mit den Fahrzeugen ist großartig. Ich arbeite gern mit dem Auto. Je mechanischer, desto besser. Es darf auch etwas nach Benzin riechen. Ein Auto muss für mich nicht immer clean sein. Die freie Zeiteinteilung kommt mir als Nachteule auch sehr entgegen. Deshalb mache ich übrigens auch besonders gern Shootings bis zum Sonnenuntergang.
Besonders klassische Porsches faszinieren Liv und sind deshalb oft im Fokus auf WithLiv.
Ich mag auch das gemeinsame Kreieren und sich vernetzen mit anderen Creatorn sehr. Es ist ein schönes Gefühl, zusammen die Autos von ihrer bestmöglichen Seite zu zeigen, das Zusammenspiel zwischen Fahrer und Auto auf Bildern und Videos darzustellen. Die Schweizer Bergpässe bieten dafür eine geniale Szenerie. Dort einzigartige Autos, oder Unicorns, wie ich sie gern nenne, abzulichten, liebe ich. Auch spezielle Folierungen und Motorisierungen finde ich spannend. Es ist schon unglaublich, dass das zu meinem neuen Alltag gehört!
Einige! Ich durfte schon so tolle Autos fahren… zum Beispiel einen Lexus LFA mit V10 oder ein handgeschalteter Porsche 991 GT3 und 992 GT3. Der gehört natürlich zu meinen Lieblingen. Auch ältere Autos bleiben mir immer besonders im Gedächtnis. Je älter und mechanischer, desto besser. Man hört viel mehr, die Autos klappern und zittern, es bebt… Die Erfahrung ist so roh und gefällt mir einfach. Was nicht heißt, dass ich einen 992 nicht so toll finde. Es ist eben ein viel moderneres Auto mit diversen Assistenzsystemen und deutlich komfortabler. Die tollen Interieurs mit guter Soundanlage, Sitzheizung und besonders Lenkradheizung haben auch etwas für sich.
Ganz konkret war die erste Fahrt in einem klassischen Porsche ein tolles Erlebnis. Das war ein 1985er Porsche 911 Carrera 3.2 Coupé. Aber auch meine zweite Begegnung mit einem Porsche 930 Turbo werde ich nicht vergessen. Auf einem Treffen hatte ich einen in Martini-Lackierung entdeckt und gepostet. Kurz darauf hat sich der Eigentümer des Autos bei mir über Instagram gemeldet und wir haben uns in Zürich für ein Photoshooting getroffen. Er hat mir die Schlüssel anvertraut und mich eine ordentliche Runde fahren lassen. Das war eine großartige Erfahrung!
Ich weiß zum Einen viel über die Geschichte Porsches und kenne fast jedes Modell. Porsche hat halt für jeden Etwas. Jedes Auto ist ikonisch. 959 oder Carrera GT sind zum Beispiel echte Unicorns. Und es sind nicht nur die Autos. Porsche bietet auch darüber hinaus sehr viel. Die Community ist großartig, es gibt unglaublich viele Kreative in der Porsche-Welt und auch die Events sind immer exzellent. Es stecken viele kluge Köpfe dahinter, egal ob jung oder alt und aus den unterschiedlichsten Bereichen. Sie holen einfach jeden ab und das finde ich richtig cool. Ich denke nicht groß über andere Marken nach, weil Porsche für mich einfach zu den besten gehört! Das klingt total Mainstream, aber mein Feed ist nicht ohne Grund mehrheitlich mit Porsche-Content gefüllt!
Shootings in Kalifornien am Strand mit den Autos direkt am Meer, das wäre toll. Schließlich haben wir das in der Schweiz leider nicht. Ich hatte relativ lange ein Wallpaper mit einem klassischen Porsche am Strand, darauf ein Surfbrett, in total idyllischer Atmosphäre. So etwas würde ich gern auch mal machen. Das wäre ein tolles Shooting. Am liebsten mit einem Porsche 992 Sport Classic oder einem originalen 911 Carrera RS 2.7. Bei der Gelegenheit würde ich total gern die California State Route in einem klassischen Porsche Coupé oder Spyder entlangfahren.
Obwohl ich die Alpenstraßen vor der Haustür habe, bin ich noch nie einen ganzen Tag lang nur Bergpässe gefahren. Das würde ich am liebsten in den Dolomiten oder Vogesen mal machen. In einem relativ modernen, handgeschalteten Auto. Vielleicht ja einem 997, 991 oder 992. Aber auch Südafrika muss traumhaft sein. Ich sehe immer wieder Bilder der Küstenregion mit dieser atemberaubenden Landschaft und den Tieren. Dort mit einem 356 Speedster in den Sonnenuntergang zu fahren, wäre schon ein absoluter Traum.
Einfach anfangen! Mir schreiben viele Leute und fragen, wie ich zu den Autos komme. Anfangs habe ich einfach geparkte Autos fotografiert und gepostet. Später bin ich dann auf Auto-Events gefahren – Treffen, Rennen, Ausstellungen und Cars & Coffees. Dort kommen die Autos geputzt hin und die Leute wollen, dass ihre Autos auch gesehen werden. Anfangs muss man da sehr viel auf eigene Kosten in der Freizeit machen und unbedingt dranbleiben.
Ein weiterer, in meinen Augen sogar noch wichtigerer Punkt ist es, sich auf seine eigenen Skills und den eigenen Stil zu fokussieren. Oft werden bestimmte Blickwinkel, Captions und Video-Ideen gewissermaßen kopiert. Ich denke, man sollte da lieber seiner eigenen Leidenschaft und Kreativität freien Lauf lassen. Ein eigener Stil gibt Bildern etwas Persönliches, wie eine Signatur.
Auf meiner persönlichen Wunschliste wäre dann vermutlich ein Porsche 911 S/T mit Heritage Design Paket sehr weit oben. Auch der Porsche 930 Turbo wäre ein Traum. Aber ich habe immer schon gesagt, dass ich als erstes lieber ein schönes Haus hätte, und erst dann das schöne Auto ausgewählt wird. Man gewöhnt sich sehr schnell an ein Auto. Und selbst wenn man sich heute denkt, ein S/T oder GT3 RS ist so krass, dass man das nicht mehr toppen kann, schon nach kurzer Zeit ist der Bedarf nach „Mehr“ real. Mich macht vor allem die Abwechslung verschiedener Autos glücklich.
„Mich macht vor allem die Abwechslung verschiedener Autos glücklich.“ – Livia, alias WithLiv
Gehe deinen Leidenschaften nach, um deine Träume zu verwirklichen. So sehr ich mir einen eigenen Porsche wünsche – vergiss nie, die kleinen Dinge zu schätzen. So wirst du auch für das Große dankbar sein. Fahrt Auto, solange wir es noch können! Genießt Autos mit allen Sinnen – riechen, hören, spüren… Das lässt zumindest mein Herz höher schlagen!
Die Bilder wurden freundlicherweise von Liv (WithLiv auf Instagram) zur Verfügung gestellt.
Richard Lindhorst ist Elferspots Chefredakteur und lebt in Norddeutschland. Sein Leben dreht sich nahezu 24/7 um Autos und Motorräder. Du hast einen Tipp für eine Story oder möchtest einfach mit ihm in Kontakt kommen? Du findest ihn auf Instagram unter @rchrdlndhrst.
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