Das Vater-Sohn-Duo Gerhard Stefan und Philipp Göller machte sich mit den Porsche 911 Backdates aus der GS Manufaktur in der Porsche Szene schnell einen Namen. Die individuell gestalteten Elfer aus Baden-Baden bestechen mit modernster Technik, kunstvoll gestalteten Carbon-Karosserieteilen und sehr stimmiger Optik. 2024 wagt die GS Manufaktur den nächsten Schritt. Erstmals bringen sie mit dem GS964 Roadster ein Porsche 911 Backdate als Cabrio an den Markt. Was den Backdate ausmacht und wo die größten Schwierigkeiten lagen, verriet mir Philipp bei einem ausführlichen Rundgang um die neueste Kreation aus dem Hause GS Manufaktur.
Fahrzeuge aus der GS Manufaktur haben ein ganz bestimmtes Look & Feel, wie man so schön sagt. Wer sich etwas intensiver mit der Porsche Backdate/Restomod-Szene beschäftigt, wird vermutlich auf Bildern relativ zielsicher einen „GS“ erkennen. Der Hüftschwung, die vom 911 F-Modell inspirierte Front, Radgrößen, die Materialauswahl der Zierteile… Backdates aus Baden-Baden stechen hervor. Genau diese besondere Ästhetik der GS Backdates wünschte sich ein Kunde in Form eines Cabrios.
Die Argumentation war schlüssig. „Der Kunde sagte, er würde das Auto sowieso nur bei schönem Wetter und Sonnenschein fahren. Daher fragte er, ob wir ihm nicht auch ein Cabrio bauen könnten“, erklärt Philipp Göller, Geschäftsführer der GS Manufaktur. Das Lastenheft war kurz und präzise: Es sollte ein GS werden, nur eben als Cabrio – klassisch elegant, sportlich und auch mit offenem Dach ein echter Hingucker. Die Herausforderung reizte den erfahrenen Backdate-Konstrukteur Göller. Allerdings gab es auch Zweifel: „Wir waren anfangs skeptisch, fragten uns, ob ein Cabrio-Dach wirklich zum Bild des Autos passen würde – schließlich gab es sowas bis dato noch nicht.“
Zunächst machte sich das Team der GS Manufaktur an ein paar Entwürfe, um ein Gefühl für die Ästhetik zu bekommen. „Wir haben natürlich versucht, durch Renderings und verschiedene Modelle ein möglichst genaues Bild zu bekommen“, erklärt Göller. Es sei dabei vornehmlich um die Frage gegangen, wie die bestehenden Karosserieteile mit einem Cabrioverdeck in Einklang zu bringen waren. Schließlich gab es noch von keinem namhaften Backdate-Hersteller überhaupt ein Cabrio. „Irgendwann waren wir an dem Punkt, dass wir einfach loslegen und ausprobieren mussten“, erinnert sich der Kopf hinter den GS-Backdates.
Wir sind ursprünglich mit dem Ziel angetreten, ein Auto genau nach unseren Vorstellungen zu bauen. Jeder Kunde, der bei uns eine Restauration angeht, soll diese Fähigkeit und Freiheit genauso erleben.
Philipp Göller, GS Manufaktur
Die Basis bildete ein Porsche 964 Cabrio, das komplett zerlegt und bis auf die Rohkarosserie freigelegt wurde. Die erste Herausforderung wurde auch direkt zur größten, schließlich mussten die bestehenden Carbonteile an die Cabrio-Karosse angepasst werden. Das bedeutet: Seitenwände, Kotflügel, Hauben und Spoiler. Klar war außerdem, dass das Cabriolet stromlinienförmiger werden sollte, als serienmäßigen Porsche Cabriolets der Zeit. Freudestrahlend erinnert sich Philipp an den ersten Zusammenbau. „Der lief erstaunlich reibungslos. Nach dem Lackieren in „schwarz 1010″ waren wir uns sicher, dass der GS964 Roadster optisch ein Erfolg werden würde“.
Doch ein entscheidender Punkt stand noch aus: das Verdeck. Hier arbeitete die GS Manufaktur eng mit einem Sattlermeister zusammen, um die passende Außenhaut für den GS16 zu entwickeln. „Wir hatten ursprünglich ein 993-Verdeck im Auge. Das wirkt schlanker, weil es keine Klappscheibe und Reißverschlüsse hat“, erklärt Göller. „Außerdem wollten wir einen Alcantara-Innenhimmel montieren. Das war beim 964-Verdeck so nicht möglich.“
Dazu steckte er mit Clemens Klein von CK-Cabrio die Köpfe zusammen. Gemeinsam adaptierten die Perfektionisten das vollelektrische Verdeck eines 993. Durch reduzierte Nähte und ein nochmals schlankeres Design erzeugten sie somit ein reduziertes, stromlinienförmigeres Erscheinungsbild. „In meinen Augen haben wir die Schönheit des 993-Verdecks nochmals besonders betonen können.“
Das Ergebnis ähnelt dem Stil des modernen 991-Verdecks und gibt dem GS964 Roadster eine unverwechselbare Silhouette. Das Verdeck ist mit einem neuen Verdeckhimmel ausgestattet, der in cognacfarbenem Alcantara erstrahlt – ein Detail, das es beim 964 ursprünglich gar nicht gab.
Philipp Göller, GS Manufaktur
Ein nicht minder große Rolle spielt im Segment der hoch-individualisierten Porsche 911 Backdates natürlich auch das Interieur. Eine stimmige Gesamtkomposition ist bei einem Backdate in Cabriolet-Format sogar noch essenzieller. Schließlich gibt ein offenes Verdeck unverhohlen den Blick auf den Fahrgastraum frei. Der GS16 sollte einen eleganten Kontrast zwischen Exterieur und Interieur bieten. Deshalb fiel die Farbwahl auf eine Kombination aus schwarzem und cognacfarbenem Leder als Gegenpol zur schwarzen Karosserie.
Im 964 Cabrio Backdate der GS Manufaktur trifft dabei klassische Ästhetik auf modernes Handwerk. Die Schalensitze mit Retro-Kopfstützen zeichnen sich durch einen besonderen Materialmix aus. Die Sitzmittelbahnen bestehen nicht einfach nur aus Flechtleder, sondern einer Kombination aus Flechtleder und Alcantara. Dadurch ergibt sich eine sehr interessante Textur und Haptik. Außerdem wurden die Einstiege sowie der Mitteltunnel für einen noch „cleaneren“ Look ebenfalls beledert.
Zwar spielt in dieser Fahrzeuggattung der Motorklang die erste Geige, doch auf Verbindungsetappen oder dem Weg zur Arbeit sollte auch das Radio gut klingen. Dazu griff die GS Manufaktur beim ersten Porsche 911 Backdate Cabrio auf ein Vier-Wege-Lautsprechersystem mit High-End-Verstärker und hoher Pegelfestigkeit zurück.
Das extrem harmonische Gesamtbild des Porsche 911 Backdate-Cabriolets aus Baden-Baden ergibt sich auch durch einen gekonnten Materialmix. Die Aluminium-Kegel der Instrumente verfügen über das gleiche Oberflächen-Finish wie der aus vollem Aluminium gefräste Schaltknauf. Beim Blick am Momo Prototipo-Lenkrad vorbei durch das Seitenfenster fällt neben den Scheibenrahmen auch der Seitenspiegel ins Auge. Erst ebenso ein Aluminium-Frästeil mit matter Oberflächenbescheichtung.
Durch eine spezielle Oberflächenbehandlung sind sämtliche Zierteile in einem matten Aluminium-Finish gehalten.
Und überhaupt zieht sich genau dieser Stil auch über das komplette Fahrzeugexterieur hinweg durch. Zum Beispiel sind der zentral in der Fronthaube angebrachte Tankdeckel oder die Lüftungsgitter im elektrisch ausfahrbaren Heckspoiler aus dem gleichen Material gefertigt. Jedes Zierteil, wie der Scheibenrahmen, die Scheibenwischerarme oder sogar die Wischwasserdüsen setzen matte Aluminium-Akzente.
All diese Kleinigkeiten machen am Ende doch einen gewaltigen Unterschied. Sie sind entscheidend für den Gesamteindruck, die Qualitätsanmutung und transportieren ein besonderes Flair, das nur wenige Autos überhaupt vermitteln können. Genau dieses Gefühl, dass alles am Auto auf den Leib geschneidert wurde, macht Porsche 911 Backdates nun mal aus. Und hier punktet der GS964 Roadster auf ganzer Linie.
Wie von den Badenern nicht anders zu erwarten war, wurden keine Mühen gescheut, den GS16 nicht nur optisch, sondern auch fahrerisch zu einem echten GS-Backdate zu machen. Natürlich wurden alle Systeme grundlegend überholt oder erneuert. Doch besonders das neu entwickelte Fahrwerk hebt Göller hervor. „Mit einem neuen Kooperationspartner haben wir ein völlig neues Fahrwerk entwickelt. Dieses Upgrade hebt die Fahrdynamik des GS16 auf ein völlig neues Level“, berichtet Philipp von der Premiere der neuen Dämpferabstimmung im ersten Porsche 911 Cabrio Backdate seiner Firma.
Unter der Haube des GS16 wartet ein lebhafter 3,8-Liter-Motor mit etwa 330 PS. Das stellt die mittlere Ausbaustufe im Programm der GS Manufaktur dar. Auf Wunsch sind auch Optionen mit 3,6 oder 4,0 Litern Hubraum im GS964 Roadster lieferbar. Um dem Leistungsplus bei gleichzeitig geringerem Gewicht Herr zu werden, wählte Göller die Bremsanlage vom 993 Carrera RS. Die Kombination aus bewährten und speziell für das 911 Backdate Cabrio entwickelten Teilen macht den GS16 auch zu einer technisch ausgewogenen Komposition – exakt so, wie man es von einem GS erwartet.
Für den Kunden, einen britischen Unternehmer, der viel Zeit in Hongkong verbringt, war der GS16 ein ganz besonderes Projekt. Mit Ausnahme der Farbkombination ließ er Göller nahezu freie Hand, obwohl es bislang weder aus der GS Manufaktur, noch von anderen Größen der Szene ein Porsche 911 Backdate als Cabrio gab. Einen Rechtslenker baute die GS Manufaktur vorher ebenfalls noch nicht.
Das Vertrauen ging laut Göller sogar noch weiter: „Unser Kunde sah das Auto erst nach der endgültigen Fertigstellung zum ersten Mal“. Die Auslieferung übernahm der Chef kurzerhand selbst. „Wir haben das Auto bei unserem Kunden persönlich im Südwesten Englands übergeben. Es stand unter einem Präsentationstuch mit roter Schleife in seiner Auffahrt. Als ich das Tuch abgezogen habe, war er total überwältigt“, erzählt Göller.
Besonders ist übrigens auch die Geschichte vor der Bestellung. Ein Freund und Geschäftspartner erzählte dem Kunden von seinem Plan, einen GS Backdate zu bestellen. „Der Kunde war von der Idee sofort gepackt und wandte sich ebenso an uns“, erinnert sich Philipp Göller. Etwa 18 Monate später konnten nun beide Fahrzeuge, der GS16 und der GS17 übergeben werden.
„Ich fahre mit dem Auto eh nur bei schönem Wetter“ – Das Motiv für ein Cabrio ist so simpel wie naheliegend. Backdates oder Restomods sind zumeist Fahrzeuge, die zu besonderen Anlässen aus der Garage geholt werden, sofern das Wetter passt. Warum also nicht das Erlebnis und die akustische Untermalung mit offenem Dach zelebrieren und genießen?
Unsere Mission war es, die typischen Merkmale unserer bisherigen GS auf ein Cabrio zu projizieren. Ich denke, das Ergebnis spricht für sich und wir haben damit ein neues Kapitel in der Geschichte der GS Manufaktur aufgeschlagen und einen neuen Reiz in der Backdate-Szene geschaffen.
Philipp Göller, GS Manufaktur
Mit dem GS16 gelang der GS Manufaktur schon im ersten Versuch ein Porsche 911 Backdate Cabriolet, das aus jedem Blickwinkel sofort ins Schwarze trifft. Keine Linie ist zu viel, die Proportionen sind ausgewogen und das Fahrzeug ist veredelt mit zahlreichen geschmackvollen Details. Das Gefühl, ein solches Auto zu erleben ist ohnehin ein Fest für die Sinne. Weht einem nun auch noch der Wind durch’s Haar, während man die Gerüche der Umwelt intensiv wahrnimmt und das süchtig machende Ansauggeräusch aus den Carbon-Trichtern hört, hievt es das Erlebnis auf ein nochmals höheres Niveau.
Die Kombination aus zeitloser Ästhetik, moderner Technik und Handwerkskunst macht den GS964 Roadster zu einem echten Highlight im hart umkämpften Backdate-Segment. Die Liebe zum Detail, die in jedes einzelne Element dieses Fahrzeugs eingeflossen ist, macht es zu einem unvergleichlichen Erlebnis – sowohl für den Fahrer als auch für jeden, der das Glück hat, dieses Auto auf der Straße zu sehen.
Elferspot Magazin