1951 nahm Porsche erstmals am 24h-Rennen von Le Mans teil. Spätestens seit diesem Einsatz zweier Porsche 356/4 SL Coupés ist Motorsport, oder Rennsport, ein zentraler Bestandteil der Zuffenhausener Firmen-DNA. Immer mit dabei war ab Mitte der 50er Jahre auch der sogenannte Renndienst, um Werkseinsätze, aber auch Privatiers zu unterstützen. Als Rückgrat des Renndienstes, sozusagen als Star im Verborgenen, kamen ein paar heute legendäre Volkswagen Transporter zum Einsatz. Doch was genau waren die Aufgaben des Porsche Renndienstes? Und welchen Zweck hatten die Porsche Renndienst Bullis dabei?
Nachdem Porsche 1951 auf Anhieb einen Klassensieg in Le Mans errang, wurde das Motorsport-Programm in den folgenden Jahren massiv ausgebaut. Um die Zuverlässigkeit der eigenen Produkte zu untermauern, wählte Porsche dabei vor allem Langstreckenrennen, an denen verhältnismäßig seriennahe Fahrzeuge zum Einsatz kamen. 1952 entschied sich Porsche daher neben dem Le Mans Einsatz, der abermals einen Klassensieg einbrachte, zur Teilnahme an der Mille Miglia. Diese Rallye führte über 1.574 Kilometer aus dem lombardischen Brescia bis nach Rom und wieder zurück. Zwei Porsche 356 1100 sollten dort an den Start gehen.
Wie schon bei den 24h von Le Mans konnte Porsche auch bei der Rallye quer durch den „Stiefel“ im ersten Anlauf einen Klassensieg einfahren. Im Gegensatz zu den Einsätzen auf dem französischen Rundkurs konnte Porsche diesen Erfolg 1953 jedoch nicht wiederholen. Die erfahrenen italienischen Teams um Ferrari und Lancia schlugen zurück, Porsche blieb trotz zahlreicher eingesetzter 356 sowohl in der Klasse als auch im Gesamtklassement nur ein Mittelfeldplatz.
1954 brachten die Zuffenhausener mit dem neuen Porsche 550 Spyder ein reinrassiges Renngerät mit nach Brescia. Hans Hermann und Herbert Linge sollten im neu entwickelten Sportwagen wieder an die Erfolge der Premierensaison anknüpfen. Und dazu warf das Duo alles in die Waagschale. Die Piloten entgingen nur knapp einem Schnellzug, in dem sie mit geducktem Kopf unter einer geschlossenen Bahnschranke hindurchsausten. Da Hermann nicht mehr vor der Schranke abbremsen konnte, trat er auf’s Gas, bedeutete Linge „Kopf ‚runter!“ und es entstand eine Geschichte für die Ewigkeit.
Doch ein weiteres Fahrzeug war bei der 1000-Meilen-Rallye erstmals zugegen: Der Porsche Renndienst Bulli. Es handelte sich um einen Volkswagen T1 Transporter, der in auffälligem Dunkelrot lackiert wurde und von außen mit „PORSCHE RENNDIENST“ beschriftet wurde. Der Porsche Renndienst Bulli wurde ab sofort zum treuen Begleiter der Rennabteilung auf den Reisen zu den europäischen Strecken, Bergrennen und Rallies.
Für jeden Renneinsatz brauchte es auch schon in den 1950er Jahren Personal und Material. Während die Autos selbst entweder auf Achse oder per LKW zur Strecke transportiert wurden, mussten auch Mechaniker und Ersatzteile an die Strecken gelangen. Genau dafür gibt es seither den Porsche Renndienst. Dem gehören speziell qualifizierte Mechaniker und Ingenieure an, um bei privaten und auch Werkseinsätzen im Motorsport technische Unterstützung zu gewährleisten.
Besonders bei den damals häufigen Bergrennen oder Straßenrennen gab es jedoch spezielle Herausforderungen. Oft waren die Zufahrtsstraßen oder Parkplätze gar nicht ausreichend groß, um dort größere LKW zu parken. Zumal diese nicht so schnell an einen anderen Standort verlegen konnten. Das bedeutete, Porsche benötigte für den Renndienst kleinere Fahrzeuge, die Ersatzteile, Aggregate und natürlich auch Mechaniker transportieren konnten.
Was wäre da naheliegender gewesen, als die luftgekühlten Transporter von Volkswagen entsprechend umzubauen? Aus dem Typ 1 Transporter baute Porsche die Renndienst Bullis auf. Hinter der Sitzreihe ging es direkt los mit Regalen und Werkbänken. Die Ladeböden wurden verstärkt und angepasst, sodass auch Motoren und Getriebe sicher transportiert werden konnten. Auch an die Beleuchtung wurde gedacht. Schließlich liefen die Rennen damals häufig auch durch die Nacht. Während des Stand-By fungierten die Porsche Renndienst Busse außerdem als improvisierte Schlafgelegenheit.
Die Transporter des Typs T1 wurden im Laufe der Jahre vom Typ 2 Transporter ersetzt. Sie gab es beispielsweise als Pritsche, die von den Weissacher Ingenieuren gern auch für Späße und Fotos genutzt wurde. Natürlich gab es auch zahlreiche weitere Nutzfahrzeuge in der Flotte des Porsche Renndiensts. Die Transporte wurden zunächst durch MAN Diesel-LKW gefahren. In Kooperation mit BP wurde auch schon mal ein Setra Reisebus umgebaut.
Anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Marke Porsche ließ Porsche die Renndienst Bullis wieder aufleben. Pünktlich zum Festival of Dreams zeigten sie eine Studie namens Vision Renndienst. Es handelte sich dabei um eine sehr frühe Designstudie, die Porsche im Zusammenhang mit der Porsche: Unseen Kampagne vorstellte. Zugegebenermaßen hatte die Studie auch kaum Verwandtschaft mit dem ursprünglichen Renndienst-Bulli.
Deutlich funktionaler war da schon der von Porsche Niederlande 2023 vorgestellte Volkswagen ID.Buzz und Porsche Taycan Sport Turismo im Renndienst-Design. Die Porsche AG war von der Idee derart angetan, dass in der Porsche Carrera Cup Saison 2023 immer auch ein Renndienst ID.Buzz mit dabei war.
Das traditionsbewusste Unternehmen Porsche nutzt die charmanten Renndienst-Transporter natürlich immer wieder gern für Werbemaßnahmen. Schließlich genießen die Bullis absoluten Kultstatus. Mittlerweile dienen die Fahrzeuge allerdings eher selten dem Teiletransport und stattdessen als Foodtruck. Das zeigt allerdings auch, wieso Porsche überhaupt zum Bulli als Renndienst-Fahrzeug gegriffen hat. Seine Vielseitigkeit war ein echtes Faustpfand. Dadurch wurde der VW Bus für lange Zeit zum Rückgrat der Porsche Rennabteilung.
Vielen Dank an das Hans-Peter Porsche Traumwerk, dass wir den wunderschön restaurierten Renndienst-Bulli kurz entführen durften! © David Fierlinger, Elferspot
Elferspot Magazin